Mitgliederversammlung des Vereins Qualitätsstrategie und Anlass zu den Sustainable Development Goals der UNO (SDG)
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Mitgliederversammlung des Vereins Qualitätsstrategie und Anlass zu den Sustainable Development Goals der UNO (SDG)
Am 14. Juni fand die 7. Ordentliche Mitgliederversammlung des Vereins Qualitätsstrategie (VQS) in Solothurn statt. Im Rahmen dieses Anlasses wurde François Miévillé (FROMARTE) zum neuen Vizepräsidenten des Ver-eins gewählt. Insgesamt konnten 25 Personen vor Ort begrüsst werden, die 19 Mitgliedsorganisationen vertraten.
Im Rahmen der Versammlung blickte der VQS-Präsident Olivier Girardin auf das erste Jahr zurück, in dem der Verein mit Deborah Jutzi über eine Geschäftsführerin verfügt. Sie konnte die Aktivitäten des VQS vertiefen und weiterentwickeln und neue Perspektiven eröffnen. So war es beispielsweise möglich, eine Bestandesaufnahme der sich entwickelnden Wertschöpfungsprojekte im Schweizer Ernährungssystem zu erstellen (siehe unten). Diese Arbeit soll im kommenden Jahr mit den Branchen weiterentwickelt und vertieft werden, wie es im von der Versammlung angenommenen Tätigkeitsprogramm 2023-2024 festgehalten ist.
Im Anschluss an die Mitgliederversammlung organisierte der VQS einen Anlass, in dessen Zentrum die Sustainable Development Goals der UNO (SDG) und ihre Anknüpfungspunkte für die Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft standen. Im Rahmen seines Referats erläuterte Claudio Beretta von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) die Sicht der Wissenschaft auf die Herausforderungen des aktuellen Schweizer Ernährungssystems. Er wies auf die Dringlichkeit der Herausforderungen im Kontext des Klimawandels und der Biodiversitätskrise hin und zeigte auf, wie wichtig Änderungen in den bestehenden Gewohnheiten sind, um diesen Herausforderungen etwas entgegen setzen zu können.
Als zweiter Referent ordnete Alwin Kopse, Leiter des Fachbereichs Internationale Angelegenheiten und Ernährungssysteme beim Bundesamt für Landwirtschaft die Bedeutung der SDG für die Bundesverwaltung ein. Er konnte den Zuhörenden einen guten Überblick über die laufenden Bemühungen in der Bundesverwaltung in Be-zug auf eine nachhaltige Entwicklung vermitteln. Ausserdem stellte er die laufenden Schritte zur Gewährleistung einer bereichsübergreifenden Koordination zwischen den Bundesämtern vor, die sich mit verschiedenen Aspek-ten des Schweizer Ernährungssystems befassen.
Die Geschäftsführerin des VQS, Deborah Jutzi, stellte schliesslich die Resultate der Analysen vor, die im Nachgang an Gespräche mit zehn Branchen des Schweizer Ernährungssystems erstellt wurden (weitere Informationen zu den Auswertungen s. Box).
Im Anschluss an die drei Referate, in denen verschiedene Perspektiven erhellend beleuchtet wurden, führten die VQS-Mitglieder eine angeregte Diskussion über die erstellten Analysen und die Rolle, die der VQS bei der Bewältigung der beschriebenen Herausforderungen, denen sich das Schweizer Ernährungssystem gegenübersieht, übernehmen kann und soll und darüber, wie die durchgeführten Analysen verbessert und weiterentwickelt werden können.
Auswertungen der Branchengespräche
In den letzten Monaten hat die VQS-Geschäftsführerin Gespräche mit Vertreter*innen von zehn Branchen der Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft geführt, um zu erfahren, welche Projekte im Bereich der Mehrwertstrategie in diesen Branchen zurzeit laufen.
Die dabei erhobenen Daten konnten in der Zwischenzeit ausgewertet werden. In einem ersten Schritt wurden die Projekte nach den Themenbereichen, die sie behandeln, kategorisiert. Mehrere Themenbereiche wurden dann zu einem Handlungsfeld zusammengefasst.
Für jedes Projekt wurde ausserdem beurteilt, zu welchem der 17 Nachhaltigkeitsziele der UNO (SDG) es einen Beitrag leistet. Dieser Effekt wurde qualitativ beschrieben bzw. begründet. Zusätzlich wurde jedem Mehrwertprojekt eine der Stossrichtungen, die der Bundesrat in seinem im Sommer 2022 veröffentlichten Bericht zur zukünftigen Ausrichtung der Agrarpolitik und dem darin beschriebenen Zukunftsbild der Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft 2050 definiert hat, zugewiesen. Als vierter Referenzrahmen, der für die Auswertungen gewählt wurde, diente der Leitfaden zu den grössten Hebeln und politischen Pfaden für ein nachhaltiges Ernährungssystem, der von einem Gremium bestehend aus 42 Wissenschaftler*innen verfasst wurde und in dem aufgezeigt wird, wie die Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft die SDG bis 2030 erreichen kann. Anhand dieser vier Referenzrahmen wurden branchenübergreifende Auswertungen erstellt.
Für eine weitere Art der Analyse wurden die Auswirkungen der Mehrwertprojekte der Branchen auf die verschiedenen Stufen der Wertschöpfungskette (Produktion, Verarbeitung, Handel und Konsum) sowie die Umwelt und – wo relevant – das Tierwohl beurteilt. Dafür wurde eine qualitative Skala von -3 bis +3 verwendet. Durch diese Beurteilung soll aufgezeigt werden, auf welchen Stufen der Wertschöpfungskette die Projekte ansetzen und welche Auswirkungen sie haben. Um die Beurteilungen möglichst einheitlich durchführen zu können, wurde zu Beginn eine Liste erstellt mit positiven und negativen Auswirkungen für die verschiedenen Akteursgruppen. So können die vergebenen Punkte mit qualitativen Argumenten hinterlegt werden. Durch eine Auswertung dieser Argumente wird es möglich, Zielkonflikte aufzuzeigen.
Betrachtet man die Resultate der durchgeführten Analysen, lässt sich feststellen, dass die ökologische Dimension der Nachhaltigkeit durch die laufenden Mehrwertprojekte der Branchen gut abgedeckt wird. Insbesondere die Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln und von Nährstoffüberschüssen wird breit thematisiert. In den Branchen noch etwas weniger präsent ist das Thema des Klimaschutzes. Die ökonomische und soziale Dimension der Nachhaltigkeit werden im Rahmen der Mehrwertprojekte ebenfalls adressiert, jedoch bedeutend weniger als die ökologische Dimension. Hier besteht durchaus Ausbaupotenzial.
Ebenfalls feststellen lässt sich, dass die Stossrichtungen des Zukunftsbildes AP 2050 alle und in einigermassen gleichmässigem Ausmass durch die Branchen bearbeitet werden. Die Richtungen, die die Branchen mit ihren Mehrwertprojekten einschlagen, sind also soweit kohärent mit den politischen Zielen. Die Resultate der Analysen zeigen jedoch auf, dass noch ein grosses Potenzial zur Entwicklung der Nachhaltigkeit im Schweizer Ernährungssystem besteht.
Einige Beispiel-Grafiken der Auswertungen finden Sie in der Medienmitteilung im Anhang.
Rückfragen Olivier Girardin, Präsident des Vereins Qualitätsstrategie, olivier.girardin@frij.ch, +41 32 545 56 42 Deborah Jutzi, Geschäftsführerin des Vereins Qualitätsstrategie, deborah.jutzi@frij.ch, +41 32 545 56 25