Luzerner Arbeitsmarkt setzt enge Grenzen für die Zugewanderten
Luzern (ots)
Ausbildungen werden vom Arbeitsmarkt beurteilt. Dabei orientiert sich die Migrationspolitik eher an Fähigkeiten als an Diplomen. Der Schweizerische Arbeitsmarkt sucht ausländische Arbeitskräfte vor allem für wenig qualifizierte und für hochqualifizierte Arbeit, da in diesen Bereichen zuwenig Einheimische verfügbar sind. Deshalb sind Zugewanderte in der Schweiz in den Tieflohn- und in den Hochlohnsegmenten übervertreten. Doch der Arbeitsmarkt bleibt für Migrantinnen und Migranten klar segmentiert, Chancen zur Mobilität bestehen kaum. Die Plattform Integration, zu der die Luzerner Koordinationsstelle für Integrationspolitik mit der Fachgruppe Integration auf den 27. November eingeladen hatte, ging der Frage nach, wie der Zugang der Zugewanderten zu Ausbildungs- und Berufsmöglichkeiten verbessert werden könnte.
Offener Markt und Ausbildung
"Ein Tellerwäscher bleibt dies meistens sein Leben lang. Er kann seinen Traum vom beruflichen Aufstieg allenfalls seinen Kindern übertragen." Diese These vertrat Sandro Cattacin, der Direktor des Schweizerischen Forums für Migrations- und Bevölkerungsstudien der Universität Neuenburg, in seinem Referat . Er zeichnete damit ein ernüchterndes Bild von den beruflichen Möglichkeiten, die Migrantinnen und Migranten auch bei guter Ausbildung offen stehen. Durch die gesetzlichen Bestimmungen, dass aus Ländern ausserhalb der EU nur hochqualifiziertes Personal eine Aufenthaltsbewilligung bekommt, wird es schwieriger für das Niedriglohnsegment genügend Arbeitskräfte zu rekrutieren. Cattacin warnte davor, dass durch diese Entwicklung immer mehr Illegale in diesem Bereich arbeiten. Der Referent machte andererseits darauf aufmerksam, dass durch den eingeschränkten Zugang zur Arbeitswelt viele Fähigkeiten von Zugewanderten (wie Motivation, Verhandlungsgeschick) erst in der zweiten Generation zum Tragen kommen.
Motivation öffnet neue Wege
Sivaj Sivasubramaniam und Zymrije Syleimani, die vor über 15 Jahren aus Sri Lanka beziehungsweise aus dem Kosovo in die Schweiz gekommen waren, schilderten ihren Bildungsweg. Beide wurden durch die Flucht von ihrem ursprünglich akademischen Beruf quasi abgeschnitten und begannen hier als Nachtportier respektive Schichtarbeiterin bei der Post. Durch ihre starke Motivation und Beharrlichkeit gelang es ihnen, mit Deutschkursen und Weiterbildungen im Dolmetschen eine neue berufliche Existenz aufzubauen. Beide Beispiele zeigen auf, dass Migrantinnen und Migranten oft über Freiwilligenarbeit und Weiterbildungen im sozialen Bereich eine berufliche Nische finden können. Viele der 150 Anwesenden hätten von einem ähnlichen Weg berichten können.
Unterstützungsmöglichkeiten
Herbert Portmann von der kantonalen Berufs- und Studienberatung stellte die Dienstleistungen seiner Institution vor. Das Bildungsinformationszentrum (BIZ) und die Möglichkeit zu Beratungsgesprächen werden auch rege von Migrantinnen und Migranten benützt. Die Berufsberatung arbeitet mit Beratungsstellen im Migrationsbereich zusammen.
Das abschliessende Podium versuchte noch weitere praktische Wege aufzuzeigen, wie für Migrantinnen und Migranten der Zugang zu Berufsmöglichkeiten verbessert werden könnte. Neben einer Koordination der bestehenden Angebote und Ermutigung der Einzelnen braucht es eine offensive Bewusstseinsbildung im Bereich der Politik und Wirtschaft, um die Diskriminierung der Migrantinnen und Migranten im Arbeitsmarkt zu verringern.
Am Schluss der Tagung wurde der Austausch beim Apéro weitergepflegt, zu dem vom Partyservice InterkulturAll kulinarische Spezialitäten aus Afrika serviert wurden.
Kontakt:
Hansjörg Vogel
Integrationsbeauftragter des Kantons Luzern
Tel. +41/41/228'61'77
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