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Internetz-Plattform Alter und Migration

Luzern (ots)

Alter und Migration: Traum der Heimkehr ausgeträumt
Die Zahl der Migrantinnen und Migranten im
Pensionsalter nimmt in der Schweiz zu. Aufgrund ihrer Lebenssituation
und Migrationserfahrung hat diese Seniorengruppe eigene Bedürfnisse.
Sie müssen die Frage beantworten, ob sie in der Schweiz bleiben oder
in das Herkunftland zurückgehen. Wer hier bleibt, muss sich als
Pensionierte oder Pensionierter in der Gesellschaft neu finden. Das
interkulturelle Vernetzungsprojekt Internetz Luzern führte in
Zusammenarbeit mit Der Pro Senectute Kanton Luzern eine Plattform zum
Thema Alter und Migration durch. Dabei wurden zwei Modelle für
Mediatorenausbildungen vorgestellt.
Integration - beste Vorbereitung für das Seniorenalter
Die meisten Migrantinnen und Migranten, die heute im Seniorenalter
stehen, rechneten bei ihrer Einreise in die Schweiz vor dreissig bis
vierzig Jahren nicht damit, in ihrem Pensionsalter noch in der
Schweiz zu leben. Heute bleibt ein Drittel der pensionierten
Migrantinnen und Migranten ganz in der Schweiz. Ein weiterer Drittel
pendelt zwischen Herkunftsland und hier und nur ein Drittel kehrt
definitiv zurück. Die Zahl der Seniorinnen und Senioren unter den
Migrierenden wird in den nächsten Jahrzehnten markant zunehmen. Die
Gründe für diese unerwartete Entwicklung und ihre Folgen zeigte Prof.
François Höpflinger von der Universität Zürich anlässlich der
Plattform Alter und Migration auf.
Höpflinger nannte drei Faktoren, die die heutige Situation der
Migrantinnen und Migranten der ersten Generation im Seniorenalter
prägen: Zum einen haben sich die traditionellen Herkunftsländer
dieser Zeit (Spanien, Italien) selber in der Zwischenzeit verändert.
Die Heimat, die diese Menschen vor Jahrzehnten verlassen haben,
existiert so nicht mehr. Zum zweiten ging die damalige schweizerische
Migrationspolitik von einem kürzeren Arbeitsaufenthalt der
Migrantinnen und Migranten in der Schweiz aus. Niederlassung,
Familiennachzug und damit auch die soziale Integration wurden erst
mit beträchtlicher Verzögerung akzeptiert. Drittens hat damals eine
berufliche und soziale Unterschichtung eingesetzt. Die erste
Generation der Migrierenden hatte primär in schmutzigen,
gefährlichen, körperlich harten oder schlecht bezahlten
Berufspositionen gearbeitet. In der Folge haben diese heute älteren
Migrantinnen und Migranten mit wirtschaftlichen, psychischen und
gesundheitlichen Problemen des Alters mehr zu kämpfen als der
Durchschnitt der Bevölkerung. Höpflinger warnte jedoch vor einer
Pauschalisierung. Für die soziale und wirtschaftliche Integration von
Ausländerinnen und Ausländern im mittleren und höheren Lebensalter
haben neben der Herkunftsregion auch der persönliche
Erfahrungshintergrund und der Bildungsstand einen entscheidenden
Einfluss.
Die Pro Senectute hat das Thema Alter und Migration in diesem Jahr
Schweiz weit aufgegriffen. Das interkulturelle Vernetzungsprojekt
Internetz-Luzern hatte mit Pro Senectute Kanton Luzern auf Mittwoch,
20. Juni, zu einer Plattform eingeladen. Plattformen sind Internetz
Veranstaltungen, die mit Information und Erfahrungsaustausch ein
Integrations-Thema aufgreifen. Über 70 Personen aus der
Betagtenarbeit, aus weiteren sozialen Institutionen,
Vermittlungspersonen aus der Migrationsbevölkerung und
Behördenmitglieder wie der städtische Sozialdirektor Ruedi Meier, die
städtische Sicherheitsdirektorin Ursula Stämmer-Horst und
Sozialvorsteher Ruedi Lustenberger aus Emmen trafen sich unter der
Moderation von Hanspeter Lehner von der Projektgruppe Internetz im
Betagtenzentrum Eichhof zum Informations- und Erfahrungsaustausch.
Mediatorinnen leisten Hilfe zur Selbsthilfe
An der Zusammenkunft wurde nach Wegen gesucht, wie die Seniorinnen
und Senioren der Migrationsbevölkerung bei der Lösung ihrer Probleme
besser unterstützt werden könnten. Der Vertreter des Bundes der
spanischen Vereine in der Schweiz, José Baños, stellte das Projekt
¡Adentro! vor, das sich an spanischsprachige ältere Migrantinnen und
Migranten richtet. Es hat zum Ziel, spanische Seniorinnen zu
Multiplikatoren auszubilden. Sie entwickeln dazu ihre eigenen
Ressourcen und begleiten ihre älteren Landsleute im sozialen Bereich
mit dem Ziel, die eigenen Anliegen selber an die Hand zu nehmen.
Ruedi Leuthold, Leiter der Fachstelle für Gemeinwesenarbeit der Pro
Senectute Kanton Luzern, stellte die von Pro Senectute für den
Oktober geplante MultiplikatorInnenausbildung in Luzern vor. Das
dreitägige Seminar ist vor allem für Personen der Migrantenseelsorge
gedacht sowie für Besuchergruppen, Dolmetscherinnen und Dolmetscher
und das Personal in Heimen.
In einer Ideenbörse wurden die Teilnehmenden schliesslich
eingeladen, ihre Impulse zum Thema einzugeben. Zahlreiche Anregungen
für Fachstellen, Institutionen und Freiwillige wurden gesammelt. Die
Ergebnisse werden in der Arbeitsgruppe Alter und Migration der Pro
Senectute Kanton Luzern weiterbearbeitet. An der Veranstaltung wurden
weiter kulinarische Spezialitäten aus verschiedenen Ländern von
InterkulturALL serviert und Gelegenheit zum gegenseitigen
Erfahrungsaustausch geboten.

Kontakt:

Hanspeter Lehner, Fachstelle für Suchtprävention DFI,
Tel. +41 41 420 13 25
E-Mail: Hp.lehner@suchtpraevention.ch
Hansjörg Vogel, kantonaler Integrationsbeauftragter,
Tel. +41 41 228 61 77
E-Mail: hansjoerg.vogel@lu.ch

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