MAXIM, das internationale Männermagazin, im Interview mit Nationaltorhüter Robert Enke
Berlin (ots)
Deutschlands bester Torhüter heißt Robert Enke (31). Im Interview mit MAXIM, dem internationalen Männermagazin, spricht er über unfähige Kritiker, Oliver Kahn und Arbeitslosigkeit. In letzter Zeit wird von Experten gern vom modernen Torwart gesprochen. Was ist das, ein moderner Torwart? "Ach, letztendlich kommt es noch immer darauf an, den Ball festzuhalten. Ehrlich gesagt, geht mir das Gerede vom modernen Torwart ein wenig auf die Nerven. Das Problem ist, dass jeder glaubt, mitreden zu können. 95 Prozent der Journalisten, die über mich berichten, haben kein spezielles Fachwissen zum Torwartspiel. Das ist, als würde ich über Maschinenbau oder Brötchenbacken reden." Worin unterscheidet er sich im Vergleich zu früheren Nationaltorhütern wie Oliver Kahn und Jens Lehmann? "Ich weiß, dass ich kein Einzelkämpfer bin, der Spiele allein gewinnen kann. Ich brauche das Team. Verstehen Sie mich nicht falsch: Kahn war zwar nie mein Vorbild. Aber er hat mich als Torwart schon beeindruckt. Ich denke, die Torhüter, die jetzt in der Nationalelf spielen, haben eine andere Art der Kommunikation. Sowohl nach außen als auch untereinander." Fand er die Art, wie Kahn und Lehmann miteinander umgegangen sind, okay? "Nein. Mehr geärgert hat mich allerdings, dass die Meldung, Jens Lehmann sei die Nummer eins, in der Tagesschau gesendet wurde. An dem Tag ist Wichtigeres in der Welt passiert, es sind Leute gestorben..." Was geht ihm durch den Kopf, wenn er bei einem Länderspiel auf dem Platz steht und die Nationalhymne läuft? "Ich singe mit und ich bin stolz. Die Bedeutung des Spiels wird dir noch einmal klar - und ich denke manchmal daran, dass mir fast ganz Deutschland auf die Finger schaut. Das macht mich nicht verrückt. Aber ich weiß eben, dass ein Fehler in einem WM-Qualifikationsspiel ganz andere Auswirkungen hat als ein Patzer bei einem Bundesligaspiel. Manchmal schaue ich ins Publikum, ob ich dort jemanden erkenne. Passiert aber fast nie." Gegen Finnland hat er drei Gegentore kassiert. Was war sein erster Gedanke nach dem letzten Tor? "Scheiße! (lacht) Sekunden vorher hatte ich einen sehr schwierigen Ball zur Ecke abgewehrt, der erste wichtige Ball, den ich im Spiel halten konnte. Die anderen davor waren ja alle drin. Ich dachte: Der war jetzt wichtig - für dich, für die Mannschaft. Und dann kommt die Ecke und das nächste Tor..." Da möchte man sicher... "...ausflippen. Genau. Aber das darf dir als Torwart nie passieren. Das Wichtigste ist, dass du souverän bleibst, nicht unsicher wirst, nicht nervös. Abhaken, weiterspielen. In der nächsten Situation wieder da sein: Das ist das Entscheidende." Er war vor seiner Zeit in Hannover unter anderem bei Klubs in Portugal, Spanien und der Türkei. Bei Fenerbahce Istanbul hat er nach nur einem Spiel gekündigt... "Nein, ich habe zwei Spiele gemacht. Vor dem ersten hat das gegnerische Team auf dem Feld ein Schaf geschächtet. Und die Spieler haben sich mit dem Blut des Tieres bemalt. Ein Ritual zur Saisoneröffnung. Ich war erst drei Tage in der Türkei. Und dann so was. Gut, dass meine Frau nicht dabei war, die wäre Amok gelaufen." Und nach der nächsten Partie war Schluss. "Genau. Das erste Punktspiel war mein letztes. Beim ersten Gegentor sah ich nicht gut aus. Danach habe ich dann sehr, sehr nervös gespielt. Die Stimmung war total aggressiv gegen mich. Feuerzeuge und Flaschen flogen. Noch während des Spiels habe ich entschieden, dass es mir das nicht wert ist." Sofort gehen, wenn es schwierig wird - ist das nicht unprofessionell? "Es mag Leute geben, die das so sehen. Aber ich konnte nicht anders handeln und ich habe die Konsequenzen getragen. Von der Uefa wurde ich deswegen für ein halbes Jahr gesperrt und war arbeitslos." Erinnert er sich noch, wie sich das anfühlt, keinen Job zu haben? "Wie fühlt sich das an, wenn vom Konto immer nur etwas abgeht, aber nichts mehr drauf? Blöd. Einige Leute werden jetzt sagen, was will der Enke denn, der hatte doch damals bereits genug verdient. Aber darum geht es nicht. Das Gefühl, nicht gebraucht zu werden, war bei mir genauso da wie bei jedem anderen, der keine Arbeit mehr hat. Und ich wusste zu der Zeit nicht mehr, wie es weitergeht. Ob ich noch einmal einen Vertrag bekomme." Bayern hat noch nicht angeklopft? "Nein, die gehen einen anderen Weg, mit einem jungen Torwart. Man wird sehen, wie das klappt. Vielleicht ändern sie ihre Meinung, vielleicht nicht. Ob ich Hannover nach der Saison verlasse? Hängt davon ab, was wir für eine Saison spielen, was für Angebote da sind. Vielleicht habe ich im Sommer gar keins." Unwahrscheinlich. Er ist ja trotz des Handbruchs nicht schlechter geworden. "Sehe ich auch so. Die Verletzung ist schon extrem ärgerlich, gerade jetzt. Aber ich werde hart arbeiten, um so schnell wie möglich wieder zwischen den Pfosten zu stehen. Ich denke, dass meine beste Zeit erst jetzt kommt. Mein Alter sehe ich da absolut als Vorteil, auch in der Nationalelf. Und ich will noch acht Jahre spielen."
Das ausführliche Interview mit Robert Enke lesen Sie im aktuellen MAXIM (ET 06.11.2008).
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