CSS, Helsana, Sanitas und KPT provozieren eine medizinische Zwei-Klassen-Versorgung
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Sursee (ots)
Nach über sechzehn Jahren Verhandlungen und ohne Anpassung des Taxpunktwerts konnten sich physioswiss und tarifsuisse anfangs April auf den Ausgleich der Hälfte der aufgelaufenen Teuerung einigen. Die Mitglieder des Krankenkassenverbands "Curafutura", namentlich die CSS, Helsana, Sanitas und KPT, wollen selbst von einer solchen moderaten Erhöhung nichts wissen. Sie provozieren damit für ihre eigenen Kunden eine gefährliche und für das Gesundheitssystem schädliche Zwei-Klassen-Versorgung mit Physiotherapie in der Schweiz.
physioswiss, der Verband der Schweizer Physiotherapeuten und tarifsuisse, die grösste Leistungseinkäuferin im KVG-Bereich, unterzeichneten anfangs April einen zukunftsorientierten Vertrag. Dank diesem erhielten die Physiotherapeuten per ersten April 2014 eine moderate Erhöhung um acht Rappen und damit nach über sechzehn Jahren die erste Anpassung ihrer Entschädigung
Nicht unterschrieben haben die CSS sowie die Einkaufsgemeinschaft HSK (Helsana, Sanitas und KPT). Genau diese vier Krankenkassen, welche zusammen den Verband "Curafutura" bilden. Eine Curafutura, welche laut eigener Charta "auf eine starke Tarifpartnerschaft mit den Leistungserbringern; zugunsten von Qualität und Effizienz in der medizinischen Versorgung [setzt]." physioswiss versteht unter "starker Tarifpartnerschaft mit den Leistungserbringern" etwas anders.
Die Curafutura Krankenkassen singen gerne das hohe Lied der Verhandlungsbereitschaft. Gebetsmühlenartig wird wiederholt, man habe keine persönliche Einladung für Verhandlungen erhalten. Wäre dies das wirkliche Problem, würde physioswiss sich bereit erklären, jedem einzelnen Mitglied der Verhandlungsdelegation eine persönlich adressierte Einladung zukommen zu lassen. Der tatsächliche Grund, dass trotz mehrmaligen Aufforderungen für das Erarbeiten einer Lösung am runden Tisch nicht verhandelt wurde, ist offensichtlich ein anderer. Die HSK hat in Vertretung der genannten Krankenkassen in Rundschreiben wie auch in der Presse verlauten lassen, dass die ausgehandelten plus acht Rappen - welche nur der Hälfte der aufgelaufenen Teuerung ausgleichen - zu hoch seien. Auf die öffentlich dokumentierte Aufforderung von physioswiss vom 24. Juni 2014, endlich ein konkretes Angebot einzureichen, wurde mit einem Tag Verspätung inhaltsleer reagiert.
Das Resultat des Verhaltens der Curafutura Krankenkassen ist die Austrocknung der finanziellen Vergütung, welche auch zu einer Reduzierung der Leistung führen kann. Ob die daraus offensichtlich resultierende Verschiebung physiotherapeutischer Leistungen von der Grundversorgung gemäss KVG in die Zusatzversicherung (VVG) in Antizipation einer möglichen Einheitskasse bewusst oder unbewusst vorangetrieben wird, geht aus dem Verhalten der Curafutura Krankenkassen nicht hervor. Weitergedacht betrifft diese drohende Zwei-Klassen-Versorgung nicht nur die Physiotherapie, sondern das Schweizer Gesundheitssystem allgemein.
Roland Paillex, Präsident von physioswiss, meint dazu: "Es gärt und brodelt in der Branche. Die Gefahr einer Zwei-Klassen-Versorgung in der Physiotherapie ist so gross wie noch nie. Dabei ist eine gesicherte physiotherapeutische Grundversorgung in unserer alternden Bevölkerung von eminenter Wichtigkeit. Die Zwei-Klassen-Versorgung darf in unserem Gesundheitssystem keine Schule machen!"
Um auf die aktuelle Problematik aufmerksam zu machen, startet physioswiss mit dem heutigen Tag in allen Medienplattformen eine Schweiz weite Kampagne unter dem Titel: "Investieren die CSS & Helsana lieber in Werbung, als in die Grundversorgung?". Man kann nicht teure schönredende Werbung schalten und sich in der Kommunikation mit den Leistungserbringern gegenteilig verhalten.
Weitere Informationen zum Inhalt der Kampagne sind ab 7. Juli 2014 unter: www.keinephysio.ch einsehbar.
Kontakt:
Daniel Amstutz,
Bereichsleiter Kommunikation,
041 926 69 10
daniel.amstutz@physioswiss.ch
Weitere Informationen: unter www.physioswiss.ch