Irlands Wirtschaft erholt sich zwar, doch der keltische Tiger ist noch sehr verletzlich
Die "Grüne Insel" vor der Präsidentschafts-Wahl
Bonn (ots)
Morgen wählen die Iren einen neuen Staatspräsidenten. Und der steht vor einer wichtigen Mission: Er muss der Welt vermitteln, dass Irland die Vorschusslorbeeren als Musterschüler unter dem EU-Rettungsschirm tatsächlich verdient, die ihm von vielen Seiten zugedacht werden. Kaum ist der Ausstieg aus der "alten" Finanzkrise gelungen, zieht mit Macht die neue Euro-Krise herauf, die für Irland tatsächlich unkalkulierbare Gefahren bedeutet. Denn entgegen den Lobpreisungen ist der sich regende keltische Tiger noch sehr verletzbar.
Mit großem Selbstbewusstsein will Premierminister Enda Kerry der neuen Krise quasi vorgreifen und vorzeitig aus dem Rettungsfonds aussteigen. Bereits 2012 will er den Nageltest wagen, mit Staatsschuldpapieren auf den privaten Kapitalmarkt zu gehen: "Der Ausgang ist ungewiss. Eine Staatskunst wird es sein, im Fall der Fälle Türen offenzuhalten für einen Rückzug ohne Gesichtsverlust", so Max-Helmut Semich, Irland-Experte von Germany Trade & Invest. Denn das zarte Pflänzchen Wachstum ist noch schwach. Und es ist in Gefahr, bereits 2012 wieder zu verkümmern. Der Aufschwung beruht nämlich auf einem einzigen Faktor: Dem boomenden Export, und zwar von Finanzdienstleistungen und von Industriegütern. Ansonsten kriselt noch immer der Binnenmarkt, am Boden liegen Bausektor, Handel und Konsum, die Löhne verfallen und die Arbeitslosigkeit hat schwindelerregende 14% erreicht.
"Schwächt sich der Weltmarkt ab - und danach sieht es auch ohne die heraufziehende Euro-Krise aus - dann verkümmern die Geschäfte der Exportwirtschaft. Zugleich versiegt damit die wichtigste Finanzquelle des Staates zur Sanierung der Finanzen. Selbst bei einem Verbleib unter dem Rettungsschirm wäre dann die bislang vorbildliche Einhaltung des Sparprogrammes sehr erschwert. Ein möglicher Schuldenschnitt wie in Griechenland liegt allerdings in weiter Ferne", so Max-Helmut Semich weiter.
Denn noch stechen die beiden Trumpfkarten der Wirtschaft Irlands - die Auslandsinvestitionen und der Außenhandel. Weltkonzerne aus den USA und UK nutzen die Insel als Sprungbrett nach Europa - aus den relativ krisenfesten Branchen Arzneimittel, IT, LifeSciences und Medtech. Über solche Asse verfügen weder Griechenland noch Portugal. Im Gegenteil verbessert die Krise in Irland über das fallende Lohn- und Kostenniveau die Wettbewerbsfähigkeit der Auslandsunternehmen. Die Regierung weiß genau, warum sie trotz Sparpolitik an ihrer aggressiven Begünstigung der Auslandsinvestoren festhält. Die neuesten Entwicklungen bei Investitionen und Außenhandel sind bei der GTAI kostenfrei auf www.gtai.de ebenso abrufbar wie die Wirtschaftstrends Irlands für 2011 und 2012.
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