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Sucht Schweiz / Addiction Suisse / Dipendenze Svizzera

SFA - "Als Mann wollte ich nicht Nein sagen"

Lausanne (ots)

Am 19. November 2009 ist Nationaler Aktionstag
Alkoholprobleme. Alkoholische Getränke sind in unserer Gesellschaft 
oft wichtiger Teil des Alltags. Unter dem Motto "Männerwelt Alkohol" 
sensibilisieren Fachstellen Betroffene und die Bevölkerung in der 
ganzen Schweiz für das männerspezifische Konsumverhalten beim 
Alkohol.
"Es gab so viele Gelegenheiten zum Trinken", sagt Sandro (Name 
geändert). Den Rausch suchte der heute 41-Jährige bereits in der 
Jugend. Kiffen und Trinken gehörten zur Freizeit. Die Euphorie auch. 
"Ich war immer dabei und hatte unglaublichen Spass." Etwas wehmütig 
blickt Sandro zurück. Früher hatte er einen anspruchsvollen Beruf, 
Ferien und Geld. Als er den elterlichen Betrieb übernehmen sollte, 
wuchs ihm alles über den Kopf. Seit sechs Jahren ist er ohne Arbeit. 
Bei den anfänglichen Feierabendräuschen blieb es nicht. Unfälle 
verursachten Brüche in Sandros Leben. Heute rührt er den Alkohol 
nicht mehr an. Nach dem Aufenthalt in einer Klinik ist er nun in 
ambulanter Beratung.
Auch Ulrich (Name geändert) hatte zahlreiche Gelegenheiten zum 
Trinken. Er fing später als Sandro an, problematisch zu konsumieren 
und er trank vor allem heimlich viel. "Ich wollte meine Probleme mit 
Hilfe des Alkohols anpacken." Zusammen mit Freunden suchte er den 
Rausch nicht, aber Ulrich trank immer ein Glas mit. Alkohol war zu 
Hause jederzeit verfügbar. Auch auf Reisen oder beim Segeln gehörte 
eine gute Flasche Wein stets dazu. "Als Mann wollte ich nicht Nein 
sagen", sagt der 51-Jährige. Auch berufliche Herausforderungen lehnte
er nie ab. Die Belastung setzte ihm zu. Irgendwann war er einfach nur
noch müde. Heute versucht er, kontrolliert zu trinken. Und er sucht 
eine neue Arbeit.
Inputs für Männer
Am Nationalen Aktionstag Alkoholprobleme 2009 wollen Fachstellen die 
Öffentlichkeit für den männerspezifischen Alkoholkonsum 
sensibilisieren. Gleichzeitig erhalten Männer Inputs, wie sie den 
Alkohol im Griff behalten. Das Trinkverhalten hängt auch mit 
gesellschaftlichen Rollenerwartungen zusammen: Trinkfest, 
selbstbestimmt und risikofreudig ( diese Eigenschaften stehen oft 
noch für Männlichkeit und Stärke. Dass es "als Mann" schwierig ist, 
den eigenen Alkoholkonsum zu überdenken, daran knüpft das neue, für 
den diesjährigen Aktionstag erarbeitete Faltblatt für Männer an. Es 
verdeutlicht die Besonderheiten des maskulinen Trinkverhaltens, zeigt
Männern die Vorteile eines moderaten Alkoholkonsums und gibt 
praktische Tipps für den Alltag.
Männer besonders betroffen
Männer vertragen etwas mehr Alkohol als Frauen, weil sie meist 
schwerer sind, einen grösseren Anteil an Körperwasser und weniger 
Körperfett aufweisen. Bei Männern beginnt der Alkohol zum Risiko zu 
werden, wenn sie mehr als 40 Gramm reinen Alkohol oder mehr als 3 
Stangen Bier pro Tag konsumieren.
In unserer Gesellschaft gehört der Alkohol oft einfach dazu. 
Gelegenheiten gibt es viele: Beim Sport, Aperitifs in der Firma oder 
nach Feierabend ( der Alkohol ist ein wichtiger Teil des Alltags. Und
berufliche Belastungen können ein Risiko sein, weil insbesondere für 
Männer die Identifikation mit der Arbeit oft hoch und Erfolge im Job 
wichtig sind.   "Der Alkoholkonsum kann zum Mittel werden, um Stress 
und Belastungen zu bewältigen", erklärt Michel Graf, 
Präventionsexperte und Direktor der Schweizerischen Fachstelle für 
Alkohol- und andere Drogenprobleme (SFA). Fachleute raten, andere 
Strategien zu erproben, beispielsweise über berufliche Belastungen 
sprechen, Entspannung in einer Lieblingsbeschäftigung oder im 
Nichtstun finden.
Vorteile eines moderaten Konsums
Der Alkohol steigert die Neigung zu riskanten Entscheidungen und 
Selbstüberschätzung. Auch im Strassenverkehr. 88% der Ausweisentzüge 
wegen Fahrens in angetrunkenem Zustand betreffen Männer. Vor dem 
Fahren nicht zu trinken, reduziert die Risiken für sich und andere. 
Am Nationalen Aktionstag Alkoholprobleme erinnern Fachleute an 
weitere Vorteile eines moderaten Alkoholkonsums: kleineres Risiko für
alkoholbedingte Erkrankungen, ein besseres Wohlbefinden etc. 
Risikoarm mit Alkohol umzugehen, bedeutet für gesunde erwachsene 
Männer, maximal 2 Gläser pro Tag zu trinken. Bei besonderen 
Gelegenheiten sollte man ausnahmsweise nicht mehr als 4 Getränke zu 
sich nehmen.
Wenn der Alkohol zum Problem wird, fällt es Männern oft schwer, Hilfe
anzunehmen. "Bei Bedarf Unterstützung zu holen, ist eine 
Entscheidung, die der eigenen Gesundheit zugute kommt", sagt Michel 
Graf.
Zahlen, Fakten
- In der Schweizerischen Gesundheitsbefragung von 2007 gaben 11,1% 
der befragten Männer an, auf Alkohol zu verzichten; bei den Frauen 
waren es 22,6%.
- 12,6% der in der Gesundheitsbefragung von 2007 befragten Männer 
zeigen einen schädigenden und riskanten Alkoholkonsum. Bei den Frauen
sind es 2,8%.
- Behandlungszahlen zeigen: 68,7% der Personen, die im Jahr 2007 
wegen Alkoholproblemen eine Therapie begannen, waren Männer.
- Rund zwei Drittel der alkoholabhängigen Personen in der Schweiz 
sind gemäss Schätzungen Männer.
Nationaler Aktionstag Alkoholprobleme
Der Nationale Aktionstag Alkoholprobleme vom 19. November 2009 
sensibilisiert die Öffentlichkeit für den problematischen 
Alkoholkonsum. Suchtfachstellen aus der ganzen Schweiz tragen mit 
Informationsveranstaltungen und weiteren Aktivitäten dazu bei, das 
Thema zu enttabuisieren und Betroffenen sowie deren Angehörigen Mut 
zu machen, die bestehenden Hilfsangebote zu nutzen. Der Aktionstag, 
der in diesem Jahr unter dem Motto "Männerwelt Alkohol" steht, wird 
gemeinsam organisiert vom Fachverband Sucht, von GREA (Groupement 
romand d'études des addictions), INGRADO (servizi per le dipendenze),
dem Blauen Kreuz, den Anonymen Alkoholikern (AA), der Schweizerischen
Gesellschaft für Suchtmedizin (SSAM) und der Schweizerischen 
Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme (SFA). Broschüren 
zum Thema können bei der SFA bestellt werden.
Das neue Faltblatt für Männer ermöglicht, sich über den eigenen 
Umgang mit Alkohol Gedanken zu machen und gibt Tipps, um den Konsum 
im Griff zu behalten.
Diese Medienmitteilung finden Sie auch auf der Internetseite der 
SFA:
www.sfa-ispa.ch/index.php?IDtheme=64&IDcat24visible=1&langue=D

Kontakt:

Monique Helfer, Mediensprecherin SFA
Tel. 021 321 29 74
E-Mail: mhelfer@sfa-ispa.ch

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