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Avenir Suisse

"Erosionsmonitor 4: Report zum Stand des bilateralen Verhältnisses Schweiz - EU
Schwerpunkt Westschweiz und Tessin

Zürich (ots)

Die Erosion der bilateralen Beziehungen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union (EU) greift weiter um sich. In der jüngsten, vierten Ausgabe des Erosionsmonitors richtet Avenir Suisse den Fokus auf die Westschweiz und das Tessin. Ähnlich wie in der dritten Ausgabe stehen die Forschungszusammenarbeit, das Abkommen über technische Handelshemmnisse sowie die Personenfreizügigkeit im Zentrum der Untersuchungen. Obwohl für Schweizer Unternehmen die Hürden beim Export in die EU zunehmen und der Wirtschaftsstandort Schweiz dadurch geschwächt wird, fehlt bisher der politische Druck, das europapolitische Ruder herumzureissen.

Die schleichende Erosion der Beziehungen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union konnte seit dem letzten Avenir-Suisse-Erosionsmonitor vom Juni 2022 nicht gebremst werden - im Gegenteil. Was mit der Aufkündigung der Börsenäquivalenz durch die EU im Jahr 2019 begann, setzt sich seither für viele weitere Branchen fort. Jüngstes Beispiel sind geänderte Prozesse für die Zertifizierung neuer Bahnwaggons. Nach der Medizintechnik- und Diagnostika-Branche folgen als nächstes zuerst die Maschinen- sowie später die Pharmaindustrie; aufgrund der hohen Bedeutung dieser beiden Branchen für den Industriestandort Schweiz dürften die betriebswirtschaftlichen Anpassungskosten die Milliardenschwelle übersteigen.

Dass die Schweizer Industrie die zusätzlichen Marktzutrittshürden bisher mit nur geringem Schaden gemeistert hat, ist der vorausschauenden Unternehmensführung vieler exportorientierten Firmen zu verdanken. Sie bereiteten sich auf das Erosionsszenario vor und suchten Auswege, um ihre Kunden im EU-Binnenmarkt auch weiterhin effizient beliefern zu können. Die Positionierung vieler exportorientierter Unternehmen in höhermargigen Segmenten hilft, die gestiegenen Marktzugangskosten abzufedern. Kommt hinzu, dass die höhere Inflation im Euroraum die hiesigen Hersteller begünstigt.

Diversifikation mindert die Auswirkungen der Erosion

Hinsichtlich der Warenexporte sind sowohl die Westschweiz als auch das Tessin im Vergleich zur gesamten Schweiz stärker diversifiziert. Ausnahmen bilden Genf und Neuenburg, die jeweils auf die Uhren- bzw. Pharmaindustrie spezialisiert sind. Diese Bereiche sind von Exportrestriktionen jedoch bisher wenig betroffen. Anders sieht es im Maschinen- und Elektrobereich aus. Hier ist die Erosion bereits absehbar: Mit der Umsetzung der neuen Maschinenrichtlinie der EU werden Unternehmen schon bald neue Exporthürden überwinden müssen. Betroffen davon sind vor allem das Tessin und der Jura, wo Maschinenexporte jeweils 22% und 30% der Gesamtexporte ausmachen.

Die stärkere Diversifikation der Exporte der lateinischen Kantone mindert die Auswirkungen der Erosion. Dies bedeutet allerdings keine generelle Entwarnung für die stark exportorientierte Schweiz insgesamt. So war die Westschweiz 2021 mit einem Volumen von rund 71 Mrd. Fr. nur für etwa einen Viertel (27,6 %) der Warenexporte (ohne Gold/Metalle) der Schweiz (insgesamt 256 Mrd. Fr.) verantwortlich.

Die Erkenntnisse aus der Analyse der Westschweiz und des Tessins sind exemplarisch: Wirtschaftspolitisch erzeugt der schleichende Prozess der Erosion zu wenig Druck, um beherzt das Ruder in Richtung Zusammenarbeit mit der EU herumzureissen. Mit dem Hauptabsatzmarkt EU ist es für ein Schweizer Unternehmen oft attraktiver, zusätzliche Produktionskapazitäten direkt im Binnenmarkt aufzubauen. In der Summe schwächt dies nicht nur das Wachstumspotenzial des Wirtschaftsstandortes Schweiz, sondern damit auch den Wohlstand.

Link zur Website der Publikation von Avenir Suisse

Link zur PDF der Studie

Link zum Video "5 Fragen, 5 Antworten"

Download-Link zum Videomaterial für Redaktionen

Pressekontakt:

Patrick Dümmler (+41 76 532 53 16, patrick.duemmler@avenir-suisse.ch)
Teresa Hug Alonso (+41 44 445 90 66, teresa.hugalonso@avenir-suisse.ch)

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