VSE-Präsident Kurt Rohrbach: «Ein Umbau ohne gefestigtes Fundament wäre unverantwortlich.»
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Aarau (ots)
An der 126. Generalversammlung des Verbands Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen betonte VSE-Präsident Kurt Rohrbach, dass der angestrebte Umbau des Energiesystems nur gelingen könne, wenn das Fundament gefestigt sei und somit die Substanz der Wasserkraft erhalten bleibe. Mit Nachdruck forderte VSE-Direktor Michael Frank, bei der Ausgestaltung der Energiestrategie 2050 das Gesamtenergiesystem stärker zu berücksichtigen. Im Rahmen der Veranstaltung zeichnete der VSE im Konzertsaal Solothurn zudem die besten Absolventen aus der der beruflichen Grundbildung Netzelektriker/in EFZ, den Berufsprüfungen Netzfachleute und Kernkraftwerk-Anlagenoperateure sowie der Höheren Fachprüfung Netzelektrikermeister/in aus.
VSE-Präsident Kurt Rohrbach verglich in seiner Eröffnungsrede den angestrebten Umbau des Energiesystems mit einer Gebäudesanierung, bei der vor dem Baustart Fragen zur Statik abgeklärt und die Bausubstanz stabilisiert würden. «Auch bei der Wasserkraft geht es darum, das Bestehende zu stabilisieren und tragfähig zu behalten.» Darüber hinaus könne es weder bei einer Gebäudesanierung noch bei der Energiewende angehen, dass die behördlichen Rahmenbedingungen während des Umbaus ständig ändern. Diese müssten vorab verlässlich festgelegt werden, so Rohrbach zum aktuellen politischen Findungsprozess im Parlament. «Bei der konkreten Form, wie die Wasserkraft zu stabilisieren ist, sind wir offen. Aber es wäre unverantwortlich, das Rückgrat der Schweizer Stromversorgung zu gefährden.» Erst danach seien Themen wie Anreize zu Neuinvestitionen in Wasserkraft, Weiterausbau der neuen erneuerbaren Energien oder Effizienz auf die Agenda zu setzen.
Das Gesamtsystem zählt
Zentrales Anliegen des VSE ist es, dass die Schweizer Politik den Blick auf das Gesamtenergiesystem richtet. Zur Gesamtbetrachtung einer Energiestrategie gehören neben der Produktion auch das Netz und die Speicherung. Die letzten zwei Komponenten fehlen jedoch im Massnahmenpaket der Energiestrategie 2050. Zudem würden sich darin die zunehmenden Konvergenzen in der IT und bei den Netzen zu wenig widerspiegeln. «Unsere Zukunft ist der Weg vom Stromnetz hin zu Energienetzen», so VSE-Direktor Michael Frank, «das bietet Chancen für neue Geschäftsmodelle.» Positiv wertet der VSE, dass mit der Vernehmlassung zur Strategie Stromnetze zumindest ein erster wichtiger Schritt in Richtung einer Gesamtsicht gemacht wurde.
Nein zur Totalrevision StromVG
Ablehnend äusserte sich Michael Frank zur vom Bundesamt für Energie (BfE) geplanten Totalrevision des Stromversorgungsgesetzes. «Das StromVG funktionert», erklärte der VSE-Direktor anlässlich der GV und verwies darauf, dass fünf Jahre nach Inkraftsetzung ein reger Wechsel in den freien Markt stattfinde, die Versorgungssicherheit hoch sei, sich Rechtssicherheit eingestellt habe und die Betriebskosten für die Netze sinken würden. Die Notwendigkeit einer Totalrevision sei zu einem späteren Zeitpunkt zu prüfen. Insbesondere erst dann, wenn die heute noch offenen zentralen Themen wie die Energiestrategie 2050, die Strategie Stromnetze oder die vollständige Marktöffnung entschieden sind und somit deren Einfluss auf das StromVG absehbar ist.
EU-Stromabkommen und Market Coupling
Sowohl die Weiterentwicklung des Höchstspannungsnetzes als auch der Erfolg oder Misserfolg der Energiestrategie 2050 seien nicht ganz unabhängig davon zu betrachten, wie sich die Zusammenarbeit mit dem europäischen Strommarkt weiterentwickle, sagte Kurt Rohrbach. Die EU stoppte im April 2015 die Gespräche zu einem EU-Stromabkommen. Dies hat zur Folge, dass die Schweiz beim Market Coupling ab Juli 2015 nicht mit von der Partie sein und vom EU-Binnenmarkt ausgeschlossen wird. Das bedeutet: «Physisch ist die Schweiz zwar verbunden, sie bleibt aber ausserhalb des Kreises, der optimiert zusammenarbeitet.» Jetzt gelte es, unter anderem mit der Flexibilität der Schweizer Wasserkraft als Geschäftspartner für unsere direkten Nachbarn interessant zu bleiben.
Fachkräfte ausgezeichnet
Sehr gut ausgebildete und motivierte Fachkräfte aus der Strombranche stärken den Wirtschaftsstandort Schweiz, gewährleisten die Versorgungssicherheit mit Strom und sind einer der wichtigsten Schlüssel bei der Umsetzung der Energiestrategie 2050 des Bundes. Die Strombranche nimmt ihre Verantwortung auch auf diesem Gebiet wahr und setzt gezielt Akzente im Bereich Aus- und Weiterbildung. Sei dies mit dem neuen Berufsbild Netzelektriker/in EFZ oder mit Weiterbildungsangeboten wie beispielsweise der Ausbildung «eidg. dipl. Energie- und Effizienzberater/in», die im Herbst 2014 erstmals an den Start ging.
Um den Stellenwert der Aus- und Weiterbildung innerhalb des Verbandes zu betonen, ehrte der VSE an der Generalversammlung in Solothurn zum zweiten Mal die besten Absolventen der letzten zwölf Monate: Marcel Wenk (Alpnach Dorf OW; Baumeler Leitungsbau Kerns) und Anthony Salamin (Vétroz VS; L'Energie de Sion-Région SA) wurden für die besten Abschlüsse in der beruflichen Grundbildung (Lehre Netzelektriker/in EFZ), Severin Schelbert (Ibach SZ; Elektrizitätswerk Schwyz AG) für seine Leistungen in der Berufsprüfung Netzfachleute sowie Robin Eggel (Naters VS, ReLL AG) für den besten Abschluss in der Höheren Fachprüfung Netzelektrikermeister ausgezeichnet. Für die beste Berufsprüfung Kernkraftwerk-Anlagenoperateur wurde Matthias Stadler (Klingnau AG, KKW Beznau) geehrt.
Neuwahlen in den Vorstand
Für die aus dem Vorstand zurückgetretenen Peter Lehmann (IB Wohlen AG) und Jürgen Knaak (Arbon Energie AG) wurden für die Amtsperiode 2015-2018 René Holzer (Betriebsleiter Gemeindewerke Stäfa) und Silvan Kieber (Geschäftsführer Arbon Energie AG) gewählt.
Kontakt:
Guido Lichtensteiger, a.i. Bereichsleiter Kommunikation
Tel. +41 62 825 25 30 oder +41 79 367 82 36,
guido.lichtensteiger@strom.ch