Medienmitteilung: Verschnaufpause bei der gefühlten Inflation im Juli
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Medienmitteilung
Comparis-Konsumentenpreisindex Juli 2022
Verschnaufpause bei der gefühlten Inflation im Juli
Die gefühlte Inflation ist im Juli mit einem Plus von 0,1 Prozent gegenüber Juni 2022 zu einem vorläufigen Stillstand gekommen. Das zeigt der um dauerhafte Güter und Mieten bereinigte Comparis-Konsumentenpreisindex. Für Paare ab 65 Jahren ohne Kinder wurde das Leben im Vergleich zum Vormonat sogar um 0,1 Prozent günstiger. «Der starke Franken, die Erhöhung des Leitzinses sowie saisonale Faktoren wie etwa der Ausverkauf haben die Konsumentenpreise im Juli stabilisiert», erklärt Comparis-Finanzexperte Michael Kuhn die Verschnaufpause. Trotzdem verteuerten sich verschiedene Alltagsgüter massiv; allen voran saisonbedingt die Parahotellerie (plus 17,6 Prozent), sonstige Dienstleistungen für den Individualverkehr (plus 8,7 Prozent) und auch Mineralwässer (plus 5,3 Prozent).
Zürich, 25. August 2022 – Der *Comparis-Konsumentenpreisindex in Zusammenarbeit mit der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH misst die tatsächlich gefühlte Inflation der Konsumentinnen und Konsumenten. Dazu wird ausschliesslich die Preisentwicklung von regelmässig konsumierten Gütern betrachtet. Die Teuerungsrate wird um inflationsdämpfende Faktoren wie Mieten oder dauerhafte Güter bereinigt.
Laut dem Comparis-Konsumentenpreisindex sind im Juli 2022 die Preise für Alltagsgüter in der Schweiz im Vergleich zum Vorjahresmonat um 5,4 Prozent gestiegen. Das ist mehr als der Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) mit einem Plus von 3,4 Prozent. Gegenüber Juni 2022 sind die Preise allerdings stabil geblieben mit einer Zunahme um 0,1 Prozent (LIK +0 Prozent). Von Mai auf Juni dieses Jahres hatte der Anstieg noch 1,4 Prozent betragen. Damit liegt die Inflation in der Schweiz im Vergleich zur Eurozone auf einem nach wie vor tiefen Niveau.
«Der starke Franken, die Erhöhung des Leitzinses sowie saisonale Faktoren wie etwa der Ausverkauf haben die Konsumentenpreise im Juli stabilisiert», erklärt Comparis-Finanzexperte Michael Kuhn die aktuelle Verschnaufpause.
Stärkster Preisanstieg gegenüber Vormonat
Doch nicht alle Preise haben einen Halt eingelegt. Diverse Güter haben sich erneut massiv verteuert. Am stärksten gestiegen mit 17,6 Prozent (Vormonat: plus 11,2 Prozent) sind zwischen Juni und Juli 2022 die Preise für Parahotellerie. Dazu zählen Ferienwohnungen, Kollektivunterkünfte und Campingplätze. «Der Anstieg der Kosten in der Parahotellerie hat vor allem saisonale Gründe; eine hohe schulferienbedingte Nachfrage treibt die Preise hoch», beobachtet Kuhn.
An zweiter Stelle folgen die Preise mit einem Plus von 8,7 Prozent (Vormonat plus 11,9 Prozent) für sonstige Dienstleistungen für Individualverkehr. Auf Platz 3 folgen mit einem Plus von 5,3 Prozent Natürliche Mineralwässer (Vormonat: minus 3,5 Prozent). «Die Kosten für PET sowie für die Produktion und den Transport sind gestiegen und entsprechend auch die Preise für die Konsumentinnen und Konsumenten», sagt Kuhn.
Mit einem Plus von 2,7 Prozent spüren Herr und Frau Schweizer ebenfalls deutlich den Preisanstieg beim im Detailhandel gekauften Schaumwein (Vormonat minus 2 Prozent). Auch unter den Top 5 der am stärksten verteuerten Güter sind die Preise für Energie zum Heizen (Gas, Heizöl, Brennholz und Fernwärme), allerdings – laut Kuhn hitzebedingt – nur mit einer Zunahme von 2,2 Prozent (Vormonat: plus 4,1 Prozent).
Die Treibstoffpreise (Vormonat: plus 7,3 Prozent) finden sich nicht mehr unter den Top 5 der verteuerten Güter wieder. Für Treibstoff zahlte man im Juli nur 0,2 Prozent mehr. «Die Preise für Diesel und Benzin sind in der Schweiz bereits hoch. Und es gibt aktuell keine zusätzlichen Risiko- bzw. Verknappungsfaktoren. Deshalb blieben die Treibstoffpreise in der Schweiz im Juli stabil», sagt Kuhn.
Am teuersten blieb das Leben im letzten Jahr für Paare ohne Kinder
Die höchste Teuerung hatten in den letzten 12 Monaten Paare unter 65 Jahren ohne Kinder, die so genannten DINKs (Double Income No Kids). Sie fühlen aktuell eine Teuerungsrate von 108,02 Indexpunkten. Das ist ein Plus von 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Allerdings wurde für sie das Leben im Juli verglichen zum Vormonat deutlich günstiger (Vormonat: plus 6,3 Prozent).
Am wenigsten spüren Einpersonenhaushalte ab 65 Jahren die Teuerung in ihrem eigenen Leben. Mit einem Indexstand von 105,69 hat die gefühlte Teuerung bei ihnen in den letzten 12 Monaten plus 4,5 Prozent (Vormonat: plus 4,6 Prozent) betragen.
Aufgesplittet nach Einkommen erlebt die höchste Einkommensklasse mit 6,1 Prozent (Vormonat: plus 5,8 Prozent) die massivste Teuerung in den letzten 12 Monaten und auch gegenüber dem Juni 2022. Für die tiefste Einkommensklasse dagegen stiegen die Kosten um 4,87 Prozent (Vormonat: plus 5 Prozent). «Bei den Paaren ohne Kinder wie auch bei den Gutverdienenden schlägt sich der Lebensstil auf die Inflation nieder: Beide Gruppen sind mobil, geben also viel Geld für Autos, Motorräder und Reisen aus, und haben grosse Wohnungen. Die gestiegenen Kosten für Energie und Mobilität wirken sich entsprechend aus», sagt Kuhn.
«Anteilig trifft die Teuerung die Gutverdienenden und Wohlhabenden am meisten. Im Portemonnaie spüren die gestiegenen Preise jedoch alle», sagt Kuhn.
Stärkste Zunahme seit dem Jahr 2000
Seit Mai 2000 haben die Preise für Heizenergie um 176 Prozent zugenommen. Zigaretten sind 92,6 Prozent teurer geworden. Die Kosten für finanzielle Dienstleistungen haben um 94 Prozent zugelegt. Andere Tabakwaren kosten heute 73,4 Prozent mehr. Und Zeitungen und Zeitschriften haben sich um 73,3 Prozent verteuert.
Bei den Produkten, die sich von Juni bis Juli 2022 am stärksten verteuert haben, war die Entwicklung seit 2000 wie folgt: Die Preise für Parahotellerie stiegen um 30,8 Prozent. Sonstige Dienstleistungen für den Individualverkehr verteuerten sich um 48 Prozent. Natürliche Mineralwässer kosten heute 1,4 Prozent mehr. Schaumweine wurden 3,1 Prozent teurer.
Italienische Schweiz leidet am meisten
Nach Regionen unterteilt spürt die italienische Schweiz die Teuerung am stärksten. Das Tessin hat nicht nur den höchsten Indexstand mit 108,1 – also die gefühlt grösste Last im Land (Deutschschweiz 107,1, französische Schweiz 107,3). Zwischen Juli 2021 und Juli 2022 wurden im Tessin auch die Alltagsgüter am teuersten mit einem Plus von 6,1 Prozent. Das ist deutlich mehr als in der Romandie (Plus: 5,7) und der Deutschschweiz (Plus: 5,3).
Manches wurde viel billiger
Obwohl es den Anschein macht, dass das Leben gerade generell teurer wird, täuscht der Eindruck teilweise. Verschiedene Dinge des alltäglichen Gebrauchs wurden zwischen Mai 2000 und Juli 2022 sogar massiv billiger. Allen voran sind es Medikamente mit einer durchschnittlichen Verbilligung von 42,7 Prozent (Vormonat: ebenfalls minus 42,7 Prozent). Auch Speichermedien und Inhalte wurden 40,2 Prozent günstiger (Vormonat: minus 40 Prozent). Kleine elektronische Haushaltsgeräte kommen Konsumentinnen und Konsumenten heute 35 Prozent billiger (Vormonat: ebenfalls minus 35 Prozent). Elektrische Geräte für die Körperpflege wurden 32,4 Prozent billiger (Vormonat: minus 29 Prozent). Und Telekommunikation wurde 29,3 Prozent günstiger (Vormonat: ebenfalls minus 29,3 Prozent).
Die Preise für die Güter des täglichen Gebrauchs haben sich im Langzeitvergleich unterschiedlich entwickelt: Brot, Mehl und Getreideprodukte wurden seit dem Jahr 2000 rund 5 Prozent teurer (Vormonat: plus 4,2 Prozent); Früchte, Gemüse, Kartoffeln und Pilze 6,1 Prozent (Vormonat: plus 6,5 Prozent). Die Preise für Fleisch und Fleischwaren stiegen um 16,5 Prozent (Vormonat: plus 18 Prozent). Toilettenartikel dagegen wurden 14,8 Prozent günstiger (Vormonat: minus 15,5 Prozent). Spitalleistungen kosten heute 6 Prozent mehr (Vormonat: plus 6 Prozent). Für Elektrizität bezahlen Konsumentinnen und Konsumenten hierzulande 15,5 Prozent mehr (Vormonat: ebenfalls plus 15,5 Prozent).
*Comparis-Konsumentenpreisindex
Der Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) misst Preisveränderungen anhand eines repräsentativen Warenkorbs von rund 1'050 Waren und Dienstleistungen. Eine anhaltende Abnahme des Geldwertes bzw. eine Erhöhung des durchschnittlichen Preisniveaus bezeichnet dabei die Inflation. Der LIK umfasst 12 Hauptkategorien, darunter auch langfristige Investitionen und Wohnungsmieten. Grosse Ausgabenposten, wie etwa die Prämien für die Sozialversicherungen oder die direkten Steuern, sind demgegenüber nicht erfasst. Der LIK widerspiegelt somit nicht die tatsächlich gefühlte Teuerung der Konsumentinnen und Konsumenten.
Der Comparis-Konsumentenpreisindex in Zusammenarbeit mit der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH bildet die gefühlte Inflation ab, indem er die LIK-Daten um Mieten und dauerhafte Güter bereinigt. Zudem werden explizit einzelne Haushaltsgruppen, Einkommensklassen und Sprachregionen berücksichtigt.
Die Datengrundlage besteht aus dem Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) sowie der Haushaltsbudgeterhebung (HABE). Die Gewichtungen für die neuen Preisindizes werden aus der HABE konstruiert. Danach werden verkettete Laspeyres-Indizes mit den Preisreihen des LIK berechnet. Die Indexbasis ist Dezember 2017 (entspricht 100 Prozent).
Weitere Informationen:
Michael Kuhn Consumer-Finance-Experte Telefon: 044 360 53 91 E-Mail: media@comparis.ch comparis.ch
Über comparis.ch
Mit über 80 Millionen Besuchen im Jahr zählt comparis.ch zu den meistgenutzten Schweizer Websites. Das Unternehmen vergleicht Tarife und Leistungen von Krankenkassen, Versicherungen, Banken sowie Telecom-Anbietern und bietet das grösste Schweizer Online-Angebot für Autos und Immobilien. Dank umfassender Vergleiche und Bewertungen bringt das Unternehmen Transparenz in den Markt. Dadurch stärkt comparis.ch die Entscheidungskompetenz von Konsumentinnen und Konsumenten. Gegründet 1996 vom Ökonomen Richard Eisler beschäftigt das Unternehmen heute über 175 Mitarbeitende in Zürich.