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Forum der Caritas in Bern: Sozialer Zusammenhalt nicht nur Frage der Generationensolidarität

23.01.2004 – 10:00 

Luzern (ots) -

Die Zahl der älteren Menschen in unserer
Gesellschaft nimmt im Verhältnis zu den jüngeren zu. Die
Generationensolidarität steht vor einer Belastungsprobe, das System
der sozialen Sicherung vor neuen Herausforderungen. Am Forum der
Caritas Schweiz vom 23. Januar in Bern warnten Fachleute die rund 230
Anwesenden vor dem politischen Missbrauch dieser emotional
aufgeladenen Thematik. Die Sozialwerke müssten so umgebaut werden,
dass der soziale Zusammenhalt gewahrt bleibe.
45 Prozent der Ausgaben des sozialen Systems werden heute in der
Schweiz für das Alter ausgegeben, und der Anteil wird in Zukunft
steigen, sagte Pierre Gilliand, Professor an der Universität
Lausanne, am Forum der Caritas in Bern. Dennoch erachtet er es als
wenig hilfreich, wenn dem Klassenkampf ein Kampf der Generationen
folgen würde. Der sicher notwendige Umbau der Sozialwerke müsse die
Verteilungsgerechtigkeit in der ganzen Bevölkerung berücksichtigen
und den sozialen Zusammenhalt insgesamt sicherstellen.
Herausforderung für die Arbeitswelt
Der Soziologe François Höpflinger wies darauf hin, dass sich die
demografische Alterung in den nächsten Jahrzehnten vor allem aufgrund
der geburtenstarken Jahrgänge, die selbst wenig Kinder zu Welt
brachten, beschleunigen wird. Dies bringe zuerst eine Herausforderung
für den Arbeitsmarkt, da die Zahl der über 45-jährigen jene der unter
45-jährigen übertreffen werde. In einer zweiten Phase steige dann die
Zahl der Rentenbezüger und in einer dritten Phase der
pflegebedürftigen Betagten, bevor die demografische Alterung wieder
sinken werde.
Silvia Grossenbacher von der Schweizerischen Koordinationsstelle
für Bildungsforschung unterstrich, dass die heutige ältere Generation
überwiegend zufrieden sei mit ihrem Leben. Gesundheit, materielle
Sicherheit, zuverlässige soziale Netze und eine gewisse biografische
Kontinuität fördere diese Zufriedenheit entscheidend. "Die
gesellschaftliche Entwicklung - und dazu gehöre bei weitem nicht nur
die demografische Herausforderung - stellt die Zufriedenheitsfaktoren
in Frage", unterstrich Grossenbacher.
Kein Missbrauch der Debatte
In der abschliessenden Diskussionsrunde unterstrich Nationalrätin
Pascale Bruderer, dass ein gut funktionierender Generationenvertrag
längst nicht nur finanzielle Aspekte einbeziehen dürfe.
Nachhaltigkeit in sozialer und ökologischer Hinsicht sei
erforderlich. Thomas Held vom Avenir Suisse forderte mehr
Selbstverantwortung der älteren Generation. Kurt Seifert von der Pro
Senectute wies darauf hin, dass die demografische Alterung ein
Angstthema sei und deshalb der politische Missbrauch des Themas nahe
liege. Dass die Demografiedebatte nicht dazu ausgenutzt werden dürfe,
politische Richtungskämpfe auszutragen und immer auch auf den Kontext
sozialer Probleme zu beziehen sei, in dem sich beispielsweise
Arbeitnehmer in prekären Situationen und junge Familien befinden, war
ein Grundtenor der Tagung.
Für weitere Auskünfte und Kontakte zu Referentinnen/Referenten
wenden Sie sich bitte an André Simonazzi, Chef Abteilung Information,
Caritas Schweiz, Tel. 079 637 62 85.

Kontakt:

André Simonazzi
Chef Abteilung Information
Caritas Schweiz
Mobile +41/79/637'62'85