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Letzte Warnung: Somalia steht vor einer Hungersnot – Kinderleben in Gefahr

Letzte Warnung: Somalia steht vor einer Hungersnot – Kinderleben in Gefahr

Zürich/Mogadischu, 6. September 2022 – Bis zu 1,5 Millionen Kinder in Somalia – oder eines von fünf – könnten bis Oktober von tödlichen Formen der Unterernährung bedroht sein, wenn nicht sofort etwas unternommen wird. Dies sagte Save the Children gestern, als die internationale Gemeinschaft eine letzte Warnung vor einer drohenden Hungersnot im Land aussprach.

In einer am Montag veröffentlichten UN-Erklärung heisst es, dass Gemeinschaften, die von der Landwirtschaft leben sowie intern Vertriebene in den drei Gebieten der Bay-Region im Südwesten Somalias, zwischen Oktober und Dezember von einer Hungersnot bedroht sind. Dies, wenn nicht zeitnah umfangreiche humanitäre Hilfe die Bedürftigsten erreicht, denn Somalia hat mit der schlimmsten Dürre seit 40 Jahren zu kämpfen. Die UNO geht davon aus, dass im Oktober bis zu 1,5 Millionen Kinder von schwerer akuter Unterernährung betroffen sind.

Der Landesdirektor von Save the Children für Somalia, Mohamud Mohamed Hassan, erklärt: "Wir kommen zu spät für die Kinder und Erwachsenen, die bereits an Hunger gestorben sind – ein tragischer, vermeidbarer und qualvoller Tod. Ihr Tod ist nicht nur eine Katastrophe für ihre Familien, sondern zeigt in brutalster Form die wachsende globale Gleichgültigkeit gegenüber den Opfern der Klimakrise. Wir trauern um sie."

Save the Children warnt seit über einem Jahr gemeinsam mit anderen Organisationen Geber und Regierungen vor der sich zuspitzenden Krise am Horn von Afrika. In Somalia beispielsweise hat sich durch vier aufeinanderfolgende Dürren der Nahrungsmittelmangel extrem verschärft. Die Vorhersagen für die dringend benötigten Regenfälle im Oktober bis Dezember sind schlecht. Ein Ausbleiben der fünften Regenzeit würde zu einer beispiellosen Katastrophe führen.

Letzte Hungersnot in Somalia im 2011

Die letzte Hungersnot in Somalia im Jahr 2011 betraf ebenfalls die aktuell besonders bedrohte Bay-Region. Damals kamen rund 260'000 Menschen ums Leben – die Hälfte davon Kinder unter fünf Jahren. Seit Monaten warnt Save the Children davor, dass die Krankenhäuser mit einer Flut von schwer unterernährten Kindern überfordert sein werden. Die anhaltende Dürre in Ostafrika verunmöglicht es der Bevölkerung, Vieh zu züchten oder Getreide anzubauen. Hinzu kommt der Krieg in der Ukraine, der die Lebensmittelpreise in die Höhe treibt. Grundnahrungsmittel werden so für viele, die von Getreideimporten abhängig sind, unerschwinglich.

Die Frühwarnungen wurden zunächst weitgehend übersehen, obwohl die rasche Ausweitung der humanitären Hilfe seit Anfang 2022 zweifellos viele Menschenleben gerettet hat. Diese Massnahmen haben jedoch bei weitem nicht das erforderliche Ausmass erreicht. Es werden 1,5 Milliarden US-Dollar benötigt, um gefährdeten Kindern und ihren Familien die Nahrungsmittel, die Gesundheitsversorgung, die Bildung und das Wasser zu geben, das sie zum Überleben brauchen.

Mohamud Mohamed Hassan erklärt weiter: "In den letzten Monaten haben die internationalen Geber ihre dringend benötigten Finanzmittel für diese Krise aufgestockt. Das ist genau das, was Save the Children und andere Organisationen gefordert haben, und das ist natürlich sehr zu begrüssen. Die heutige Analyse zeigt jedoch, dass selbst diese Grosszügigkeit möglicherweise zu spät kommt. Wir brauchen nicht nur sofortige Finanzmittel, sondern auch eine rasche langfristige Planung und einen Systemwechsel, um zu verhindern, dass dies weiterhin Menschen widerfährt, die absolut nichts zum Hunger oder zur Klimakrise beigetragen haben." Der Landesdirektor fügt hinzu: "Die Geberinnen und Geber müssen nicht nur umfangreiche Mittel für lebensrettende Sofortmassnahmen bereitstellen, sondern auch weiterhin in Frühwarn- und Antizipationsmassnahmen investieren, um das Risiko von Hungerkrisen besser einzudämmen und ihre Auswirkungen abzumildern, bevor es zu spät ist."

Die Hungersnot steht kurz bevor

Die jüngste Analyse ergab, dass die Dürre seit Anfang 2021 rund 260'000 Menschen in der Bay-Region gezwungen hat, ihre landwirtschaftlichen Betriebe aufzugeben und auf der Suche nach Nahrungsmitteln und Hilfsgütern in Flüchtlingslager zu ziehen. Im Juli lag der Anteil der akut unterernährten Kinder unter fünf Jahren bei der Landbevölkerung bei 24,9 % und bei den intern vertriebenen Kindern bei 28,6 %.

Kinder in den am schlimmsten betroffenen Teilen Somalias leiden jetzt an Hunger, Unterernährung oder sterben an Krankheiten, die durch Hunger und Unterernährung ausgelöst werden. Mangelernährung macht Kinder - insbesondere Kleinkinder - viel anfälliger für Krankheiten wie Ruhr, Durchfall, Cholera, Malaria und Lungenentzündung.

Wenn Kinder unter fünf Jahren nicht genügend nährstoffreiche Nahrung zu sich nehmen oder aufgrund von Krankheiten nicht in der Lage sind, die richtigen Nährstoffe aufzunehmen, besteht ein hohes Risiko einer akuten Unterernährung, die zum Tod führen kann. Überlebt ein Kind, kommt es oft zu einer Verkümmerung und einer längerfristigen Beeinträchtigung der geistigen und körperlichen Entwicklung.

Save the Children ist vor Ort

Save the Children ist seit 1951 in Somalia tätig und sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene führend in der humanitären Hilfe und Entwicklungshilfe in den Bereichen Gesundheit, Ernährung, Bildung, Kinderschutz und Kinderrechte.

In diesem Jahr hat Save the Children in Somalia mehr als 24'000 Menschen durch Bargeldprogramme erreicht und über 50'000 Kinder wegen Unterernährung behandelt. Derzeit versorgen wir mehr als 25'000 Haushalte mit Wasser und rund 11'000 Haushalte in den am stärksten betroffenen Gebieten mit bedingungslosen Bargeldlieferungen.

Kontakt

Catherine Raemy | Head of Communications | +41 (0)44 267 74 68 | catherine.raemy@savethechildren.ch

Save the Children Schweiz

Jedes Kind verdient eine Zukunft – ob in der Schweiz oder auf der ganzen Welt. Mit dieser Überzeugung unterstützt der Verein Save the Children Schweiz seit 2006 kompromisslos und unermüdlich die am stärksten benachteiligten Kinder. In der Schweiz verwurzelt, ist Save the Children seit 1919 die weltweit führende Kinderrechtsorganisation. Dank unserer lokalen Verankerung in 120 Ländern kennen wir die Situation vor Ort, passen unsere Projekte entsprechend an und können im Notfall unverzüglich helfen. Wir verändern nachhaltig und positiv das Leben von Kindern, besonders in Krisen, auf der Flucht oder in Slums. In der Schweiz setzen wir uns seit 2015 für geflüchtete Kinder ein und verfügen über grosse Expertise im Bereich Asyl und Migration.

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