Bouchra Khalili - A Trilogy: The Tempest Society, The Circle, and The Public Storyteller
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Luma Westbau freut sich, die Ausstellung A Trilogy: The Tempest Society, The Circle, and The Public Storyteller der französisch-marokkanischen Künstlerin Bouchra Khalili zu präsentieren.
Bouchra Khalili
A Trilogy: The Tempest Society, The Circle, and The Public Storyteller
8. Februar – 18. Mai 2025
2. & 3. Etage, Luma Westbau, Zürich
Vernissage: Freitag, 7. Februar 2025, 18.00 Uhr
Bouchra Khalili arbeitet mit verschiedenen Medien, darunter Film, Video, Installation, Fotografie, Arbeiten auf Papier, Textil und redaktionellen Plattformen. Ihre multidisziplinäre Praxis eröffnet neue Perspektiven auf Bürgerschaft an, die es uns ermöglichen, andere Formen der Zugehörigkeit zu erdenken.
Film und Video spielen eine zentrale Rolle in ihrem Denken. Bekannt für komplexe und vielschichtige narrative Konstruktionen, greifen Khalilis filmische Arbeiten auf verdrängte historische Momente kollektiver Emanzipation zurück, die unterschiedliche Geschichten, Geografien und Generationen umfassen. Weder Dokumentarfilm noch Fiktion, ihre tiefgründig recherchierten „Film-Hypothesen“ artikulieren Sprache, mündliche Überlieferung, poetische Beschwörungen, Erzählkunst und innovative visuelle Formen.
Durch Experimente mit der Montage wird Khalilis Schnittprozess zu einem zentralen Werkzeug ihrer Erzähltechniken. In ihren Filmen übernehmen die nicht-professionellen Darsteller zugleich die Rollen von Erzählern und „Editoren“. Sie erzählen und inszenieren textliche und visuelle Konstellationen unarchivierter Geschichten kollektiver Emanzipation, die von offiziellen Narrativen unterdrückt wurden. Durch die Verknüpfung von Fragmenten mündlicher Überlieferungen mit persönlichen Zeugnissen, Texten, Fotografien und bewegten Bildern wird die Vergangenheit dynamisch aktiviert und ihre Verbindungen zur Gegenwart sichtbar gemacht. Mit poetischer Kraft beschwören Khalilis Filme die Geister unerfüllter Versprechen und das Scheitern moderner Politik herauf und laden die Zuschauer ein, als Zeugen unserer Geschichte aufzutreten und über mögliche kollektive Zukünfte nachzudenken.
Die Ausstellung vereint drei von Khalilis bedeutendsten filmischen Werken: The Tempest Society (2017), The Circle Project (2023) – eine Mixed-Media-Installation, die die Video-Installation The Circle (2023), das Wandplakat A Timeline for a Constellation (2023) und die Film-Installation The Storytellers (2023) umfasst – sowie The Public Storyteller (2024). Diese Werkserie gipfelt in der synchronisierten Zweikanal-Installation The Public Storyteller, einer poetischen Meditation über die Kraft des Erzählens. Das Werk führt die Erzählungen aus The Tempest Society und The Circle zu ihren ursprünglichen Wurzeln zurück und hebt die Bedeutung der Fabulierung als kollektiven Prozess hervor.
Diese Werkreihe basiert auf Khalilis umfangreicher Forschung zum Mouvement des Travailleurs Arabes (MTA, Bewegung der arabischen Arbeiter) und seinen Theatergruppen Al Assifa (Der Sturm auf Arabisch) und Al Halaka (Der Kreis auf Arabisch, der sich auch auf die in Nordafrika verbreitete Tradition des öffentlichen Geschichtenerzählens bezieht). Das MTA war eine wegweisende, autonome Organisation, die in den 1970er Jahren von maghrebinischen Arbeitern in Frankreich gegründet wurde und sich für gleiche Rechte einsetzte. Das Theater stand im Zentrum ihres Aktivismus und verkörperte ihre Vorstellung von Solidarität und Verbundenheit, da es maghrebinische Arbeiter und ihre französischen Verbündeten zusammenbrachte.
The Tempest Society spielt in Athen und greift die Theaterexperimente von Al Assifa auf, um deren Relevanz im Kontext der humanitären, sozialen und wirtschaftlichen Krise zu unter-suchen, die die griechische Hauptstadt 2016 prägte. The Circle setzt die Erzählung fort und beleuchtet die Gründung des MTA im Jahr 1973 in Paris und Marseille, seine Theatergruppen sowie die Kandidatur eines ihrer undokumentierten Mitglieder bei der französischen Präsident-schaftswahl 1974. Darüber hinaus bietet The Storytellers (2023) einen kontemplativen Raum für Geschichte, in dem ehemalige Mitglieder von Al Assifa und Al Halaka fünfzig Jahre nach ihrer ersten Aufführung Teile ihres nicht archivierten mündlichen Repertoires präsentieren. The Public Storyteller (2024) zeigt die Performance eines Geschichtenerzählers in Marrakesch, der fünfzig Jahre später den Wahlkampf von Djellali Kamel in der Tradition der "Halka" (der Kreis, die Versammlung) – der ältesten Form des öffentlichen Geschichtenerzählens in Marokko – nacherzählt. Der Akt des Erzählens und Zuhörens verwandelt sich in ein Ritual, das den Geist von Djellali beschwört, indem es alte mündliche Traditionen mit der Diaspora verbindet und so potenzielle Formen transnationaler Zugehörigkeit aufzeigt.
Gemeinsam präsentieren die Werke in der Ausstellung alternative Formen der Zugehörigkeit und der Kollektivbildung durch und mit Performance. Sie bieten einen meditativen Zugang zu unterdrückten Geschichten, zur Kraft kollektiver Fabulierung, wie sie vom öffentlichen Geschichtenerzähler verkörpert wird, und zur „Montage“ als Kunstform, die begrabene Geschichte wieder zum Leben erwecken kann.
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