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Ludwig-Maximilians-Universität München

Russlands Krieg gegen die Ukraine: Die Bot-Offensive zur Invasion

München, Bayern (ots)

  • Bits spielten eine wesentliche Rolle bei der Verbreitung pro-russischer Propaganda nach dem russischen Angriff auf die Ukraine
  • Mit der Propaganda wurden gezielt Länder adressiert, die sich bei der UN-Resolution zum Ukraine-Krieg der Stimme enthalten hatten
  • Dies zeigt eine umfangreiche empirische Studie, in der Forschende der LMU und der Universität Gießen insgesamt fast 350.000 Twitter-Nachrichten analysierten

Online-Propaganda ist zu einem wichtigen Instrument der modernen Kriegsführung geworden. Als russische Truppen im Februar 2022 die Ukraine überfielen, begann auch ein Informationskrieg im digitalen Raum. In einer groß angelegten empirischen Studie hat ein Team um Professor Stefan Feuerriegel, Leiter des Institute of Artificial Intelligence in Management der LMU, die Verbreitung pro-russischer Propaganda auf der Plattform X (vormals Twitter) untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass Bots bei der Verbreitung und Vervielfältigung der Propaganda-Posts eine wesentliche Rolle spielen und dass gezielt bestimmte Länder adressiert werden.

Bereits in früheren Konflikten nutzte Russland gezielte Social-Media-Kampagnen, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen und die politische Polarisierung zu verstärken. "Hinweise, dass dies auch im Rahmen der Invasion der Ukraine der Fall ist, waren bisher weitgehend anekdotischer Natur", sagt LMU-Forscher Stefan Feuerriegel. "Breit angelegte Studien empirische Studien fehlten bis dato. Diese Lücke haben wir nun geschlossen." Die Forschenden analysierten dafür insgesamt 349.455 Twitter-Nachrichten mit pro-russischen Inhalten wie etwa die unter dem Hashtag #istandwithrussia. Abgesetzt wurden die Nachrichten zwischen Februar und Juli 2022.Die Analysen ergaben, dass pro-russische Nachrichten rund 251.000 Retweets erhielten und damit etwa 14,4 Millionen Nutzer erreichten, was ihre virale Verbreitung unterstreicht.

Zudem konnten die Forschenden zeigen, dass Bots eine überproportional große Rolle spielten und die Verbreitung und Vervielfältigung pro-russischer Nachrichten massiv verstärkten. Insgesamt identifizierten die Forschenden mithilfe von selbstlernenden Software-Tools rund 20 Prozent der Verbreiter solcher Nachrichten als Bots. Die Bots interagierten in stark vernetzten Retweet-Netzwerken und zielen auf eine möglichst breite Sichtbarkeit der Nachrichten ab, sodass Inhalte verbreitet werden, die anderenfalls nicht viral gehen würden.

Ein Peak am Tag der Generalversammlung

Auffällig war, dass die Menge der versendeten pro-russischen Nachrichten an dem Tag Spitzenwerte erreichte, an dem die Generalversammlung der Vereinten Nation die Resolution ES-11/2 verabschiedete, in der die Invasion verurteilt wird. Analysen zur Lokalisation der Bots zeigten, dass diese besonders in Ländern aktiv waren, die sich bei der UN-Resolution ES-11/1 zum Ukraine-Krieg am 2. März 2022 der Stimme enthalten hatten. Dazu gehörten etwa Indien, Südafrika und Pakistan. An diesem Tag war die Dichte an pro-russischer Aktivität auf Twitter gerade in diesen Ländern bemerkenswert hoch. Schon am kommenden Tag war es mit dieser außergewöhnlichen regionalen Verteilung wieder vorbei, wenngleich die Pro-Russland-Propaganda auch an diesem Tag im Vergleich Spitzenwerte auf Twitter erreichte.

Aus ihren Ergebnissens schließen die Forschenden, dass diese Länder gezielt von pro-russischen Bots adressiert wurden, um die Unterstützung für Sanktionen gegen Russland zu verringern und die Solidarität mit der Ukraine zu schwächen. Auffallend sei, so die Autoren, dass viele Bots, die pro-russische Nachrichten verbreiteten, kurz vor der UN-Abstimmung erstellt wurden, was auf eine absichtliche und geplante Manipulation der öffentlichen Meinung auf Twitter hinweist.

"Insgesamt deuten unsere Ergebnisse auf eine groß angelegte russische Propagandakampagne in den sozialen Medien hin und verdeutlichen die neuen Bedrohungen für die Gesellschaft, die von ihr ausgehen. Unsere Ergebnisse legen auch nahe, dass das Eindämmen von Bots eine wirksame Strategie zur Eindämmung solcher Kampagnen sein könnte", sagt Dominique Geißler, Doktorandin an Feuerriegels Institut und Erstautorin der Studie.

Publikation:

Dominique Geissler, Dominik Bär, Nicolas Pröllochs, and Stefan Feuerriegel: Russian propaganda on social media during the 2022 invasion of Ukraine. EPJ Data Science 2023

Kontakt:

Dominique Geißler, M.Sc.

LMU

Institute of AI in Management

E-Mail: d.geissler@lmu.de

Prof. Dr. Stefan Feuerriegel

LMU

Head of Institute of AI in Management

E-Mail: ai@som.lmu.de

Pressekontakt:

Claudia Russo
Leitung Kommunikation & Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München
Leopoldstr. 3
80802 München

Phone: +49 (0) 89 2180-3423
E-Mail: presse@lmu.de

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