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Kunsthaus Zürich präsentiert "Canaletto: Vedute und Zeremonie" in der Reihe "Bilderwahl!"

Kunsthaus Zürich präsentiert "Canaletto: Vedute und Zeremonie" in der Reihe "Bilderwahl!"
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Zürich (ots)

Querverweis auf Bild: www.newsaktuell.ch/d/galerie.htx?type=obs
Vom 31. Oktober 2003 bis 15. Februar 2004 zeigt das
Kunsthaus Zürich in einer Präsentation von Gastkurator Gian Casper
Bott das um 1730 entstandene Meisterwerk Giovanni Antonio Canalettos
"Empfang eines Botschafters vor dem Dogenpalast". Die Ausstellung
gibt einen Überblick über die Tradition der Vedute - vom Goldenen
Jahrhundert der holländischen Malerei bis zur Fotografie.
Canalettos um 1730 entstandener "Empfang eines Botschafters vor
dem Dogenpalast" wurde Anfang 2003 von den Mitgliedern der Zürcher
Kunstgesellschaft im Rahmen der "Bilderwahl!" aus einer Gruppe von
Gemälden des 18. Jahrhunderts erkoren. Seine Venedig-Bilder zählen zu
den Spitzenleistungen der Vedutenmalerei; das Zürcher Gemälde gehört
zu den schönsten und grössten. In Werken wie diesem ist es ihm
gelungen, in einem Abbild von Kraft und Klarheit die Stadt neu zu
erfassen, sie in den Rang eines geistigen Ortes zu heben. In
Wirklichkeit ist und war Venedig natürlich gänzlich anders. Die
Accrochage im Kabinettraum zeigt das Werk in einem erweiterten
Kontext.
CANALETTO, BELLOTTO, GUARDI
Canaletto, Bellotto, Guardi: das Dreigestirn der venezianischen
Vedutenmalerei leuchtet mit einigen sorgfältig ausgewählten,
hinreissenden Beispielen vergleichbarer und doch grundverschiedener
Kunst. In sensiblem Duktus ausgeführte Radierungen von Canaletto
sowie grafische Werke seines Vorbildes Luca Carlevarijs und des
Zeitgenossen Antonio Visentini führen die Zeichen- und Druckkunst der
farbenreichen Adria-Metropole vor Augen.
Mit wenigen Gemälden des holländischen Goldenen Jahrhunderts wird
den Wurzeln der Vedute und deren Ästhetik in der niederländischen
Malerei nachgespürt: Ruisdaels grandiose Ansicht von Haarlem (um
1670) im Kunsthaus zeigt - in spannungsvollem Kontrast -, dass die
venezianische Vedute auch Landschaftskunst ist und Canaletto zugleich
Maler grosser, klarer Himmel war. Das Phänomen von Fern- und Nahsicht
wird die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Stadtbilder sind zuweilen
nach verblüffend ähnlichen Kriterien organisiert. Die räumliche
Inszenierung hängt demnach weit mehr mit stilistischen Intentionen
der Maler zusammen, mit dem Bedürfnis, die Vedute zum Bild zu
gestalten, als mit dem portraitierten Ort.
PERSPEKTIVE UND REPRÄSENTATION
In seiner rationalen Ordnung atmet das im Sinne Newtons hell
aufgelichtete Bild von Canaletto den Geist der Aufklärung: Kühle
Vernunft überwindet schattenfrohe barocke Tradition. Zur Schärfung
von Wahrnehmung und verdichteter Steigerung des Eindrucks von
Wirklichkeit hat der Venezianer über ein reiches Arsenal an Methoden
und Mitteln verfügt: Souveräne Wahl des Ausschnitts, bildparallele
Staffelung, Linear- und Zentralperspektive, szenografischer Blick,
die camera obscura; Architektur- und malereitheoretische Überlegungen
sind mitreflektiert. Virtuos gemeistert ist die Schwierigkeit, eine
natürlichgebaute, reale Perspektive in ein fiktives Bild einzufangen,
eine räumliche Welt auf eine zweidimensionale Fläche zu bannen. Und
so erweist sich das Bild, in feiner Balance zwischen Kunst und Natur,
auch als ein mentaler Spiegel, Projektionsfläche für seelische
Momente.
Canalettos durch Staffage belebtes Gemälde ist weit mehr als eine
Bestandesaufnahme der prunkvollsten Schauseite Venedigs. Es kann als
sinnbildliche Darstellung des wohlgeordneten Staatswesens
interpretiert werden, als Entwurf und heitere Vision einer in Frieden
und Freiheit ruhenden florierenden Stadtrepublik. Gleichermassen
geprägt von Kultur und Karneval, war die Serenissima im 18. Jh. zum
Magnet für Bildungsreisende und Abenteurer geworden. In ihren Festen
hat sie den Mythos eigener Magnifizenz anschaulich zelebriert und ein
Bewusstsein für Geschichte geschaffen. Obgleich aussenpolitisch immer
weniger einflussreich, galten Staatswesen und Diplomatie der
Markus-Republik nach wie vor als beispielhaft. Canalettos Venedig ist
reich an Historie und strahlt dennoch so etwas wie makellose
Zeitlosigkeit aus. Einen Kontrapunkt erhält sein wirklichkeitsnahes
Festzeremoniell in Gemälden Tiepolos, in denen von Gesten und Posen
belebte Vorgänge eine feierliche, mythische Überhöhung erfahren.
Die Attraktivität des Venedig-Bildes reicht bis in die Gegenwart.
Claude Monets impressionistische Vision des Dogenpalastes (1908) und
Thomas Struths grossformatiger C-print von San Zaccaria (1995),
zeigen eine eindrückliche Reflexion über das Wesen von Bild und
Repräsentation, von Fotografie und Malerei. So ergeben sich
überraschende Korrespondenzen zwischen Canalettos camera obscura und
Struths fotografischer Kamera.
FÜHRUNGEN
Am Dienstag, 4. November 2003 und 3. Februar 2004, um jeweils
18.30 Uhr finden öffentliche Führungen mit Kurator Gian Casper Bott
(Dauer 60 min.) statt.
Unterstützt von Albers & Co.

Kontakt:

Kristin Steiner
Tel. +41/1/253'84'13
E-Mail: kristin.steiner@kunsthaus.ch

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