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Zweiter Klimaverträglichkeitstest für den liechtensteinischen Finanzmarkt

Vaduz (ots)

Nach der ersten Durchführung 2020 wurde der Klimaverträglichkeitstest für den liechtensteinischen Finanzmarkt im Jahr 2022 erneut durchgeführt. Der international koordinierte Test soll eine neuerliche Standortbestimmung zur Ausrichtung des Finanzplatzes auf die Ziele des Übereinkommens von Paris ermöglichen und die Anstrengungen der Finanzinstitute unterstützen, ihre Investitionen klimaverträglich auszurichten. Die Resultate zeigen, dass die liechtensteinischen Finanzplatzteilnehmer, im Vergleich zu den Ergebnissen 2020 auf gutem Weg sind und bereits Fortschritte erzielten.

Im März 2022 beschloss die Regierung, den in Liechtenstein domizilierten Finanzinstituten die Teilnahme am Klimaverträglichkeitstest PACTA 2022 (Paris Agreement Capital Transition Assessment) erneut zu ermöglichen. Die Teilnahme blieb wie bei der letzten Durchführung freiwillig und der Stichtag für die eingereichten Portfoliodaten war der 31.12.2021.

Wie bereits im Jahr 2020 wurden erneut Banken, Vermögensverwalter, Pensionskassen, Versicherungen und staatsnahe Institutionen zur Teilnahme eingeladen. Mit der erneuten Durchführung des PACTA-Tests 2022 haben die teilnehmenden Institutionen die Möglichkeit, ihre Fortschritte im Vergleich zu 2020 zu messen und eine erneute Standortbestimmung zu erhalten.

Die Anzahl der Teilnehmer blieb 2022 leider ebenfalls eher tief und somit unter den Erwartungen. Hinzu kommt, dass die Rücklaufquote der qualitativen Umfrage gering ausfiel. Die qualitative Umfrage hat zum Ziel, die verschiedenen Klimastrategien der Finanzakteure (wie beispielsweise Bestrebungen im Bereich der aktiven Einflussnahme) zu erheben. Aus diesem Grund kann kein Gesamtfazit über diese Bestrebungen gezogen werden. Dennoch liefert der Test den Teilnehmenden wichtige Hinweise zur Ausrichtung ihrer Finanzströme nach den Vorgaben des Pariser Übereinkommens.

Resultate zeigen eine positive Entwicklung

2022 reichten 15 Finanzinstitute ein verwaltetes Vermögen von USD 131.7 Mrd. zur Überprüfung ein, was gegenüber 2020 beinahe eine Verdoppelung der eingereichten Aktien und Unternehmensanleihen darstellt.

Betrachtet man das Engagement der Finanzportfolios der liechtensteinischen Teilnehmer in den Sektoren Öl, Gas, Kohlebergbau, Energie (Stromerzeugung), Automobil (leichte Nutzfahrzeuge), Luftfahrt, Stahl und Zement, so ist im Vergleich zu 2020 grundsätzlich ein Rückgang des Anteils dieser Sektoren am Gesamtportfolio zu verzeichnen. Bei den fossilen Brennstoffen sank das Engagement der Finanzinstitute beispielsweise auf etwa 1,5 % der Aktienportfolios respektive 2,5 % der Anleiheportfolios, wobei es praktisch kein Engagement im Kohlebergbau gab. Auch die Gesamtinvestitionen in den Sektoren Energie und Automobil gingen zurück.

Darüber hinaus hat sich das Engagement gegenüber kohlenstoffarmen Technologien anteilsmässig an den Gesamtinvestitionen in den Sektoren Energie und Automobil (wo kohlenstoffarme Technologien verfügbar sind) im Vergleich zu 2020 erhöht.

Im Energiesektor machen erneuerbare Energien und Wasserkraft beispielsweise etwa 50% der Gesamtinvestitionen aus (gegenüber 40% von vor zwei Jahren) und in den börsennotierten Aktienportfolios verdoppelte sich der Anteil, welcher in die Produktion von Elektrofahrzeugen fliesst, von ca. 10% im Jahr 2020 auf ungefähr 20% im Jahr 2022

Vermögen des Landes Liechtenstein

Analog zu 2020 wurden die extern verwalteten Vermögen des Landes im Rahmen von PACTA 2022 auf ihre Klimaverträglichkeit überprüft. Dabei gilt es festzuhalten, dass lediglich 6.4% des veranlagten Finanzvermögens in die klimarelevanten Sektoren investiert ist und dass ein substanzieller Teil dieser 6.4% auf kohlenstoffarme Technologien entfällt. Im Vergleich zu 2020 wurde ein Rückgang des Engagements in klimarelevanten Sektoren von knapp 6% verzeichnet (PACTA 2020: 6.8%).

PACTA Methode für den Klimaverträglichkeitstest

Der Klimaverträglichkeitstest wird unter dem Titel PACTA 2022 (Paris Agreement Capital Transition Assessment) durchgeführt. Die PACTA-Methode ist eine standardisierte Analyse mit Fokus auf globale börsenkotierte Aktien und Unternehmensanleihen. Dabei werden die Produktionspläne der in den Portfolios enthaltenen Firmen mit einer Entwicklung verglichen, die gemäss verschiedener Klimaszenarien (u.a. der Internationalen Energieagentur IEA) nötig ist, um die maximale Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Die Analyse umfasst die vier Sektoren Förderung fossiler Energien, Stromerzeugung, Transport (Automobil und Flugverkehr) sowie Industrie (Zement und Stahl). Für die Sektoren Stromerzeugung und Automobil können sowohl kohlenstoffintensive als auch alternative, klimaverträgliche Technologien untersucht werden. Mit der Analyse der klimarelevanten Sektoren werden ungefähr 75% der globalen Treibhausgasemissionen abgedeckt. Ergänzend zu den Tests gibt eine qualitative Umfrage Aufschluss über klimarelevante Investitionsstrategien der Teilnehmenden. Der standardisierte Test zeigt den Finanzinstituten, wo ihre Finanzinvestitionen in Bezug auf das Klima sowie im Vergleich zu ihrer Vergleichsgruppe stehen. Den Teilnehmenden steht frei, ob sie ihre Ergebnisse nur für interne Folgearbeiten verwenden oder offenlegen.

Pressekontakt:

Ministerium für Präsidiales und Finanzen
Simon Biedermann, Generalsekretär
T +423 236 64 47
simon.biedermann@regierung.li

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