DIRK - Deutscher Investor Relations Verband e.V.
Finanzmarktkrise: Unternehmen müssen Jahresprognose revidieren
Ergebnisse des DIRK-Stimmungsbarometers Herbst 2008
Hamburg/Nürnberg (ots)
Die Finanzmarktkrise mit ihren negativen Auswirkungen auf den Kapitalmarkt hat die Stimmung der Investor-Relations-Verantwortlichen im deutschsprachigen Raum deutlich verschlechtert. Bei der Beurteilung der aktuellen und zukünftigen Lage werden die schlechtesten Werte seit Beginn der Befragung im Jahr 2004 erreicht. Die Unternehmen reagieren auf die veränderten Rahmenbedingungen mit Anpassungen ihrer Jahresprognosen zur Geschäftsentwicklung. Weichen sie hierbei nach unten ab, sind überproportionale Kursverluste das Ergebnis. Anpassungen nach oben finden hingegen nicht die gleiche Aufmerksamkeit. Der Einfluss auf den Aktienkurs ist geringer. Das sind Ergebnisse des aktuellen DIRK-Stimmungsbarometers, den die GfK im Auftrag des DIRK durchgeführt hat. Befragt wurden Investor-Relations-Manager (IR-Manager) in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Die Krise ist in der Realwirtschaft angekommen. Der DIRK-Stimmungsindikator zur Einschätzung der derzeitigen Lage in Deutschland liegt mit minus 15 Punkten erstmalig im negativen Bereich. Seit Beginn der Erhebung im Jahr 2004 war der Indikator immer positiv. Anfang 2007 erreichte er noch ein historisches Hoch von 63 Punkten.
Ein ähnliches Bild gibt der zweite Indikator, der die Stimmung für die nächsten sechs Monate einschätzt, wider. Er liegt mit minus 1 Punkt ebenfalls weit unter dem Frühjahrswert. Im deutsprachigen Ausland ist das Bild ähnlich: Die Indikatoren in Österreich und der Schweiz sind gesunken. Die positive Einstellung ist einer neutralen Einschätzung gewichen.
Die Turbulenzen an den Aktienmärkten schlagen sich auch auf die Wahrnehmung der Unternehmen am Kapitalmarkt nieder. Nur jeder vierte IR-Manager glaubt, in den nächsten sechs Monaten zusätzliche Analysten für sein Unternehmen gewinnen zu können. Fast jeder fünfte geht von weniger Analysten aus. Damit reduziert sich die Visibilität der Unternehmen am Kapitalmarkt.
Deutsche Unternehmen führend bei Transparenz
Die Prognose/Guidance zur Unternehmensentwicklung gehört untrennbar zur transparenten Berichterstattung. Mit ihr geben Unternehmen nicht nur für sich selbst eine Richtung und Zielsetzung vor, sondern bieten vor allem Finanzgebern und Analysten die Grundlage für eine faire Bewertung und ein verlässliches Anlageurteil. 86 Prozent der deutschen Unternehmen (2006: 85 Prozent) handeln so und geben eine Prognose - fast ausschließlich auf Jahresbasis - ab. Das gilt auch für österreichische Unternehmen. Allerdings mit abnehmender Tendenz. Vor zwei Jahren gaben noch knapp 80 Prozent eine Prognose ab, jetzt sind es nur noch 65 Prozent. In der Schweiz sind die Unternehmen am vorsichtigsten. Nur 60 Prozent (2006: 75 Prozent) geben eine Prognose ab.
Auch zukünftig werden Unternehmen in den drei Ländern einen Ausblick auf die Unternehmensentwicklung abgeben, aber sie sind deutlich zurückhaltender geworden. Bis zu 30 Prozent beträgt der Anteil der Unternehmen in Österreich und der Schweiz, die keine Prognose abgeben werden.
Neben Umsatz- und Ergebnis werden kaum weitere Kennzahlen zur Prognose verwendet. 45 Prozent der deutschen Unternehmen (2006: 24 Prozent), 42 Prozent der österreichischen Unternehmen (2006: 33 Prozent) und sogar 60 Prozent der schweizerischen Unternehmen (2006: 20 Prozent), die eine Prognose abgeben, nutzen derzeit keine weiteren Kennzahlen. Die Unternehmen sind somit insgesamt deutlich vorsichtiger geworden. Wenn sie überhaupt eine weitere Kennzahl für die Prognose abgeben, dann ist und bleibt es länderübergreifend bei der Aussage über Investitionen aus laufender Geschäftstätigkeit (Capex). In Deutschland sind es vor allem DAX- und MDAX-Unternehmen, die zusätzlich die Kennzahl Capex für ihre Prognose nutzen. Am deutlichsten haben der freie Cashflow und die Nettoverschuldung als Prognosekennzahlen im Vergleich zur Befragung 2006 an Bedeutung verloren.
Finanzmarktkrise führt zu Anpassung der Unternehmensprognose
Die Unternehmen haben ihre Prognose zum laufenden Geschäftsjahr mehrheitlich im ersten Quartal 2008 abgegeben. Diese Prognose hatte jedoch nur kurze Zeit Bestand. Fast jedes zweite Unternehmen hat seine Prognose schon im darauf folgenden oder im dritten Quartal den veränderten Wirtschaftsbedingungen angepasst. Die meisten haben ihren Ausblick reduziert und wurden dafür am Kapitalmarkt abgestraft: Der Aktienkurs ihres Unternehmens ist teilweise erheblich gefallen.
Die Minderzahl der Unternehmen, die ihre Prognose angehoben haben, konnten hiervon jedoch nicht im gleichen Maße profitieren. Ihre Aktienkurse reagierten nicht so positiv. Damit wurden auch sie Opfer des schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes.
Zur Studie
Die Ergebnisse stammen aus der Studie "DIRK-Stimmungsbarometer", die der DIRK zweimal pro Jahr zusammen mit der GfK herausgibt. Sie basiert auf einer halbjährlichen Befragung von fast 400 IR-Abteilungen deutscher, österreichischer und schweizer Unternehmen. Die Rücklaufquote dieser Befragung beträgt regelmäßig etwa 50 Prozent. Der DIRK-Stimmungsindikator ist die Differenz aus den positiven abzüglich der negativen Antworten zur Unternehmenslage. Die Schwankungsbreite beträgt +/- 100.
Über den DIRK
Der DIRK - Deutscher Investor Relations Verband e.V. ist der deutsche Berufsverband für Investor Relations (IR). Als Sprachrohr der IR-Professionals vertritt er die Belange seiner Mitglieder aktiv im Dialog mit den Interessengruppen und Institutionen des Kapitalmarkts, der Politik und der Öffentlichkeit. Seinen Mitgliedern bietet der Verband aktive fachliche Unterstützung und fördert den regelmäßigen Austausch untereinander sowie mit IR-Fachleuten aus aller Welt. Darüber hinaus setzt er Maßstäbe für die professionelle Aus- und Weiterbildung des IR-Nachwuchses in Deutschland. Mit über 290 Mitgliedern setzt der DIRK die Standards für die Kommunikation zwischen Unternehmen und dem Kapitalmarkt. Die Bandbreite der im DIRK organisierten Unternehmen umfasst sämtliche DAX-Werte sowie das Gros der im MDAX, SDAX und TecDAX gelisteten Aktiengesellschaften bis hin zu kleinen Unternehmen und solchen, die den Gang an die Börse noch vor sich haben oder Fremdkapitalinstrumente emittieren. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.dirk.org .
Zur GfK Gruppe
Die GfK Gruppe, weltweit die Nummer 4 der Marktforschungsunternehmen, ist in den drei Sektoren Custom Research, Retail and Technology und Media aktiv. Die GfK Gruppe erzielte im Geschäftsjahr 2007 einen Umsatz von 1.162,1 Millionen Euro. Insgesamt gehören der GfK Gruppe 115 operative Unternehmen an, die über 100 Länder abdecken. Von den rund 10.000 Beschäftigten (Stand 30. September 2008) arbeiten mehr als 80 Prozent außerhalb Deutschlands. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.gfk.com .
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