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EMPA: Die 1. Tagung des Zentrums für Kulturgüteranalytik stand ganz im Zeichen der Baudenkmäler und Kulturgüter

Dübendorf (ots)

Baudenkmäler und Kulturgüter sind durch
Umwelteinflüsse und unangepasstes Raumklima stark gefährdet. Sie 
können oft nur durch gezielte Massnahmen vor schädlichen 
biologischen und chemischen Einflüssen bewahrt werden. An der Empa 
trafen sich deshalb kürzlich Fachleute aus Naturwissenschaft, 
Denkmalpflege, Restaurierung, Konservierung und Ausbildung zum 
Erfahrungsaustausch.
Die an der Empa am 27. November 2003 durchgeführte erste Tagung des 
Zentrums für Kulturgüteranalytik diente als Plattform für den 
Austausch und die Begegnung zwischen Fachleuten. Die Vorträge 
behandelten Themen wie Feuchte und Temperaturschwankungen bei 
historischen Bauten und Architekturausstattung, als deren Folge auch 
mikrobieller Befall auftreten kann, deren Verhinderung und 
Vorbeugung sowie chemisch-analytische Arbeiten als grundlegende 
Voraussetzung für fundierte Restaurierungsmassnahmen. Vielfältige 
Schäden - vielfältige Sanierungsmethoden Die Problematik bei 
sakralen Gebäuden aus der Sicht der Bauphysik beleuchtete der 
Empa-Bauschadenexperte Roland Büchli. Kirchen und Kapellen stehen 
nicht durchgehend im Gebrauch wie Wohn- und Geschäftshäuser. Oft 
werden sie nur ein- oder mehrmals pro Woche für die Gottesdienste 
aufgeheizt, die wechselnden Klimaverhältnisse bringen Probleme mit 
sich wie Kondenswasser- und Pilzbildung. Diese setzen dem Verputz 
und den Kunstwerken im Inneren zu. Büchli zeigte in seinem Vortrag, 
wie wichtig die Beurteilung der Schäden aus bauphysikalischer Sicht 
ist, damit sie sich nicht wiederholen.
Fachleute des Expert-Centers Lausanne berichteten anschliessend von 
der erst vor kurzem begonnenen Restauration der Lausanner 
Kathedrale. Die aus dem 13. Jahrhundert stammende Fassade war im 19. 
Jahrhundert umfassend renoviert worden. Dabei wurden Materialien 
gebraucht, die heute zum Teil schon wieder ersetzt werden müssen. 
Für die Restauratoren zeigt sich die Schwierigkeit, zwischen den 
baustatischen und den denkmalpflegerischen Anforderungen abzuwägen.
Zu hohe Feuchtigkeit fördert mikrobiellen Bewuchs
Auf die mikrobielle Analytik ging Dr. Paul Raschle von der Empa ein. 
Sie ist ein Teil der naturwissenschaftlichen Untersuchungen und 
bietet Hilfe zu nachhaltigen Problemlösungen bei mikrobiellen 
Schäden und Problemen. Ursache von Pilzwachstum und mikrobiellem 
Bewuchs ist immer eine zu hohe Feuchte. Diese fördert das Wachstum 
von Pilzen. So waren auch bei der Klosterkirche Müstair Malereien 
von Pilz befallen. Es zeigte sich, dass dieser sich von der bei der 
letzten Renovation aufgetragenen Firnis ernährte und dabei auch die 
Malereien zerstörte. Da die schädigende Feuchtigkeit nicht aus dem 
Mauerwerk stammte, sondern aus der Luft, konnte mit einer 
Entfeuchtung der Raumluft und einem Abtrag der Firnis der Pilzbefall 
gestoppt werden.
Den Zerfall verlangsamen
Das Ableiten von Konservierungsmassnahmen aus dem 
Verwitterungsgeschehen war Thema von Dr. Christiane Bläuer Böhm vom 
Expert-Center für Denkmalpflege Zürich. Da sich Verwitterung und 
Alterung kaum vollständig vermeiden lassen und auch nicht umkehrbar 
sind, geht es bei den Konservierungsmassnahmen in erster Linie 
darum, jene Alterungsformen an historischen Bauten, die als Zerfall 
empfunden werden, möglichst zu verlangsamen. Dabei können entweder 
die Umgebungsbedingungen oder die Materialeigenschaften entsprechend 
verändert werden.
Laserlicht zur Analytik und Sanierung
Dass Laserstrahlung nicht nur zur Diagnostik von Kulturgütern, 
sondern auch zum Abtragen von Schichten geeignet ist, wurde schon 
kurz nach der Erfindung des Lasers in den 60er Jahren entdeckt. Bald 
darauf konnten Verwitterungskrusten auf Marmor mit Hilfe eines 
Rubin- Lasers entfernt werden. Mit der Entwicklung von 
leistungsstärkeren Lasern wurden diese in den 80er Jahren 
praktikable Werkzeuge für die Reinigung von Kulturgütern. Besonders 
das berührungslose Wirkprinzip, die gute Dosierbarkeit und die 
lokale sehr begrenzte Wechselwirkung mit dem Objekt stellen optimale 
Bedingungen für eine präzise Reinigung dar. Nicht alle Fälle lassen 
sich jedoch mit dieser Technik lösen, führte Jens Hildenhagen vom 
Laserzentrum der Fachhochschule Münster aus. Bei sehr empfindlichen 
Materialien besteht die Gefahr eines Abtrags der zu erhaltenen 
Region. Inzwischen steht jedoch eine ganze Palette verschiedener 
Lasertypen und -systeme zur Verfügung, von denen das am besten 
geeignete gewählt werden kann.
Enzyme helfen beim Abbau von Caseinüberzügen
Durch die Freilegung, Konservierung und Restaurierung historischer 
Wandmalereien seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurden viele 
bedeutende Kulturdenkmäler wieder entdeckt. Für ihre Erhaltung 
wurden teilweise neben den traditionellen Renovationsmaterialien neu 
entwickelte Produkte eingesetzt, über deren Langzeitverhalten keine 
Kenntnisse bestanden. Besondere Probleme sind mit der Fixierung von 
Wandmalereien mit Casein verbunden. Folgeschäden können zum Verlust 
einer gesamten Malerei führen. Bisher ist es nicht gelungen, 
Caseinüberzüge ohne erhebliche Beeinträchtigung der Originalsubstanz 
zu entfernen. Kerstin Klein vom Landesdenkmalamt Hannover berichtete 
über ein derzeit laufendes Projekt mit Partnern aus Industrie und 
Wissenschaft. Dabei geht es darum, ein Verfahren zu entwickeln, mit 
dem Caseinate auf Wandmalereien mittels Enzymen schonend und 
kontrolliert abgebaut werden. Als Erstes wurde eine zerstörungsfreie 
Methode entwickelt, Casein an Objekten zu erkennen. Danach galt es, 
geeignete Enzyme zum Abbau der Caseinate zu finden, was auch gelang. 
Eine Herausforderung war es auch, die Verschleppung von 
Mikroorganismen auf den wertvollen Wandmalereien zu verhindern. Ein 
wichtiger Vorteil der Enzyme ist es, dass diese in Bezug auf 
Arbeitssicherheit völlig unbedenklich anzuwenden sind, da sie nicht 
toxisch sind.
Analytik ist kein Allheilmittel
Die Empa bietet eine umfassende Analytik an, die im letzten Vortrag 
der Tagung vorgestellt wurde. Jedes Kunst- und Kulturgut benötigt 
eine individuelle analytische Bearbeitung, denn die 
Untersuchungsobjekte sind meist unersetzliche Einzelstücke. Erst die 
Kenntnis der verwendeten Materialien gestattet ein besseres 
Verständnis der Zivilisation, die es geschaffen hat. Die unzähligen 
Möglichkeiten können den Eindruck erwecken, dass sich damit alles 
lösen lässt. Dr. Axel Ritter von der Empa weiss aber, dass die 
Interpretation der Ergebnisse ebenso wichtig ist wie die Analyse 
selbst. Für diesen wichtigen Arbeitsschritt, der sehr zeitaufwändig 
und schwierig ist, arbeitet die Empa mit Geistes- und 
Geowissenschaftlern zusammen.
In der abschliessenden Diskussion gab es hauptsächlich einige Voten 
zur Sanierung von Kirchen. Dabei wurde festgestellt, dass die 
«museale Nutzung» ein stabiles Klima bedingt, um die Kunstwerke zu 
schützen. Allerdings, so wurde festgestellt, gebe es keine 
grundsätzliche, allgemein gültige Lösung.
Zentrum für Kulturgüteranalytik
Das Zentrum an der Empa betreut Aufgaben im Bereich Forschung und 
Erhaltung von Kulturgütern. Es verfügt über Fachleute in den 
Bereichen: Archäometallurgie, Architekturausstattung von 
historischen Bauten sowie Gemälde und Malmaterialien. 
Die direkte Zusammenarbeit von Archäologie und 
Restaurierung/Konservierung mit zahlreichen naturwissenschaftlichen 
Disziplinen (organische und anorganische Chemie, Bauphysik, 
Mikrobiologie, Messtechnik, Metallographie) erlaubt es, für 
zahlreiche, naturwissenschaftliche Fragestellungen zu Kulturgütern 
innovative Lösungen zu finden. (www.empa.ch/zkga)
Fachliche Ansprechperson: 	Marianne Senn,  marianne.senn@empa.ch
				Telefon 01 823 43 43

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