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pafl: Antisemitismus in Österreich

Vaduz, 7. April 2003 (pafl) -

(ots)

Verein der Liechtensteiner Freunde von Yad Vashem lädt zu Vortragsabend ein

Am Mittwoch, 9. April 2003, um 20 Uhr,
lädt der Verein der Liechtensteiner Freunde von Yad Vashem alle 
Interessierten zu einem Vortrag von Professorin Erika Weinzierl in 
den Hörsaal 2 der Fachhochschule Liechtenstein ein. Frau Weinzierl, 
Emeritierte Universitätsprofessorin der Universität Wien, Institut 
für Zeitgeschichte, wird als Mitglied der "Unabhängigen 
Historikerkommission Liechtenstein - Zweiter Weltkrieg" einen 
Vortrag über Antisemitismus in Österreich in deutscher Sprache 
halten.
Mit Erika Weinzierl stellt eine profunde Kennerin der 
österreichischen Zeitgeschichte ihr Wissen für einen Abend der 
Öffentlichkeit zur Verfügung. Professor Weinzierl war - zwar noch 
als Gymnasiastin - Zeitzeugin der NS-Herrschaft und ist nach ihrem 
Studium der Geschichte, Kunstgeschichte und der Geschichtsforschung 
unermüdlich Forschende, Lehrende und Mahnende über die Zeit des 
Nationalsozialismus sowie den Antisemitismus. 7 mehrfach aufgelegte 
Bücher, 300 Fachpublikationen sowie ungezählte Aufsätze und 
Zeitungsartikel belegen ihre enorme Leistung. Frau Weinzierl ist 
Trägerin von zwölf Ehrenmedaillen und wissenschaftlichen 
Auszeichnungen, die erste - die päpstliche Medaille Bene merenti - 
erhielt sie bereits 1952. Im Jahr 2000 wurden Ihr der 
Volksbildungspreis der Stadt Wien sowie das grosse Silberne 
Ehrenzeichen der Republik Österreich verliehen.
Professorin Erika Weinzierl widmet ihren Vortragsabend der 
Verbindung zwischen unserem Nachbarn Österreich und der 
Antisemitismusthematik. Österreich ist heute ein zu 73,5 Prozent 
katholisches Land. 1951 waren es noch über 90 Prozent. Das bedeutet, 
dass Österreich viele Jahrhunderte von katholischen Herrschern und 
Politikern regiert worden ist.
Daher wurden die Anordnungen der mittelalterlichen kirchlichen 
Judengesetzgebung - wie die Errichtung von Ghettos, die 
Kennzeichnung der Juden durch eine eigene Tracht oder den Judenhut 
bzw. Judenfleck, das Verbot von Grunderwerb sowie der Ausübung 
bürgerlicher Berufe, mit Ausnahme des Geldhandels - zwar langsam, 
aber letztlich doch, durchgeführt. Am Ende des 13. Jahrhunderts kam 
es in einigen kleineren Städten erstmals zu Judenverfolgungen. Sie 
erreichten Ihren Höhepunkt nach der grossen Pest von 1348, für deren 
Urheber man die Juden hielt. Von nun an folgten immer wieder 
Judenverfolgungen, Vertreibung und Wiederansiedlung. Erst Kaiser 
Joseph II. erliess 1781 Verfügungen, welche die Lage der Juden in 
Böhmen wesentlich verbesserten. Das Toleranzedikt für die Juden 
Wiens und Niederösterreichs stammt vom Januar 1782.
Die volle gesetzliche Emanzipation erreichten die Juden der 
Habsburgermonarchie allerdings erst durch das Staatsgrundgesetz von 
1867. Diese Emanzipation führte einerseits dazu, dass die Juden an 
der kulturellen Hochblüte der Jahrhundertwende grossen Anteil 
hatten. Andererseits verlief ihr Aufstieg parallel mit der 
Formierung von Massenparteien im letzten Drittel des 19. 
Jahrhunderts. Durch deutschnationale und auch durch 
christlichsoziale Parteien verwandelte sich der vormals religiös- 
ökonomische Antijudaismus nun in einen rassistischen Antisemitismus, 
welcher während der NS-Herrschaft mit der Ermordung von 65'000 
österreichischen Juden endete.
Das Entsetzen über die Shoa hat nach 1945 zum Verstummen von 
Antisemitismus, vor allem in den Medien, geführt. "Dennoch existiert 
auch in der Zweiten Republik Österreich noch immer ein nicht 
unbeträchtlicher Antisemitismus - weitgehend ohne das Vorhandensein 
einer jüdischen Bevölkerung", so Erika Weinzierl, die diese Aussage 
in den Mittelpunkt Ihres Vortragsabends stellt.
Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei.

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