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Schweizer Obstsorte des Jahres 2025

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Medienmitteilung

Schweizer Obstsorte des Jahres 2025:

Der Schweizer Orangenapfel

FRUCTUS ernennt den Schweizer Orangenapfel zur Schweizer Obstsorte des Jahres 2025. Die Sorte wurde 1954 als erste Schweizer Apfelzüchtung von der damaligen Eidgenössischen Versuchsanstalt für Obst-, Wein- und Gartenbau in Wädenswil (heute Agroscope) freigegeben.

Verbesserte Apfelsorten gesucht

Mit dem aufkommenden Anbau von Tafelobst kam ab Anfang des 20. Jahrhunderts der Ruf nach geeigneten Obstsorten. In der Schweiz wurde deshalb vor gut 100 Jahren mit der systematischen Apfelzüchtung begonnen. Am 14. Mai 1935 wurden an der Versuchsanstalt Wädenswil die Sorten Ontario und Cox Orange gekreuzt. Aus den bestäubten Blüten entstanden 23 Früchte mit 142 gut entwickelte Samen. Diese wurden ausgesät und 1939 konnten die ersten Äpfel geerntet und selektiert werden. Die Früchte des Baums Nr. 208 waren klein und grün. Das Ende von Nr. 208 schien besiegelt und die Äpfel wurden beiseitegelegt. Die Forscher wussten damals noch nicht, dass Erstlingsfrüchte häufig schlecht entwickelt sind.

Nach einiger Zeit entdeckte ein Mitarbeiter zufällig, dass die Früchte trotz fehlender Kühlung ein frisches und saftiges Fruchtfleisch bewahrt hatten. Dank dieser wichtigen Eigenschaft bestand Nr. 208 die Selektion nachträglich und erhielt die Zuchtnummer Oe 208. Zwei Jahre später konnten laut Bericht 4 kg sehr schöne und in ihrem Geschmack voll befriedigende Früchte geerntet werden. Ab 1947 wurde Oe 208 in Hauptversuchen getestet und 1954 von der Schweizerischen Kommission für Obstsortenprüfung unter dem Namen Schweizer Orangenapfel freigegeben. Der Name verweist auf die Herkunft (Schweiz) und die Vatersorte Cox Orange, von der die junge Sorte Geschmack, Form und die orange Färbung der reifen Früchte geerbt hat.

Erfolgreiche Apfelzüchtungen aus Wädenswil

Seit 1954 wurden in Wädenswil eine ganze Reihe weiterer Apfelsorten gezüchtet und entwickelt. Besonders erwähnenswert ist die Sorte Maigold. Sie kam 1964 auf den Markt und blieb während vielen Jahren eine der wichtigsten Sorten der Schweizer Apfelproduktion. Mit Ariwa konnte 1996 die erste schorf- und mehltauresistente Sorte eingeführt werden, ein kommerzieller Erfolg blieb jedoch trotz ihrer Robustheit aus. Der grösste Erfolg gelang Agroscope mit der Sorte Milwa (Marke Diwa®), die an der Expo 2002 vorgestellt wurde und ausserhalb der Schweiz unter dem Markennamen Junami® angeboten wird. Die jüngste Entwicklung wurde von Agroscope 2024 präsentiert; Die vielversprechende Sorte Iori punktet mit Robustheit, guter Lagerfähigkeit und Geschmack.

In Wädenswil werden bis heute neue Apfelsorten gezüchtet. Die Zuchtziele und Methoden wurden laufend angepasst und nebst der Fruchtqualität bald um die Robustheit gegen Krankheiten erweitert. Auch aufgrund der Marktanforderungen und steigender Konkurrenz aus dem Ausland sind die Hürden für neue Sorten heute deutlich höher. Trotz technischer Fortschritte dauert es deshalb immer noch 15 bis 25 Jahre, bis eine neue Apfelsorte marktreif ist.

Neben Agroscope engagieren sich in der Schweiz der Verein Poma Culta und die Firma Lubera in der Züchtung von neuen Apfelsorten.

Vorzüglicher Apfel, anspruchsvoller Anbau

Der Schweizer Orangenapfel begeisterte in den Fünfzigerjahren mit seiner erfrischenden Säure und dem feinen Aroma. Die Kundschaft schätzte den mittelgrossen, lagerfähigen Apfel mit dem festen, saftigen Fruchtfleisch, das auch beim Kochen nicht zerfällt.

Im Anbau zeigt die Sorte jedoch Schwächen. Der Baum ist zwar wenig anfällig für Pilzkrankheiten, gedeiht aber nur in bevorzugten Lagen. Die Ernten sind eher unregelmässig und bei grossem Behang erreichen die Früchte die gewünschte Qualität nicht. Während sich der Schweizer Orangenapfel in den französischen Regionen Elsass und Lorraine bewährte und den Weg bis in osteuropäische Staaten fand, konnte er sich in der Schweiz nicht durchsetzen. Er blieb jedoch eine Liebhabersorte und ist heute noch vereinzelt an Wochenmärkten oder in Hofläden erhältlich.

Apfelsorten erhalten für die Zukunft

Für die Züchtung ist die Verfügbarkeit einer breiten Genetik als Grundlage für neue Kreuzungen besonders wichtig. Im Rahmen des Nationalen Aktionsplans zur Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen NAP-PGREL des Bundesamtes für Landwirtschaft werden in Obstsortensammlungen in der ganzen Schweiz zurzeit rund 1200 Apfelsorten erhalten und beschrieben. Diese Sorten sind ein wichtiger Fundus, in dem für neue Kreuzungen bereits geeignete Kandidaten entdeckt und weiterhin gefunden werden könnten.

Zuchtprogramme liefern nebst neuen Sorten wertvolle Erkenntnisse und potenziell vielversprechende neue Zuchtklone. Die Verantwortung ist gross, die Sorten, das Zuchtmaterial und den Wissensschatz für die Zukunft zu bewahren. Aktuell ist die Erhaltung in der Schweiz gesichert.

Der Schweizer Orangenapfel ist mehr als nur ein Sammlungsstück. Er gedeiht besonders gut in milden Lagen und auf Niederstamm. Mit seinen aromatischen Früchten bringt er geschmackliche Vielfalt auf den Tisch und ist ein echtes Stück Schweizer Obstgeschichte.

Franziska Oertli

Mitarbeiterin „Schweizer Obstsorte des Jahres“

FRUCTUS , die Vereinigung zur Förderung alter Obstsorten, ist ein gemeinnütziger Verein mit über 1100 Mitgliedern. Er verbindet Obstfachleute und Obst-Interessierte auf nationaler und internationaler Ebene.

FRUCTUS ist die Kompetenzorganisation für alte Obstsorten und den Hochstamm-Obstbau. Sie beschreibt und bewertet die Eigenschaften von alten Obstsorten im Hinblick auf ihre Nutzung, sensibilisiert die Öffentlichkeit für die Vielfalt der Obstsorten und trägt dazu bei, die Biodiversität im Bereich Nutzpflanzen zu erhalten.

FRUCTU S feiert dieses Jahr sein 40-jähriges Jubiläum. Zum Auftakt zum Jubiläumsjahres findet am 31. Januar 2025 eine Jubiläumstagung zum Thema Marketing und Storytelling für Hochstamm-Produkte im Tagungszentrum Liebegg AG statt. Weitere Veranstaltungen unter www.fructus.ch

Weiterführende Links zur Apfelzüchtung in der Schweiz :

Agroscope

Verein Poma Culta

Firma Lubera

Fernsehen SRF Einstein

Briefmarken

FRUCTUS erstellt jedes Jahr Briefmarken mit der Obstsorte des Jahres. Diese können im FRUCTUS-Webshop bestellt werden: www.fructus.ch/angebote/shop/#bestellformular-shop

Folgende Fachpersonen stehen Ihnen für telefonische Auskünfte zur Verfügung:

Schweizer Obstsorte des Jahres
Anna Dalbosco, Projektleiterin
Telefon 058 469 87 38 / E-Mail:  obstsortedesjahres@fructus.ch
Schweizer Orangenapfel, Schweizer Obstsorten des Jahres
Franziska Oertli, Recherchen
Telefon 079 793 94 46
Schweizer Apfelzüchtung und FRUCTUS
Markus Kellerhals, FRUCTUS Co-Präsident und bis 2022 langjähriger Apfelzüchter bei Agroscope, Telefon 079 586 27 92
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