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Touring Club Schweiz/Suisse/Svizzero - TCS

Assistenzsysteme: Kollisionswarner mit Notbremsfunktion im Test - Verantwortung bleibt nach wie vor beim Fahrer

Bern (ots)

Neu entwickelte "Assistenzsysteme" sollen Auffahr-
und Fussgängerkollisionen verhindern. Der TCS macht darauf 
aufmerksam, dass die Verantwortung für das rechtzeitige Abbremsen 
nach wie vor beim Fahrer liegt. Ein TCS-Test zeigt auch Grenzen der 
neuen Technik auf.
Modernste Technik macht es möglich: Mit Hilfe eines Radar- oder 
Infrarotsystems, welches den Raum vor dem Fahrzeug bis auf eine 
Distanz 120 m "abtastet" und somit vorausfahrende Fahrzeuge erkennt, 
regelt ein adaptiver Tempomat (ACC) den Abstand zum vorausfahrenden 
Fahrzeug selbstständig. Wird der Mindestabstand unterschritten, 
verzögert das Fahrzeug durch Eingreifen in die Motorelektronik und 
leitet - wenn nötig - eine Bremsung ein.
ACC-Systeme sind so ausgelegt, dass sie das Fahrzeug nur moderat 
abbremsen. Für stärkere Verzögerungen muss der Fahrer selber 
eingreifen. Wird der Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug wieder 
grösser, beschleunigt das Fahrzeug wieder bis zur eingestellten 
Geschwindigkeit. Die Systeme funktionieren ab einer Geschwindigkeit 
von ca. 30 km/h und reagieren nicht auf stehende Hindernisse.
Kollisionswarner mit Notbremsfunktion
Die logische Weiterentwicklung des ACC ist der Kollisionswarner mit 
Notbremsfunktion. Im Unterschied zum ACC erkennt dieses System 
stehende Objekte, es wird bereits bei einer Geschwindigekit unter 30 
km/h aktiviert, und erreicht bei Bedarf stärkere Verzögerungswerte.
Honda Accord mit CMBS
Bei Honda heisst der Kollisionswarner mit Notbremsfunktion CMBS 
(Collision Mitigation Brake System). Dabei wird das ACC mit dem 
elektronischen Gurtstraffer kombiniert. Das System funktioniert auch 
bei stehenden Hindernissen ab 15 km/h und bei deaktiviertem ACC. 
Erkennt das CMBS ein Hindernis auf der eigenen Fahrspur, wird die 
verbleibende Zeit bis zur Kollision berechnet:
    - Bei weniger als 3 Sekunden wird ein akustisches und optisches 
Warnsignal ausgelöst.
    - Bei weniger als 2 Sekunden wird zusätzlich der Gurtstraffer des
Fahrersitzes mehrmals betätigt um den Fahrer aus einem eventuellen 
Sekundanschlaf zu wecken und das Fahrzeug wird mit 0.25 g abgebremst.
Das Bremssystem wird für eine Notbremsung vorbereitet.
    - Beträgt die Zeit weniger als 1 Sekunde, werden zusätzlich die 
Gurtstraffer der beiden Vordersitze dauerhaft betätigt und das 
Fahrzeug mit 0.6 g abgebremst. Betätigt der Fahrer daraufhin die 
Bremse, wird dies als Notbremsung interpretiert und der 
Bremsassistent aktiviert.
Bei Geschwindigkeiten unter 15 km/h wird das System deaktiviert. 
Daher sind Verzögerungen bis zum Stillstand nicht möglich.
Volvo S60 mit Notbremsfunktion für Fahrzeuge und Fussgänger
Volvo kombiniert das Radarsystem des ACC mit einer optischen Kamera, 
welche untertags die Erkennung von Fussgängern ermöglicht. Das System
arbeitet bereits ab einer Geschwindigkeit von 4 km/h. Falls ein 
Auffahrunfall oder eine Kollision mit einem Fussgänger droht, wird 
der Fahrer optisch und akustisch gewarnt. Reagiert dieser nicht, wird
automatisch eine Notbremsung ausgelöst.
Als Innovation gilt die Erkennung von Fussgängern am Tag bis 35 
km/h. Über die Kamera werden die Fussgänger im näheren vorderen 
Umfeld des Fahrzeuges erfasst und deren Laufrichtung ermittelt. 
Beabsichtigt ein Fussgänger, die Fahrbahn zu überqueren, wird dies 
erkannt und mittels optischer und akustischer Warnung dem Fahrer 
mitgeteilt. Reagiert dieser nicht, wird vor einer Kollision eine 
Notbremsung eingeleitet um diese zu verhindern oder abzuschwächen.
Praxisversuche und Fazit
Das TCS-Testteam führte mit beiden Fahrzeugen Praxisversuche durch. 
Zu diesem Zweck wurden flexible Hindernisse aufgestellt, welche eine 
stehende Fahrzeugkolonne simulieren. Die Testfahrzeuge fuhren mit 25 
km/h - ohne Betätigung der Bremse - auf die Hindernisse auf. Beide 
Systeme funktionierten wie oben beschrieben und zeigten folgendes 
Verhalten:
    - Beim Honda Accord zeigte sich, dass die eingeleitete 
Notbremsung nicht ganz ausreichen würde, um eine Kollision zu 
verhindern, da das System nur bis zu 20 km/h arbeitet. Die 
Geschwindigkeit wurde aber stark reduziert. Die akustischen und 
optischen Warnungen vor dem Aufprall waren sehr deutlich und das 
Straffen des Gurtes vernehmlich spürbar.
    - Der Volvo S60 verzögerte vor dem Hindernis bis zum Stillstand. 
Die akustischen und optischen Warnungen waren sehr deutlich und 
wurden etwas früh ausgelöst.
Das System des Honda Accord funktioniert gut. Der Praxistest 
während der Wintermonate hat sich jedoch gezeigt, dass bei starkem 
Schneetreiben die Funktion des Radars eingeschränkt ist. Dies wird 
dem Fahrer über einen Warnhinweis angezeigt. Zudem wurde von den 
Testfahrern teilweise die zurückhaltende Beschleunigung beim 
Überholen auf der Autobahn bemängelt.
Auch das System des Volvo S60 vermag zu überzeugen. Die Testfahrer
lobten insbesondere die harmonischen Brems- und 
Beschleunigungseingriffe. Jedoch werden bei zügiger Fahrweise auf 
kurvigen Strecken die Kollisionswarnungen etwas früh ausgelöst.

Kontakt:

Kontakte für die Medien
Stephan Müller, Mediensprecher TCS, 031 380 11 44, 079 302 16 36,
smueller@tcs.ch
Herbert Meier, Projektleiter Fahrzeugtest, 041 267 18 23,
hmeier@tcs.ch

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