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Raue Exportmärkte, robuste Binnenwirtschaft: Die Schweiz wartet auf Europas Erholung (DOK)

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Zürich (ots)

Die europäische Konjunkturlokomotive Deutschland stottert und wird zusehends von der Rezession in Südeuropa belastet. Die Schweizer Exportwirtschaft behauptet sich relativ gut, doch stellt die stärkere Ausrichtung auf aussereuropäische Märkte eine grosse Heraus- forderung dar. Zuwanderung, Reallohnerhöhung, Zinsniveau und Preisstabilität stützen die Binnenkonjunktur. Insgesamt rechnet economiesuisse für 2013 mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,0 Prozent, für 2014 prognostiziert der Wirtschaftsdach- verband 1,5 Prozent. Die Arbeitslosenquote bleibt mit etwas über drei Prozent relativ tief.

Die Nachfrage im europäischen Markt sinkt nach wie vor. Gegen Ende des letzten Jahres begann die Euro-Krise auch Spuren in den Wachstumsraten Deutschlands zu hinterlassen. 2013 wird unser nördlicher Nachbar, einer der Kernmärkte der Schweizer Exportindustrie, ebenfalls schwächeln und nicht mehr als europäische Konjunkturlokomotive funktionieren. Deutschland kann die rezessiven Wirtschaftsentwicklungen in den europäischen Südländern, Frankreich oder Holland nicht ausgleichen, sodass die Eurozone 2013 insgesamt mit einem Negativwachstum von 0,7 Prozent ein weiteres Rezessionsjahr durchläuft. Demgegenüber steigt die Nachfrage in Nordamerika, in Asien bleiben die Wachstumsraten hoch. Diese weltwirtschaftliche Gewichtsverschiebung stellt die Schweizer Exporteure, die immerhin von einer etwas besseren Währungssituation profitieren können, vor grosse Herausforderungen.

Diverse Herausforderungen für Exporteure

In diesem rauen Umfeld behauptet sich die Schweizer Exportindustrie recht gut. Allen voran profitiert die auf hoch innovative Produkte ausgerichtete chemisch-pharmazeutische Industrie von den aussereuropäischen Wachstumsmärkten. Eine weitere wichtige Branche, die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie, ist im Vergleich stärker auf Europa ausgerichtet und wird ebenso wie die Textilindustrie - nach starken Rückgängen in der Vergangenheit - erst allmählich wieder auf den Wachstumspfad zurückfinden. Immerhin ist hier der Tiefpunkt überwunden.

Das Wachstum der Uhrenindustrie wird durch die Abschwächung der Nachfrage in Fernost, vor allem in China, gedämpft, bleibt aber im positiven Bereich. Bei den Dienstleistungsexporten kommt es 2013 zu leichten Rückgängen. Gerade die Verunsicherung im Bankensektor hinterlässt Spuren. Für 2014 ist bei den Exporten von Dienstleistungen wieder eine leicht positive Entwicklung zu erwarten. Dazu trägt auch die Hotellerie bei, die nach schwierigen Jahren wieder zulegen sollte.

Robuste Binnenwirtschaft

Die Binnenwirtschaft stützt das Wachstum in diesem und etwas schwächer auch im nächsten Jahr. Sie profitiert von mehreren Faktoren: Erstens hält die Zuwanderung an. Die sinkende Zahl offener Stellen lässt zwar eine Abschwächung erwarten, dennoch bleibt der Wanderungssaldo positiv. Zweitens steigen die Reallöhne moderat an. Dies ist auch auf die negative Preisentwicklung in diesem Jahr zurückzuführen. Nächstes Jahr sollten die Preise stabil bleiben, was wieder leichte Reallohnerhöhungen zulässt. Schliesslich sorgt das anhaltend rekordtiefe Zinsniveau für mehr Ausgabenspielraum bei den privaten Haushalten und senkt die Investitionskosten für Unternehmen.

Der Wohnungsbau kommt allmählich an einen Plafond und wird auf hohem Niveau keine starken Wachstumsimpulse mehr auslösen. Gerade in attraktiven Regionen begrenzen Baulandknappheit und schleppende Baubewilligungsverfahren den Wohnungsbau. Zudem wird der Zweitwohnungsstopp die Bautätigkeit in Tourismusregionen spürbar bremsen. Weiterhin ein stabiler Wert ist das Gesundheitswesen, das auch dieses und nächstes Jahr kontinuierlich wächst. Ebenso werden das Bildungswesen, die Versicherungen und der Handel insgesamt zulegen. 2014 sollten auch der Autohandel und die Medien- und Kommunikationsbranche nach einem schwachen 2013 real wieder wachsen. Die Nahrungsmittelindustrie wächst trotz Erfolgen im Export insgesamt nur unterdurchschnittlich.

Wachstumstreiber für 2014 verändern sich

Die einfache Wachstumsformel für das erste Halbjahr 2013 - «Binnenwirtschaft treibt, Exportwirtschaft stagniert» - verändert sich. Das Wachstum der Binnenwirtschaft wird an Kraft verlieren, während die Exportwirtschaft künftig wieder einen klaren Wachstumsbeitrag liefern sollte. Im Binnenmarkt werden 2014 die Preise nicht mehr merklich sinken, es werden im Vergleich zu 2013 weniger neue Stellen geschaffen, und die Bautätigkeit stagniert auf hohem Niveau. Demgegenüber sollten die Exportmärkte endlich etwas Schwung erhalten, sofern sich die Konjunktur in Europa stabilisiert.

Doch aufgepasst: Hier ist oft der Wunsch Vater des Gedankens. Weil ein weiteres Rezessionsjahr die Schuldenproblematik verstärken würde und negative Wirtschaftsaussichten das Wachstum eher dämpfen, wurde schon zu oft bei temporären Konjunkturaufhellungen das Ende einer Krise voreilig prophezeit. Fakt ist, dass die strukturellen Probleme in vielen europäischen Ländern nach wie vor ungelöst sind. Für die Konjunkturentwicklung zumindest kurzfristig positiv ist, dass sich einige Staaten mit dem Defizitabbau mehr Zeit lassen. Die strukturellen Defizite sind aber zu gross, die Arbeitsmärkte zu stark reguliert und die Kreditvergabe wird durch das «Deleveraging» der Banken (Abbau der Risikopositionen in der Bilanz) eingeschränkt. Ohne eine Lösung dieser Probleme ist in Europa die Rückkehr auf einen stabilen Wachstumspfad wenig wahrscheinlich.

Anhaltende Konjunkturrisiken

Die USA ist in der Problemlösung einen Schritt weiter, doch die Wachstumsmöglichkeiten werden durch den notwendigen Defizitabbau limitiert. Das wahrscheinlichste Szenario ist unter diesen Voraussetzungen, dass sich in den nächsten Monaten positive und negative Nachrichten aus dem Ausland abwechseln werden. Die Konjunkturrisiken bleiben entsprechend hoch.

Das Abwärtsrisiko Nummer 1 der Schweizer Konjunktur bleibt ein verstärkter Rückgang der Weltkonjunktur. Neben einem Wiederaufflammen der Euro-Krise kann auch Japan die Märkte belasten. Zudem kann alleine schon die Ankündigung eines Exits aus der ultra- expansiven Geldpolitik in vielen Staaten dazu führen, dass die langfristigen Zinsen steigen und Blasen im Immobilien-, Anleihen- oder Aktienmarkt platzen werden.

Bitte finden Sie die Zahlen in der PDF-Beilage.

Telefonische Medienkonferenz 
Zu dieser Konjunkturprognose findet heute Dienstag eine telefonische 
Medienkonferenz mit economiesuisse-Chefökonom Rudolf Minsch statt. 
Interessierte Medienschaffende können sich um 14 Uhr ohne 
Voranmeldung über folgende Nummer einwählen: 
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Geben Sie anschliessend diesen Zugangscode ein: 
16 94 86 
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Kontakt:

Rudolf Minsch, Chefökonom
Tel.: +41/44/421'35'35
E-Mail: rudolf.minsch@economiesuisse.ch

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