Gediminas Ziemelis, Vorstandsvorsitzender der ASG Group: Ein globaler Ansatz zur Saisonalität in der Luftfahrt
Dublin (ots/PRNewswire)
Als wesentlicher, Einnahmen erwirtschaftender Vermögenswert generiert ein Flugzeug Wert, wenn es in der Luft ist und mit nahezu maximaler Kapazität ausgelastet ist. Ein Flugzeug, das aus irgendeinem Grund (Fehlfunktion, Wartung, Flugstornierung usw.) nicht genutzt wird, verursacht hingegen Verluste. Nach einer recht konservativen Schätzung von Boeing könnte ein ein bis zwei Stunden andauerndes Ereignis am Boden eine Fluggesellschaft 10.000 bis 20.000 US-Dollar kosten. Branchenexperten werden Ihnen sagen, dass die tatsächlichen Kosten eher in der Größenordnung von 150.000 US-Dollar liegen, wenn nicht sogar darüber. Die meisten AOG-Ereignisse lassen sich zwar nur schwer vorhersagen, aber Fluggesellschaften und Luftverkehrsbetreiber, insbesondere diejenigen, deren Schwerpunkt auf Reisen innerhalb Europas liegt, wissen, dass es nur eine Sache gibt, die schlimmer ist als eine unerwartete Fluguntauglichkeit. Es ist der saisonale Charakter des Geschäfts, bei dem die Kapazitäten eng an das Reiseverhalten der Reisenden und Urlauber gebunden sind.
Saisonabhängigkeit spielt auch nach dem Aufschwung noch eine Rolle
Vor der COVID-19-Pandemie zeichnete sich in der weltweiten Reiseindustrie ein deutlicher Trend ab: Der Freizeitreiseverkehr hat in vielen Ländern und Regionen begonnen, den Geschäftsreiseverkehr zu überholen. Laut McKinsey & Company lag die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate für Freizeitflugreisen zwischen 2010 und 2019 bei 6,6 % und damit deutlich höher als die Wachstumsrate von Geschäftsflugreisen, die bei 3,3 % lag. Diese Diskrepanz bei den Wachstumsraten hat sich in der Erholungsphase des Flugverkehrs nach der Pandemie nur in einigen Gebieten weiter vergrößert. Die Branche erholt sich weiter vom Abschwung im Jahr 2020, und der Freizeitverkehr nimmt dabei am schnellsten wieder Fahrt auf. Allerdings liegt das Problem bei den Freizeitreisen darin, dass sie eher saisonabhängig sind und mit ausgeprägten Hochs und Tiefs in den Sommer- und Wintermonaten der nördlichen Hemisphäre einhergehen.
Den aktuellen Daten der IATA zufolge wird der Verkehr der europäischen Fluggesellschaften im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 22 % zunehmen. Doch auch wenn der Trend positiv ist und Kapazität und Auslastung parallel ansteigen, verläuft die Erholung langsamer als in anderen Regionen. Die Erholung speziell in der Wintersaison in Europa könnte künftig sogar noch langsamer verlaufen, da viele Europäer den Gürtel enger schnallen müssen. Da die Europäische Zentralbank zögert, die auf Rekordniveau liegenden Zinssätze zu senken, können wir davon ausgehen, dass die Europäer bei ihrer Urlaubsplanung preissensibler sein werden, auch wenn einige Führungskräfte von Fluggesellschaften glauben, dass die Verbraucherausgaben für Reisen immun gegen die Lebenshaltungskostenkrise sind. Die Zeit wird zeigen, ob das der Fall ist.
Doch auch wenn die Erholung schneller eintritt als erwartet, wird die Saisonalität in Europa sich nicht in Luft auflösen. Wir alle haben die Meldungen verfolgt, laut denen die großen europäischen Fluggesellschaften im dritten Quartal 2023 beträchtliche Gewinne verbuchen werden, einige sogar höhere als im Jahr 2019. Aber was passiert, wenn sie über 50 % ihres jährlichen Betriebsgewinns in einem einzigen Quartal erzielen? Dieses Ungleichgewicht ist aus mehreren Gründen problematisch. Zum einen kann der Nachfrageanstieg im Sommer zu verspäteten Flügen, überlastetem Personal und unzufriedenen Kunden führen. Diese Symptome stellen jedoch keine finanzielle Gefahr für die Unternehmen dar. Ganz anders sieht es dagegen in Bezug auf die Bereitstellung von zusätzlichen Flugzeugen und Mitarbeitern aus. Die Anschaffung kapitalintensiver Flugzeuge, die dann mit halber Auslastung fliegen oder in der Nebensaison ungenutzt herumstehen, führt natürlich zu Verlusten.
Bessere Planung ist das A und O, aber keine Wunderwaffe
Um auch in Zukunft profitabel zu bleiben, müssen die Fluggesellschaften strategische Maßnahmen ergreifen, um Nachfragespitzen im Sommer effektiv zu bewältigen, einen stabilen Betrieb zu gewährleisten und vor allem die Verluste im Winter zu verringern oder gar umzukehren. Um die Auswirkungen der Saisonalität auszugleichen, müssen die Fluggesellschaften verschiedene Ansätze in Betracht ziehen.
Dies beginnt mit einer gründlicheren Planung für das gesamte Jahr. Zu den wichtigsten Strategien, die man im Auge behalten sollte, gehört die Optimierung der Einnahmen durch bewährte Techniken der Preisgestaltung und des Ertragsmanagements. Hier sehen wir bereits eine Zunahme von Lösungen im Bereich der künstlichen Intelligenz, und die Rolle der KI wird in näherer Zukunft noch weiter zunehmen.
Der Jahresplan einer Fluggesellschaft sollte nicht nur die Schwankungen zwischen Sommer und Winter berücksichtigen. Ein Schlüsselfaktor ist, Geschäftsvereinbarungen mit Reiseveranstaltern, Regierungsbehörden und anderen Kunden zu haben, die bei Großveranstaltungen (von der Hadsch bis zu den Olympischen Spielen) einen Lufttransport benötigen.
Abgesehen von einer besseren Planung sollten die Fluggesellschaften außerdem auf mögliche Nachfragespitzen im Zusammenhang mit bestimmten Ereignissen vorbereitet sein. So wurde Katar nach der Ausrichtung der Fußballweltmeisterschaft 2022 zum bevorzugten Reiseziel für Golfurlauber im Jahr 2023. Dank einer Reihe hochkarätiger Veranstaltungen und eines geschärften Profils konnte Katar erstmals die Marke von 4 Millionen Touristen knacken. Es ist wenig überraschend, dass 85 % aller Besucher mit dem Flugzeug anreisten, wie die nationale Zivilluftfahrtbehörde mitteilte.
Die Saisonalität bewältigen – eine ACMI-Perspektive
Anbieter, die eine Auslagerung von Kapazitäten anbieten, sind zunehmend integraler Bestandteil der operativen Strategie einzelner Fluggesellschaften. Eine schlankere interne Flotte erleichtert es einem Unternehmen, saisonale Nachfragerückgänge bei Fluggesellschaften aufzufangen. Es ist sehr aufschlussreich, dass nach Angaben von ACC Aviation im Jahr 2023 nahezu 738.000 Blockstunden (block hours, BH) von ACMI-Unternehmen auf der ganzen Welt durchgeführt wurden. Dieser Wert ist im Vergleich zum Vorjahr um nahezu 100 % gestiegen, und da wir die pandemiebedingten Einschränkungen nun hinter uns gelassen haben, ist davon auszugehen, dass mehr Fluggesellschaften ausgelagerte Kapazitäten in ihre Strategie einbeziehen werden.
Die Bereitstellung von On-Demand-Flugzeugen ist bei steigender Nachfrage von großem Vorteil. Avion Express beispielsweise, einer der ACMI-Anbieter der Avia Solution Group, hat im Juni dieses Jahres über 2000 Flüge für die deutsche Eurowings durchgeführt, und das zu einem Zeitpunkt, als die Fluggesellschaft die zusätzliche Kapazität am dringendsten benötigte.
Man muss sich jedoch darüber im Klaren sein, dass die ACMI-Anbieter mit der gleichen saisonalen Dynamik konfrontiert sind wie andere Fluggesellschaften. Wenn ein ACMI-Anbieter nur in einer Region während einer Saison die Nachfrage angemessen befriedigen kann, hat er selbst mit einem umfangreichen Kundennetz ein eher begrenztes Wachstumspotenzial.
Mit ACMI-Leasing können Fluggesellschaften und andere Kunden (einschließlich Regierungen) nicht nur die Flugzeuge, sondern auch die Besatzung und die damit verbundenen Verantwortlichkeiten outsourcen. Dies erfordert auch von den ACMI-Anbietern ein Umdenken, da es uns zwingt, Saisonalität als langfristiges Strategieelement und nicht als kurzfristige Herausforderung zu betrachten. Und dies erfordert, das ACMI-Modell selbst, ein von vornherein globales Modell, neu zu denken.
Die geografische Expansion ist eine Möglichkeit, die Saisonalität abzuschwächen. Luftverkehrszulassungen (Air Operator Certificates, AOCs) für mehrere Kontinente zu haben bedeutet, dass Flugzeuge und andere Güter mit weniger Aufwand rund um den Globus transportiert werden können. Wenn Sie umfangreiche Geschäftsaktivitäten in Europa betreiben, ist es von Vorteil, Außenstellen in Regionen wie Südostasien und Australien einzurichten, wo sich die Spitzen und Flauten der Reisenachfrage nicht so stark mit Europa überschneiden. Dadurch lässt sich die geringere saisonale Nachfrage in Europa im Winter durch die Verlegung von Flugzeugen in diese Regionen ausgleichen.
Wir von der Avia Solutions Group haben bereits vor einigen Jahren begonnen, strategisch in den asiatisch-pazifischen Raum und in Lateinamerika zu investieren. Heute haben wir 11 AOCs und planen, deren Anzahl weiter zu erhöhen, wobei wir uns stark auf die genannten Regionen konzentrieren werden. Die Gruppe beabsichtigt, bis Ende 2024 weitere Fluggesellschaften in mehreren Ländern zu gründen oder zu erwerben, darunter Brasilien, Thailand, die Philippinen, Malaysia, Australien und Indonesien. Parallel dazu bauen wir unser MRO-Netzwerk aus und haben erst kürzlich neue Hangars in Bali und Punta Cana eröffnet.
Indem sie ihre Flügel ausbreiten und eine globale Denkweise einnehmen, übernehmen die ACMIs auch die Risiken, auf die die Fluggesellschaften gerne verzichten möchten. Auch wenn Wet-Leasing im ersten Moment kostspielig erscheinen mag, sollten Fluggesellschaften den erheblichen Wertverlust bedenken, der durch den Unterhalt ungenutzter eigener Flugzeuge in nachfrageschwachen Zeiten wie im Winter entsteht. Jede Outsourcing-Entscheidung setzt ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Kosteneffizienz, Zuverlässigkeit des Services und einem überragenden Fahrgasterlebnis voraus, um die Rentabilität und den Erfolg sicherzustellen.
Informationen zu Gediminas Ziemelis
Gediminas Ziemelis (geboren am 4. April 1977) ist ein erfolgreicher litauischer Unternehmer, Unternehmensberater und der Gründer und aktuelle Vorstandsvorsitzende der Avia Solutions Group, dem weltweit größten ACMI-Anbieter (Aircraft, Crew, Maintenance and Insurance), der eine Flotte von 199 Flugzeugen betreibt. Er wurde von Aviation Week & Space Technology zweimal unter die Top 40 der talentiertesten jungen Branchenführer gewählt.
Gediminas ist bekannt für seine kosmopolitische Denkweise und seine herausragenden Managementfähigkeiten, die zu seinem Erfolg in verschiedenen Geschäftsfeldern beigetragen haben. Im Laufe seiner 26-jährigen Karriere hat Gediminas über 100 Start-ups gegründet, von denen 50 % noch immer aktiv sind, er hat Unternehmen durch 4 erfolgreiche IPO/SPO-Prozesse geführt und über 800 Millionen Euro an den globalen öffentlichen Kapital- und Anleihemärkten beschafft.
2023 wurde Gediminas Ziemelis vom TOP Magazine als der reichste Litauer mit einem Vermögen von geschätzten 2,45 Milliarden Euro gelistet.
Gediminas ist der größte Spender der Rimantas Kaukenas Support Group, einem Wohltätigkeits- und Hilfsfonds, der Kinder mit onkologischen Erkrankungen und ihre Familien unterstützt. Er ist außerdem der größte Aktionär des führenden Basketballclubs Wolves.
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