Sperrfrist: 07.07.2005, 12:00 Uhr Anhaltende Zunahme der Gewaltdelikte
Bern (ots)
Gesamtzahl der verzeigten Straftaten stieg um 1,9 Prozent
Sperrfrist: 07.07.2005, 12:00 Uhr
Bern, 07.07.2005. Die Zahl der Straftaten, die 2004 von der Polizei in der Schweiz registriert wurden, weicht von der Vorjahreszahl nur unwesentlich ab. Auffallend ist indes die klare Zunahme der Gewaltdelikte, mit der sich eine seit Jahren zu beobachtende Tendenz fortsetzt. Der Anteil minderjähriger Verdächtigter sank derweil auf den tiefsten Stand seit zehn Jahren. Weiter fällt auf, dass sich die Menge des sichergestellten Kokains fast verdoppelt hat. Die Zahl der Drogentoten blieb nahezu stabil. Dies zeigen die Be- täubungsmittelstatistik (BMS) und die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS), die das Bundesamt für Polizei (fedpol) am Donnerstag vorlegte.
Die PKS verzeichnet für das vergangene Jahr 338'835 Anzeigen; das sind 6'383 Anzeigen mehr als 2003 (+1,9 %). Die Gesamtzahl der registrierten Straftaten liegt damit um 5,7 % unter dem historischen Höchststand von 1991. Die 2004 registrierte Zunahme bei den Gewaltdelikten liegt über den jährlichen Zufallsschwankungen. Sie spiegelt eine Entwicklung, die seit rund 10 Jahren zu beo-bachten ist: Die Zahl der Anzeigen wegen Gewaltdelikten wie Körperverletzung, Vergewaltigung, Nötigung und Drohung wächst kontinuierlich. Anzeigen infolge Gewalt und Drohungen gegen Behörden haben sich seit 1994 gar verdreifacht.
Dass es gerade im vergangenen Jahr zu einer überdurchschnittlich starken statistischen Zunahme bei den Gewaltdelikten kam, ist zum Teil auf eine Gesetzesänderung zurückzuführen. Seit dem 1. April 2004 gelten nämlich einfache Körperverletzung, Tätlichkeiten, Drohung, sexuelle Nötigung und Vergewaltigung im familiären und häuslichen Bereich als Offizialdelikte.
Der Anteil der minderjährigen Verdächtigten erreichte 2004 mit 18 Prozent an der Gesamtzahl der Anzeigen den tiefsten Stand seit zehn Jahren. Dieser Umstand wird jedoch relativiert durch die Tatsache, dass der Prozentanteil Minderjähriger bei den Delikten gegen Leib und Leben weiter angestiegen ist, ausser bei den Tötungsdelikten und der Nötigung. Abgenommen hat auch der Anteil ausländischer Staatsbürger an der Zahl der Angezeigten, und zwar von 55,3 auf 53,9 Prozent. Dieser Wert bewegt sich seit 1997 auf einem Niveau von über 50 Prozent.
Doppelte Menge von Kokain sichergestellt 2004 wurden zum ersten Mal mehr als 50'000 Verzeigungen (50'580) wegen Widerhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz registriert. Die sichergestellte Menge von Kokain verdoppelte sich gegenüber 2003 annähernd, und zwar auf den historischen Höchstwert von 361 Kilo. Die Zahl der Drogentoten sank gegen-über 2003 (194 Tote) um 6,2 % auf 182. Seit einem deutlichen Rückgang Mitte der 90er-Jahre ist die Zahl der Drogentoten seit etwa fünf Jahren relativ stabil.
Geplante Verbesserung der polizeilichen Kriminalstatistik Das Bundesamt für Polizei weist darauf hin, dass die vorgelegten Statistiken mit methodischen Mängeln behaftet sind. Die Zahlen können nicht mehr sein als Indikatoren für Trends. Ein Methodenteil, der die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) in diesem Jahr erstmals ergänzt, leuchtet diese Problematik aus.
Unbestritten ist, dass die bisherige Erhebungsart wissenschaftlich verbessert werden muss. Sie soll daher durch eine neue gesamtschweizerisch koordinierte Datenerhebung abgelöst werden. Bund und Kantone arbeiten in einer Projektgruppe an einer neuen Lösung, die sowohl den wissenschaftlichen Ansprüchen als auch den Bedürfnissen der kantonalen Polizeikorps und der involvierten Bundesstellen gerecht wird.
BUNDESAMT FÜR POLIZEI Mediendienst
Weitere Auskünfte: Henriette Haas, Chefin der Abt. Analyse im Dienst für Analyse und Prävention, Tel. 031 322 46 32
PKS und BMS mit den detaillierten Zahlen im Internet unter: www.fedpol.ch, Rubrik «Aktuell» - «Statistiken».