Das ehemalige Nachrichterhaus in der Spaniagasse in Vaduz
Vaduz (ots)
Im Rahmen des Dokumentationsauftrages der Denkmalpflege werden erhaltungs- oder schutzwürdige Baudenkmale bei Sanierungs- und Abbruchvorhaben baugeschichtlich untersucht. Eine solche baugeschichtliche Untersuchung erfuhr unlängst auch das ehemalige obrigkeitliche Nachrichterhaus an der Spaniagasse 16 in Vaduz.
Die Hofstätte Nr. 130 an der Spaniagasse 16 in Vaduz wurde 1889 auf den Grundmauern des obrigkeitlichen Nachrichterhauses errichtet. Das Nachrichterhaus war das Wohnhaus des Nachrichters und Scharfrichters, also des obrigkeitlichen "Henkers", der sein Amt in Liechtenstein bis 1846 ausübte.
Die Hofstätte liegt unmittelbar am Fusse des Schlossfelsens. Lange Zeit war es das erste und einzige Gebäude, das südlich ausserhalb des geschlossen Siedlungskerns stand. Wahrscheinlich lag der Grund dafür in seiner jahrhundertelangen Nutzung als Wohnhaus des obrigkeitlichen Scharfrichters. Wie ein Katasterplan aus der Zeit um 1870 zeigt, wurde das heutige Gebäude direkt über den Fundamenten seines Vorgängerbaus erbaut.
Das Amt des Scharfrichters bestand seit der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts. Bis dahin wurden bei Bedarf die Scharfrichter aus Bregenz beigezogen. Der Richtplatz der Grafschaft Vaduz lag in der Flur "Galgen", im Bereich der Gemeindegrenze zwischen Vaduz und Triesen, unmittelbar unterhalb des Meierhofes.
Die heutige Hofstätte wurde 1889 von der Witwe Maria Anna Nigg, der Urgrossmutter des heutigen Eigentümers, auf den Fundamenten des einstigen obrigkeitlichen Nachrichterhauses neu erbaut. Die Witwe Maria Anna Nigg war eine geborene Burkhart und entstammt der langjährigen Nachrichterfamilie Burckhart. Die Hofstätte liegt demnach seit beinahe 300 Jahren in der Besitzfolge der gleichen Familie.
Das geschichtsträchtige Gebäude weist aufgrund seiner Lage als erstes Haus ausserhalb des eigentlichen Siedlungskerns und wegen des beinahe unveränderten Erhaltungszustandes aus dem Jahre 1889 einen ganz besonderen Denkmalwert auf.
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