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ikr: Liechtensteinische Post AG benötigt Zusatzfinanzierung

Vaduz (ots/ikr) -

Die Regierung hat am 29. September 2015 den Bericht und Antrag betreffend einen Finanzbeschluss über die Genehmigung eines Nachtragskredits zur Sanierung der Liechtensteinischen Post AG verabschiedet. Probleme mit Auslandsinvestitionen im Bereich eSolutions und die gleichzeitige anteilmässige Ausfinanzierung der Deckungslücke bei der PVS haben innert 2 Jahren wesentliche Teile des Eigenkapitals der Post aufgebraucht. Um die Existenz der Post langfristig zu sichern und die Zukunft zu bewältigen, benötigt die Post neben einer Neuausrichtung der Strategie dringend neues Kapital in Höhe von CHF 12 Mio.

Hintergrund der Vorlage

Die Liechtensteinische Post hat sich seit ihrer Gründung bis 2012 sehr positiv entwickelt. So hat die Post in diesem Zeitraum rund CHF 5,6 Mio. an Dividenden an ihre Aktionäre ausgeschüttet. Zudem konnte die Post im selben Zeitraum ein Eigenkapital in Höhe von rund CHF 20 Mio. aufbauen. Auch wenn diese Entwicklung ausserordentlich positiv war, sah sich die Post mit steigenden Herausforderungen aufgrund der Marktentwicklung, insbesondere bezüglich der zunehmenden Digitalisierung und dem Rückgang der Briefpost konfrontiert. Bereits 2008 wurde daher begonnen, Investitionen im Bereich eBusiness zu prüfen. Nach einem erfolglosen Kooperationsversuch in den Jahren 2009/2010 mit einer Unternehmung in Liechtenstein wurde 2011/2012 mit der DIG GmbH in Linz ein auf EDI und eProcurement spezialisiertes Unternehmen, und 2012 mit der newtron AG in Hamburg/Dresden ein weiteres Unternehmen mit Schwerpunkt im elektronischen strategischen Einkauf durch die Liechtensteinische Post gekauft. Ebenfalls in den Jahren 2012/2013 stellte die Ausfinanzierung der Deckungslücke der staatlichen Pensionsversicherung (PVS) die Post vor zusätzliche Herausforderungen. Aus verschiedenen Gründen entwickelten sich die Tochtergesellschaften zu einer grossen finanziellen Belastung für die Post. Die Integration der beiden Tochtergesellschaften hat sich als ausserordentlich schwierig herausgestellt und das eigentliche Geschäft der Tochtergesellschaften zwischenzeitlich beinahe zum Erliegen gebracht. Diese Situation hat schlussendlich zum Entscheid geführt, die Integration der beiden Tochterunternehmen zu stoppen. In Zusammenhang mit den Problemen mit den Tochtergesellschaften hat der Verwaltungsrat auf Wunsch der Regierung im Sommer 2015 ein externes Gutachten in Auftrag gegeben, welches die Hintergründe des Erwerbs und der Entwicklung der Tochtergesellschaften analysiert, die bisherigen Entwicklungen aufzeigt und zusätzliche Handlungsempfehlungen hinsichtlich Strukturen und Prozessmanagement abgibt. Erste Massnahmen wurden durch die zwischenzeitlich erneuerte Führung der Post bereits ergriffen. Ob in der Folge Verantwortlichkeitsansprüche geltend gemacht werden können und sollen, wird ebenfalls im Auftrag der Regierung durch die Post bzw. beigezogene Experten beurteilt. Diese Abklärungen benötigen allerdings noch zusätzliche Zeit.

Status und Antrag der Regierung

Die Entwicklung der Liechtensteinischen Post AG war in den Jahren 2013 und 2014 nach vielen guten Jahren stark negativ. Das Unternehmen hat im Jahr 2013 konsolidiert bereits einen Verlust von CHF 16.1 Mio. ausgewiesen (v.a. aufgrund der anteilsmässigen Ausfinanzierung der Deckungslücke der PVS), 2014 erneut einen konsolidierten Verlust von fast CHF 3.1 Mio. Per Ende 2014 sind damit das konsolidierte Eigenkapital unter CHF 1 Mio. gesunken und gleichzeitig die Verbindlichkeiten massiv gestiegen. Um der Post zum einen die Bereinigung der Situation der Tochtergesellschaften und zum anderen eine positive Entwicklung der Zukunft zu ermöglichen, stellt die Regierung den Antrag an den Landtag, die Bilanz der Post AG zu sanieren und ein Aktienkapital von CHF 5 Mio. sowie Reserven von CHF 7 Mio. einzubringen. Diese Kapitalmassnahmen werden von beiden Aktionären (Land Liechtenstein sowie Schweizerische Post) entsprechend ihren Anteilen mit CHF 9 bzw. 3 Mio. Franken (75% bzw. 25%) mitgetragen. Entsprechende Anpassungen erfolgen auch im zugrundeliegenden Aktienkaufvertrag aus dem Jahr 2005.

Ausblick und Strategie der Post

Hinsichtlich der beiden Tochtergesellschaften DIG GmbH und newtron AG werden derzeit alle strategischen Optionen geprüft. Trotzdem sich die Ertragslage beider Tochtergesellschaften im ersten Halbjahr 2015 weiter verbessert hat, ist zu erwarten, dass bei einer weitergeführten Integration in die Postgruppe zusätzliche Investitionen durch die Post nötig würden, aber auch weiterhin viel Zeit und personelle Ressourcen nötig wären. Ein Entscheid betreffend das weitere Vorgehen bei den Tochtergesellschaften wird noch 2015 durch den Verwaltungsrat gefällt werden.

Gleichzeitig stellt der Wandel im Kerngeschäft die Post vor weiterhin grosse Herausforderungen, welche die ganze Aufmerksamkeit der Verantwortlichen verlangen. Es stehen strategische Entscheide an, um die Zukunft der Post erfolgreich gestalten zu können. 2015 konnte die Post im Kerngeschäft entgegen dem rückläufigen Trend den Umsatz weitgehend halten. Auch konnten die Bereiche LIElogistik und LIEfinance mit steigenden Umsätzen zur positiven Entwicklung beitragen. Zudem hat die Post die Bilanz durch eine massive Kostendisziplin entlasten können. Dies sowohl durch steigende Effizienz als auch durch die Einstellung von schwach genutzten Dienstleistungen. Auch ist nicht auszuschliessen, dass künftig kostenlose Dienstleistungen kostenpflichtig werden oder die Preise von Dienstleistungen erhöht werden müssen. Ziel ist es, bis Mitte 2017 CHF 3 Mio. nachhaltig einzusparen, derzeit liegt die Post diesbezüglich im Plan.

Strategische Weiterentwicklung

Die Regierung hat per 23. April 2015 mit Hans Brändle einen neuen VR-Präsidenten bestellt, sowie den Verwaltungsrat teilweise neu besetzt. Damit verbunden war auch der Auftrag an den Verwaltungsrat, die Strategie zu überdenken und weiterzuentwickeln. Die grosse Bedeutung der Post für den Service-Public in Liechtenstein verlangt, dass die anstehenden Herausforderungen bewältigt werden müssen. Gemeinsam mit dem neuen CEO Peter Beck, welcher seit dem 1. Januar 2015 im Amt ist, hat die neue Führung der Post inzwischen eine grundsätzliche Neubeurteilung des Unternehmens vorgenommen, um den tiefgreifenden Veränderungsprozess bewältigen zu können. Das Kerngeschäft ist nach wie vor rentabel, daher wird die Strategie sich auf die Weiterentwicklung der Kernkompetenzen konzentrieren. Die beiden Aktionäre sind überzeugt, dass die Liechtensteinische Post nach Abschluss der Bewältigung der Konsequenzen aus den problematischen Auslandengagements und der PVS-Thematik eine positive Zukunft vor sich hat.

Kontakt:

Ministerium für Inneres, Justiz und Wirtschaft
Simon Biedermann, Persönlicher Mitarbeiter des
Regierungschef-Stellvertreters
T+ 423 236 76 68

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