Universität Luzern und Fragen der Zeit: Zivilgesellschaft, Menschenrechte und Islam
Luzern (ots)
In politischen und kulturellen Auseinandersetzungen sind die weltanschauliche Neutralität des Staates und der Stellenwert von Menschenrechten zu zentralen Streitfragen geworden. Mit Blick auf islamische Länder wird Muslimen und "dem" Islam nur zu schnell eine unauflösbare Verbindung von Staat, Politik und Religion unterstellt. Der Islam durchdringe und leite politisches und staatliches Handeln, an die Einhaltung von Menschenrechten würden andere, in der westlichen Welt nicht nachvollziehbare Kriterien geknüpft. Dieses schablonenhafte Bild erschwert ein Verständnis der islamischen Welt und ihrer Vorstellungen. Vielfach wird ein Bild von gesellschaftlichen Zusammenhängen gezeichnet, das der "aufgeklärte Westen" seit Jahrhunderten überwunden habe. Wie sieht es jedoch tatsächlich in islamisch geprägten Ländern aus, wie wird dort das Verhältnis von Staat und Religion gesehen? Welche Ueberlegungen und Gesichtspunkte tragen muslimische Intellektuelle der Gegenwart hierzu vor?
Der renommierte Religions- und Islamwissenschaftler Jacques Waardenburg von der Universität Lausanne geht dem Spannungsverhältnis von zivil - demnach nicht-religiös normierter - Gesellschaft, Menschenrechten und islamischen Anschauungen in seinem Vortrag nach. Wie gestalten sich diese Zusammenhänge in der Türkei und in Aegypten? Welche Positionen haben hier Kritiker wie Verteidiger? Jacques Waardenburg wird einen Einblick in diese "fremde" Welt geben, bedeutende Wortführer und ihre Aussagen zur Thematik der Menschenrechte und Religionsfreiheit vorstellen.
Der Referent:
1930 in Haarlem, Niederlande, geboren, lehrte Jacques Waardenburg Arabisch, Geschichte des Islam und Religionsphänomenologie an der University of California (Los Angeles) und an der Universität Utrecht. Von 1987 bis 1995 war er ordentlicher Professor für Religionswissenschaft an der Universität Lausanne. Grundlegend für die Fachdisziplin Religionswissenschaft sind seine zweibändigen Classical Approaches to the Study of Religion (1973/4, Neuaufl. 1999) sowie Religionen und Religion (1986). Auf dem Gebiet der Islamforschung sind Bücher wie Islam et sciences des religions (1998) und Muslim-Christian Perceptions of Dialogue Today: Experiences and Expectations (2000) hervorzuheben.
Vortrag: Dienstag, 7. Mai 2002, 20 15 Uhr, Universität Luzern, Pfistergasse 20, Hörsaal 1
Kontakt:
Judith Lauber, Informationsbeauftragte Universität Luzern
Tel. +41 79 755 27 75
Prof. Dr. Martin Baumann, Universität Luzern
Tel. +41 41 228 73 90