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Dolmetschen zwischen hörenden und gehörlosen Menschen – auch für Notfälle

Dolmetschen zwischen hörenden und gehörlosen Menschen – auch für Notfälle
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Olten (ots)

Autsch, das tat weh. Ob man die Treppe runtergefallen ist oder sich in den Finger geschnitten hat – ein Unfall ist schnell passiert. Können Sie sich noch an das letzte Mal erinnern, als Sie einen Unfall hatten und den Arzt oder Ärztin anrufen mussten?

Bei einem Unfall ist jede Sekunde kostbar. Manchmal entscheiden diese über Leben und Tod. Die Kommunikation und die Verständigung sind in einem solchen Moment absolut entscheidend. Wenn diese aufgrund von Sprach- oder Hörbeeinträchtigung nicht sichergestellt werden können, entstehen Missverständnisse und das Risiko einer Fehlbehandlung mit schweren Folgen für die Gesundheit der Patient:innen steigt.

Und genau da ist die Krux. Wie sollen gehörlose oder schwerhörige Menschen den Hausarzt oder das Spital anrufen? In einem medizinischen Notfall sind gehörlose Menschen komplett auf sich selbst gestellt.

Selbst wenn es der hörbehinderte Mensch noch irgendwie zum Arzt oder ins Spital schafft, ist die Verständigung vor Ort oftmals nur sehr schwierig möglich. Stellt z.B. ein Arzt Fragen zum Gesundheitszustand, versteht dies die gehörlose Person oftmals nicht oder interpretiert diese nicht richtig. Ebenfalls problematisch ist die Verabreichung von Medikamenten und der ärztlichen Instruktionen, welche wichtig für die Heilung sind.

Das alles passiert jeden Tag hier bei uns in der Schweiz, im Jahre 2023. Bei Ärzten, in Spitälern. Bei uns, wo täglich über Diskriminierung und Gleichberechtigung debattiert wird, und gleichzeitig die hörgeschädigten Menschen Hürden erleben, die es für sie schwierig machen, einen chancengerechten Zugang zu erhalten.

Im Gegensatz zu anderssprachigen Mitmenschen in der Schweiz, können schwerhörige und gehörlose Menschen nicht lernen, besser zu hören. Sie sind deswegen auf einen Dolmetscher angewiesen.

Wie frustriert muss sich ein Mensch fühlen, der ohne Gehör in der Schweiz aufgewachsen ist. Wohl erwähnt: Zu hören oder nicht ist keine Wahl, sondern ein Schicksal. Ein Schicksal, mit dem sich viele gehörlose Menschen in unserer Welt vorbildlich zurechtfinden.

Aber insbesondere dann, wenn es um die eigene Gesundheit geht, müssen wir doch dafür sorgen, dass ein gehörloser Mensch keine Informationen verpasst. Diese benötigt er, um selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen und sich am Behandlungsprozess beteiligen zu können.

Deswegen hat die Stiftung PROCOM aus Olten drei Dienstleistungen für hörbehinderte Menschen lanciert:

  1. VideoCom: Ermöglicht das Telefonieren zwischen hörgeschädigten und hörenden Menschen via Video-Gebärdensprachedienst.
  2. Textvermittlung: Unsere Textvermittler:innen telefonieren für gehörlose und schwerhörige Menschen und übermitteln das Gesprochene simultan via Live-Chat.
  3. Dolmetschen vor Ort: Sie bestellen einer unserer Dolmetscherinnen oder Dolmetscher – wir begleiten die gehörlose Person zum Arztbesuch.

Frau Di Bernardo Leimgruber von Spital Olten: «Wir arbeiten seit langer Zeit mit PROCOM zusammen, weil uns die barrierefreie Kommunikation mit gehörlosen Menschen ein Herzens-Anliegen ist und wir diese Verantwortung sehen und wahrnehmen.»

Medienkontakt:

Roman Probst, Geschäftsleiter PROCOM, +41 55 511 11 63, rprobst@procom-deaf.ch