pafl: "Chancengleichheit 2008": Anerkennungspreis zur Förderung der Chancengleichheit für alle in Liechtenstein
Vaduz (ots)
Auszeichnung des Projektes "Talente-Tauschbörse", ein Projekt des Liechtensteiner Behinderten-Verbandes, Schaan
Am Internationalen Tag der Frau, am 8. März, wurden die Gewinnerinnen und Gewinner des Chancengleichheitspreises 2008 ausgezeichnet. Der Anerkennungspreis wird dieses Jahr durch das Ressort für Familie und Chancengleichheit zum achten Mal vergeben.
Die Neuheiten
Die Ausschreibung richtete sich an Organisationen, private Initiativen/Einzelpersonen, an Betriebe und Verwaltungsstellen. Zudem wurden die Themenfelder erweitert und deshalb die Berücksichtigung der Gender Mainstreaming-Strategie verlangt. Die bisherigen Ausschreibungen hatten sich auf das Thema "Gleichstellung von Frau und Mann" konzentriert. Ab diesem Jahr konnten sich auch Projekte mit den Themen Alter, Behinderung, soziale Benachteiligung, sexuelle Orientierung sowie Migration und Integration um den Preis bewerben.
Die Bewerbungen 2008
In diesem Jahr bewarben sich sechs Organisationen um den Anerkennungspreis. Es waren dies die Gruppe Trialog, der Verein für Betreutes Wohnen, der Arbeitsmarktservice, die Spielpraxis, der Verein für interkulturelle Bildung und der Liechtensteiner Behinderten-Verband.
Die Anforderungen
Neben der Gender Mainstreaming-Strategie, d.h. es sind die existierenden sozialen Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern bei allen Planungs- und Entscheidungsschritten bewusst wahrzunehmen und diese bei der Umsetzung und Auswertung des Projekts zu berücksichtigen, mussten die Projekteingaben auch den formal-objektiven Kriterien - Zieldefinition, Zeitrahmen der Realisation, Umsetzbarkeit, Finanzierung, Nutzen des Projektes, Präsentation des Projektes - entsprechen.
Bewertet wurden die Projekte von einer Jury, deren Mitglieder nicht nur die Initianten des Preises (Ressort Familie und Chancengleichheit und Stabsstelle für Chancengleichheit) sondern auch verschiedene liechtensteinische Interessensgruppen (Konferenz der Ausländervereine, Seniorenbund, Behinderten-Verband, Frauennetz, Gruppe MannsBilder und FLay) repräsentierten.
Die Preisträger/innen
Der 1. Preis "Chancengleichheit 2008" mit einem zweckgebundenen Barpreis in der Höhe von 20'000 Franken wurde dem Projekt "Talente-Tauschbörse", eingereicht vom Liechtensteiner Behinderten-Verband, Schaan, zugesprochen.
Zwei Projekte haben durch die Jury eine identische Punktezahl erreicht und wurden deshalb beide mit dem zweiten Preis gewürdigt.
Die Talente-Tauschbörse
"Jeder Mensch hat Talente, Fähigkeiten; auch Menschen mit Behinderungen" - unter diesem Motto steht das Projekt des Behinderten-Verbandes. Die Talente-Tauschbörse ist ein Marktplatz verschiedener Fähigkeiten. Sie richtet sich vor allem an Menschen mit Behinderungen: Diese können Hilfsangebote unterbreiten und entgegennehmen. Eine gehbehinderte Person bietet beispielsweise einer sehbehinderten Person an, die Zeitung vorzulesen. Auf der anderen Seite profitiert sie davon, dass jemand ihren Rasen mäht. Damit wird ein Netzwerk hergestellt, in welchem Menschen ihre Dienste für Gegenleistungen tauschen können. Das Projekt wirkt auch als Selbsthilfe von Menschen mit Behinderungen, indem es ihre Fähigkeiten fördert und dadurch ihr Selbstwertgefühl stärkt. Durch die Kontakte über die Talente-Tauschbörse wird auch der Einsamkeit entgegengewirkt. Regierungsrätin Rita Kieber-Beck: "Das Projekt des Behinderten-Verbandes kann und wird dazu beitragen, Frauen und Männer zu befähigen, ihre Talente und Begabungen gezielt anzubieten und einzusetzen."
Die Angebote und die Nachfragen werden vom Behinderten-Verband intensiv beworben und durch detaillierte Erhebungsbogen gesammelt, in eine Datenbank nach Art und Ort gefasst und dann vermittelt.
Der Ausbau des "Chicobellos"
"Bildung und Wiedereinstieg von (benachteiligten) Frauen für die Berufswelt fördern" - dies möchte der Verein für Betreutes Wohnen mit dem eingebrachten Projekt erreichen. Der Second-Hand-Laden "Chicobello" des Arbeits- und Integrationsprojekts Brandis (APB) läuft seit drei Jahren mit Erfolg. Sein Ziel ist, Stellensuchenden (als Verkäufer/innen im Laden) Gelegenheit zu geben, ihre Fähigkeiten im Dienstleistungsbereich auszuprobieren und zu trainieren. Im Verlauf der drei Jahre konnten alle Teilnehmenden einen langfristigen, externen Arbeitsplatz finden.
Aufgrund dieses Erfolgs möchte das APB das Projekt um zwei neue Stellen verstärken. Die Ausbildungsstelle "Detailhandels-Assistentin" richtet sich an Personen, welche z.B. wegen ihres Migrationshintergrundes auch nach mehrjährigen Bemühungen keinen richtigen Lehr- oder Arbeitsplatz bekommen haben. Die Stelle "Verkauf" wird eine Wiedereinstiegsmöglichkeit für eine Frau bieten, welche nach einer Kinder- und Familienpause wieder ihren Weg in den Arbeitsmarkt finden möchte.
Die Spielpraxis
"2008 Spielstunden für Gruppen mit benachteiligten Menschen" - dies ist die Idee der Projektleiterin, Andrea Mündle. Sie ist Oberstufenlehrerin und Spielpädagogin. Sie hat die Firma "Spielpraxis" im Oktober 2007 gegründet und bietet Menschen, die sich in schwierigen Lebenssituationen befinden, in Form von Spielpädagogik und Spielcoaching Hilfestellung.
Sie hat sich vorgenommen, im Jahr 2008 insgesamt 2008 Spiel-Stunden für Gruppen mit benachteiligten Menschen einzusetzen. 2/3 der Stunden sollen Frauen zugute kommen. Im Rahmen des Projektes ist eine Zusammenarbeit mit verschiedenen Organisationen, Ämtern und Gruppen, welche Kontakt mit benachteiligten Menschen (Migranten, Grossfamilien, Arbeitslosen usw.) haben, vorgesehen. Es stehen drei Angebote zur Verfügung: Förderung von Teamgeist und Zusammenarbeit, Förderung von Selbstvertrauen und mentaler Stärke sowie "spielend Deutsch lernen".
Mit dem Anerkennungspreis steht die Regierung aktiv ein für die Chancengleichheit für alle und leistet damit einen Beitrag zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit. Die Ausschreibung des nächsten Chancengleichheitspreises erfolgt im September 2008.
Kontakt:
Stabsstelle für Chancengleichheit
Bernadette Kubik-Risch, Leiterin
Tel.: +423 236 60 60