Schweiz. Markenartikelverband Promarca
EFTA Gerichtshof-Präsident Carl Baudenbacher am Forum Promarca: "Der bilaterale Weg nähert sich dem Ende"
Interlaken (ots)
Bilateraler Weg, EWR oder doch EU-Beitritt? Am Forum Promarca vom 4./5. November widmeten sich 160 Entscheidungsträger der Schweizer Markenindustrie der Frage, welche Chancen Europa den Markenartikelherstellern bietet und welchen Weg die Schweiz gegenüber Europa künftig einschlagen soll. Referenten wie Professor Dr. Franz Jaeger oder EFTA-Gerichtshofpräsident Professor Dr. Carl Baudenbacher regten mit unterschiedlichen Meinungen zu intensiven Diskussionen unter den Teilnehmern an. Zudem wurde eine neue PwC-Studie vorgestellt, die belegt, dass Schweizer Händler die europaweit höchsten Bruttomargen für sich beanspruchen.
Der Schweizerische Markenartikelverband Promarca hat am Forum Promarca eine Umfrage zum Thema "Europa - wie weiter?" unter den CEOs seiner 100 Mitgliedsunternehmen vorgestellt. Das Resultat ist ausgewogen: 48% der Befragten sprechen sich zum heutigen Zeitpunkt für die Weiterverfolgung und -entwicklung der bilateralen Verträge mit der EU aus, 36% wollen dem EWR, 9% der EU beitreten. Prof. Dr. Franz Jaeger (Universität St. Gallen) unterstützt die mehrheitliche Meinung: "Der bilaterale Weg ist der einzig zielführende Richtung EU. Alle anderen Ansätze sind politisch nicht realisierbar und würden unsere aussen- und innenpolitische Souveränität entscheidend unterminieren."
Dem widerspricht Prof. Dr. Carl Baudenbacher, Präsident des EFTA-Gerichtshofs, deutlich: "Meiner Meinung nach geht der bilaterale Weg, so wie wir ihn gekannt haben, zu Ende." Die Europäische Union fordere die Schweiz seit zwei Jahren eindringlich auf, neues EU-Recht und einen horizontalen Überwachungs- und Gerichtsmechanismus zu übernehmen. Falls dies so eintritt, würde sich der Schweizer Bilateralismus nur noch in einem elementaren Punkt von einem EWR-Beitritt unterscheiden: den Verzicht auf einen umfassenden Marktzugang. Baudenbacher folgert: "Für die Schweiz und insbesondere die Markenartikelindustrie gibt es deshalb eindeutig mehr Vor- als Nachteile, sich Europa anzunähern".
Schweizer Händler mit überproportionalen Bruttomargen
AIM (Association des Industries de Marque) präsentierte derweil Erkenntnisse der neuen PwC-Studie "Perspectives sur les finances des distributeurs". Sie zeigt auf, dass es Coop und Migros finanziell blendend geht. Eine Erfolgsursache dafür sind ihre europaweit höchsten Bruttomargen: Coop beansprucht 33,1%, Migros 37%. Europäische Händler wie Sainsbury (20,1%) oder Edeka (14,5%) liegen weit unter diesen Werten. Promarca-Direktorin Anastasia Li-Treyer kritisiert: "Die Schweizer Händler beanspruchen auf der Wertschöpfungskette den grössten Teil des Kuchens. Trotzdem gehen sie von Jahr zu Jahr mit immer massiveren und aggressiveren Forderungen auf ihre Lieferanten zu." Dies sei umso bedenklicher, als dass Coop und Migros dabei ihre Marktmacht spielen liessen, so Li-Treyer.
Mutig vorwärts gehen und Chancen packen
Seit Jahrzehnten tauschen Markenartikler und Interessierte am Forum Promarca Ideen, Neuigkeiten in der Forschung und Erkenntnisse zum Thema Marken aus. Promarca-Präsident Joe Müller resümiert den diesjährigen Anlass: "Für Markenunternehmen geht es darum, auch künftig ihrer Linie treu zu bleiben und sich vom Mittelmass abzuheben, indem sie laufend Innovation und Renovation vorantreiben." Welchen Weg die Schweiz gegenüber Europa anstreben werde, sei schlussendlich zweitrangig, "denn in jedem Fall gilt es für Markenhersteller, die Chance Europa zu packen und neue Märkte mit wettbewerbsfähigen Markenprodukten zu erschliessen".
Bildmaterial: http://www.promarca.ch/index.php?id=11&L=0
Kontakt:
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Anastasia Li-Treyer, Direktorin Promarca
Patrick Eigenmann, Kommunikation/PR Promarca
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