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Agroscope FAW Wädenswil

FAW: Mit Bio-Methode das Himbeersterben gestoppt

Über zwanzig Jahre standen Bauern und Hobbygärtner dem 
Himbeersterben machtlos gegenüber. Nun haben Wissenschafter der 
Forschungsanstalt Wädenswil (FAW) eine Methode mit Grüngutkompost 
entwickelt, mit der der Pilz wirkungsvoll bekämpft werden kann.
Die rosaroten Köstlichkeiten verströmen zur Zeit in den 
Früchteregalen ihren süssen Duft: Es ist Himbeersaison. Nach den 
Erdbeeren ist die Himbeere die beliebteste Beerenart, wie die 
Verkaufszahlen zeigen. Doch über 20 Jahre lang machte ihr eine 
hartnäckige Wurzelkrankheit arg zu schaffen. Einmal im Boden 
angesiedelt, frisst der Phytophthora-Pilz die Himbeerwurzeln 
buchstäblich auf, sodass die Pflanze weder Wasser noch Nährstoffe 
aufnehmen kann und abstirbt. Die Himbeer-Anbaufläche in der Schweiz 
nahm deshalb stetig ab. In der Deutschschweiz ist diese zähe 
Krankheit weit verbreitet. In nassen und kalten Böden gefällt es dem 
Erreger am besten, und auf lehmigen Böden sind Himbeeren besonders 
gefährdet. Fatal ist, dass der Pilz im Boden auch ohne 
Himbeerwurzeln während mindestens zehn Jahren überleben kann, und 
dass er mit Arbeitsgeräten und Schuhen leicht verbreitet wird.
Umweltfreundliche Lösung
Nun hat die Forschungsanstalt Wädenswil das Problem gelöst: 
Kombiniert man nämlich verschiedene vorbeugende Massnahmen – 
Grünkompostgaben, Anbau auf Dämmen mit Folienabdeckung und robuste 
Sorten – bleiben die Himbeeren am Leben. In früheren Jahren war es 
den Wädenswiler Forschern gelungen, in zentralafrikanischen 
Chininpflanzungen den Gehalt an organischer Substanz im Boden zu 
erhöhen, und damit die Schäden durch den Erreger – ein Verwandter 
jenes Pilzes, der das Himbeersterben verursacht – in Grenzen zu 
halten. Nach diesem Vorbild setzten sie in kränkelnden Schweizer 
Himbeerkulturen versuchsweise gut verrotteten Grüngutkompost ein. 
Mit Erfolg. Während die Pflanzen in den nicht mit Kompost 
behandelten Versuchsparzellen schon bald das Zeitliche segneten, 
gewannen die Himbeeren in den wiederholt mit Kompost versorgten 
Böden zusehends an Kraft. Parallel zu den Feldversuchen 
durchgeführte Laborexperimente lieferten eine Erklärung: Gut 
verrotteter Kompost enthält und fördert verschiedene pilzliche 
Gegenspieler des Phytophthora-Pilzes. Diese nützlichen Pilze 
(Antagonisten) können den schädlichen Pilz in Schach halten, sofern 
genug abbaubare organische Substanz im Wurzelraum vorhanden ist.
Himbeeren mögen keine nassen Füsse
Die Forscher fanden noch eine weitere Möglichkeit, das 
Himbeersterben deutlich zu reduzieren: Während es dem Phytophthora- 
Pilz in nasskalten Böden am besten gefällt, hemmen genau diese 
Boden- bedingungen die Ausbreitung der Himbeerwurzeln. Um bei 
schlechten Böden das Wurzelwachstum zu verbessern, pflanzten sie die 
Himbeeren versuchsweise auf dammförmige Erdhügel. Damit bleiben die 
Wurzeln über der zeitweise nassen Bodenschicht. Sie deckten die 
Erddämme zusätzlich mit einer schwarzen Folie ab, um Unkräuter zu 
unterdrücken und um zu verhindern, dass die aufgeschüttete Erde 
abschwemmte. Messungen bestätigten, dass die Wurzeln durch die 
Hochpflanzung in folienbedeckten Erddämmen wesentlich trockener 
gehalten werden.
Widerstandsfähige Sorten
Auch Versuche mit neuen, phytophthora-resistenten Himbeersorten 
aus internationalen Züchtungs-programmen führte die 
Forschungsanstalt Wädenswil durch. Diese neuen Sorten sind aber 
nicht absolut resistent, sondern gegenüber dem Pilz erhöht 
widerstandsfähig. Sie kompensieren die vom Pilz verursachten 
Schäden, indem sie mehr Wurzeln bilden, und so stellt sich 
gewissermassen ein Gleichgewicht zwischen der Pflanze und der 
Pilzkrankheit ein. In schweren, nassen Böden kann das Gleichgewicht 
aber zugunsten des Phytophthora-Pilzes kippen, und dann macht dieser 
auch den robusten Neuzüchtungen das Leben schwer. Doch die Früchte 
von geschwächten Himbeerpflanzen schmecken fad und sind von 
unbefriedigender Qualität. Darum zeichnet sich ab, dass die 
Resistenzzüchtung allein auch in Zukunft das Himbeersterben nicht 
eindämmen kann. Am erfolgreichsten ist die Kombination der 
verschiedenen vorbeugenden Massnahmen: Grünkompostgaben, der Anbau 
auf Dämmen mit Folienabdeckung und die Nutzung der robusten Sorten. 
Der Kulturerfolg hängt aber auch wesentlich von der Gesundheit der 
verwendeten Jungpflanzen ab. In der Schweiz produzieren zurzeit 
verschiedene Baumschulen ihre Jungpflanzen bodenunabhängig, das 
heisst in Töpfen oder Substratsäcken. Damit vermindern sie das 
Risiko einer Krankheitsübertragung erheblich.
Auch im Ausland ein Erfolg
Dank dieser Bio-Methode ist das Himbeersterben vielerorts 
zurückgegangen und Beerenbauern wie Hobbygärtner gewinnen wieder 
Vertrauen in die Himbeerkultur. Die Forscher haben ihr Ziel 
erreicht: Eine erfolgreiche Produktion von Qualitätsfrüchten zu 
ermöglichen, ohne chemische Pilzbekämpfungsmittel einzusetzen. 
Inzwischen wird die Wädenswiler Methode auch in anderen europäischen 
Ländern mit Erfolg umgesetzt.
((Kasten))
Tipps für den eigenen Garten
Neue Himbeerkulturen sollen nicht an Standorte gepflanzt werden, 
auf denen schon in früheren Jah-ren Himbeeren wuchsen. Die Gefahr 
ist gross, dass die jungen Pflanzen sonst frühzeitig in Kontakt 
kommen mit dem krankmachenden Pilz, der mehrere Jahre im Boden 
überdauern kann. Auch das Auswechseln des Bodens auf Flächen, die 
bereits mit Himbeeren belegt waren, bringt häufig nicht den 
gewünschten Erfolg. In schweren Böden bewährt sich eine Neupflanzung 
auf etwa 40 bis 50 cm hohen und 50 cm breiten Erddämmen, denen je 
Laufmeter Reihenlänge 40 bis 60 Liter gut verrotteter Grüngutkompost 
beigemischt wird. Der Gesundheitszustand von bereits bestehenden 
Himbeeranlagen lässt sich verbessern, indem eine entsprechende Menge 
Kompost nachträglich im Reihenbereich ausgebracht wird. Damit das 
Himbeersterben dauerhaft gebändigt werden kann, sollte nach zwei 
Jahren erneut Kompost verabreicht werden.
Bilder zum Thema können Sie im JPEG-Format (1MB) von unserer Website 
herunterladen: 
www.faw.ch/medien/mediendienst.html -> Himbeersterben.
Bildlegenden:
Von der Pilzkrankheit befallene Stauden
Setzlinge auf folienbedeckten Erddämmen mit verrottetem Kompost
Himbeeren lassen vielen das Wasser im Mund zusammenlaufen
Für weitere Auskünfte
Dr. Reto Neuweiler
Forschungsanstalt Wädenswil
Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Spezialist für Beerenkulturen
Natel 079 285 35 16
Kathrine Schwab
Forschungsanstalt Wädenswil
Kommunikation
01 783 62 72
Natel 076 517 96 98

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