VDZ Verband Deutscher Zeitschriftenverleger
VDZ erwartet für Publikumszeitschriftenmarkt 2005 stabiles Anzeigengeschäft
Neue Wege im Vertrieb
Berlin (ots)
Leichte Anzeigenzuwächse 2004 - Verlage einigen sich auf Regeln zu Discounter-Vertrieb und Abo-Marketing - "Zeitschriften in die Schulen" erreicht 300.000 Schüler
Für das kommende Jahr rechnen die Publikumszeitschriftenverlage in Deutschland mit einem stabilen Anzeigenmarkt. Nach drei Jahren mit kontinuierlichen Umsatzrückgängen hat sich der Werbemarkt in Deutschland in diesem Jahr wieder etwas erholt. So stiegen nach Nielsen Media Research die gesamten Bruttowerbeinvestitionen in den ersten neun Monaten um 680 Millionen. EUR bzw. 5,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Für die Publikumszeitschriften errechneten die Hamburger Werbestatistiker ein Wachstum von 4,3 Prozent. Damit konnten die Magazine ihren Marktanteil im Werbemarkt der klassischen Medien von 22 Prozent trotz eines gestiegenen Medienangebots verteidigen. "Wenn diese Zahlen auch positiv klingen: Wir dürfen nicht verkennen, dass der Aufschwung im Werbemarkt nach wie vor eine überaus zarte Pflanze ist. Wenn die Verlage wieder wachsen wollen, müssen sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weiter verbessern. Dazu hat die Politik bereits wichtige Schritte getan", sagte Karl Dietrich Seikel, Geschäftsführer des Spiegel Verlages und Vorstandsvorsitzender der Publikumszeitschriften im VDZ Verband Deutscher Zeitschriftenverleger anlässlich der Generalversammlung in Berlin.
Telekommunikationsanbieter und Finanzdienstleister treiben Wachstum an
Ein Blick auf die jeweiligen Wirtschaftsbranchen zeigt eine unterschiedliche Entwicklung einzelner Branchen. Während die klassischen Markenartikler angesichts der andauernden Konsumzurückhaltung kaum ihre Budgets erhöhten, waren vor allem die Handelsorganisationen (Discounter) sowie die Branchen Telekommunikation und Finanzdienstleistungen die Wachstumstreiber für den Gesamtmarkt. Von diesen Branchen konnten auch die Publikumszeitschriften mit zweistelligen Umsatzzuwächsen profitieren. Verhalten verlief dagegen die Entwicklung bei den Werbeumsätzen der für die Zeitschriften wichtigen Automobilbranche sowie der Kosmetikhersteller. Die Medien selbst setzen trotz des gesamtwirtschaftlich unverändert schwierigen Umfeldes wieder verstärkt auf das Wettbewerbsinstrument Werbung.
So heterogen das Werbeverhalten der verschiedenen Wirtschaftsbereiche war, so unterschiedlich verlief die Umsatzentwicklung bei den einzelnen Zeitschriftengattungen. Überdurchschnittliche Anzeigenumsatzzuwächse verbuchten unter den marktstarken Segmenten insbesondere die aktuellen Zeitschriften und Magazine, die Motorpresse, die Programmzeitschriften sowie die Sport- und Wohnmagazine. Erfreulich auch, dass die in den vergangenen Jahren von rückläufigen Werbeetats besonders getroffenen Wirtschaftsmagazine und Computer-Zeitschriften wieder höhere Anzeigenerlöse realisieren konnten.
Zeitschriften gewinnen überproportional im Online-Werbemarkt
Sehr gut entwickeln sich die Anzeigenumsätze der Zeitschriftenverlage im Bereich New Media. So stiegen die Online-Werbeumsätze von Zeitschriften-Websites im vergangenen Jahr mit über 30 Prozent überproportional und wiesen damit ein weit größeres Umsatzwachstum als TV oder reine Portalseiten auf. Fast alle Verlags-Websites, die als Profitcenter geführt werden, haben den operativen Break-even in 2004 geschafft. Die Gründe liegen vor allem in einer Konzentration der Online-Werbeumsätze bei den Qualitäts-Sites mit attraktiven Zielgruppen und dem zunehmenden Erfolg von crossmedialer Werbung. Einen weiteren Schub dürfte der Online-Werbemarkt durch die 2004 erstmals veröffentlichten Nettoreichweiten in Form des Unique Users durch die Arbeitsgemeinschaft für Online Forschung (AGOF) erhalten. Hiermit wird die Medienleistung des Internets vergleichbarer mit der Leistung klassischer Medien. Der VDZ geht deshalb davon aus, dass der Online-Werbemarkt im kommenden Jahr um mindestens 15 Prozent wachsen wird.
Erschließung neuer Märkte im Vertrieb
Im Vertriebsmarkt intensivieren die Verlage ihre Aktivitäten in die Erschließung neuer Käufermärkte und passen sich gleichzeitig den veränderten Kaufgewohnheiten der Verbraucher an. So konnten sich Zeitungs- und Zeitschriftenverlage mit dem Presse-Grosso auf eine Vorgehensweise bei der Belieferung von Discountern einigen. Zur Vermeidung einer Wettbewerbsspirale im Abovertrieb und einer Diskriminierung des presseführenden Einzelhandels haben sich die Verlage in diesem Jahr Wettbewerbsregeln auferlegt, die Obergrenzen bei Rabatten und Zugaben schaffen und die im April dieses Jahres vom Bundeskartellamt anerkannt wurden.
Trotz der enormen Anstrengungen konnten sich die Verlage der allgemeinen Konsumzurückhaltung nicht ganz entziehen. So ging die Gesamtauflage der IVW-gemeldeten Publikumszeitschriften im 3. Quartal 2004 leicht auf 124,48 Millionen Exemplare zurück (IVW III/03 125,95 Mio.) Die deutlichsten Rückgänge mussten im Einzelverkauf vornehmlich wöchentliche Titel und dort die beiden stärksten Gattungen "Programmpresse" und "Frauenzeitschriften" mit einem Minus von bis zu 5 Prozent hinnehmen. Positiv entwickelten sich dagegen Jugendmagazine und verschiedene Special-Interest-Titel. Erfreulich stabil blieben die Auflagen der aktuellen Zeitschriften und Magazine.
Für Einzelhändler bleibt der Verkauf von Zeitungen und Zeitschriften aber nach wir vor ein attraktives Geschäftsfeld, wie eine kürzlich im Auftrag von VDZ und Presse-Grosso erstellte Studie belegt. Danach sind die Renditen bei Zeitungen und Zeitschriften im Lebensmitteleinzelhandel, bei Tankstellen und in Tabakwarenfachgeschäften weiterhin höher als die aller anderen Sortimentsbereiche. Die Zahl der presseführenden Einzelhändler liegt derzeit bei 116.000 Geschäften.
Die enormen Herausforderungen für den Pressevertrieb haben in diesem Jahr auch unüberhörbar zu Grundsatzdiskussionen geführt. Hintergrund war die Sorge, dass das auf Neutralität ausgerichtete Presse-Grosso-System Schaden nehmen könnte, wenn nur einzelne Zeitungen oder Zeitschriften einen neuen Vertriebsweg wie die Discounter bedienen. Die beiden Verlegerverbände VDZ Verband Deutscher Zeitschriftenverleger und BDZV Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger haben sich daher mit dem Grosso-Verband auf Grundzüge der gemeinsamen Zusammenarbeit verständigt. In einer gemeinsamen Erklärung bekennen sich die drei Verbände zum bestehenden Grosso-Vertriebssystem und unterstreichen die Notwendigkeit der Pflege, Verbesserung und Ausweitung des Verkaufsstellenetzes im Sinne einer intensiven Marktausschöpfung.
Zeitschriften in die Schulen - Leseförderung durch Lesefreude
Besonders erfolgreich war das in diesem Jahr erstmals von der Stiftung Lesen, der Stiftung Presse-Grosso und dem VDZ initiierte Projekt "Zeitschriften in die Schulen". Jeweils vier Wochen vor und nach den Osterferien wurden bundesweit an fast 3.000 Schulen Zeitschriftenangebote kostenlos zur Verfügung gestellt. 11.709 Klassen mit rund 300.000 Schülern nahmen an der Aktion teil. Insgesamt beteiligten sich 35 Zeitschriftentitel an dem Projekt mit dem Motto "Leseförderung durch Lesefreude". Neben den Zeitschriften konnten die Lehrer auf eine didaktisch-methodische Unterrichtshilfe der Stiftung Lesen zur Einbindung von Zeitschriftenthemen in den Unterricht zurückgreifen. Gemeinsam mit dem Presse-Grosso und der Stiftung Lesen leisten die Zeitschriftenverlage damit einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Lesefreude und der Medienkompetenz junger Leser. Aufgrund des überwältigenden Erfolges ist eine Fortsetzung und Ausweitung des Projektes in den nächsten Jahren beabsichtigt.
Über den VDZ:
Der VDZ Verband Deutscher Zeitschriftenverleger e.V. ist die Interessenvertretung der deutschen Zeitschriftenbranche. Als Dachverband, organisiert in drei Fachverbänden (Fachpresse, Konfessionelle Presse, Publikumszeitschriften) und sieben Landesverbänden, repräsentieren seine 400 Mitgliedsverlage mit mehr als 3.000 Zeitschriften rund 90 Prozent des deutschen Zeitschriftenmarktes. Als Dienstleistungsverband bietet der VDZ den Verlagen ein breites Spektrum an Beratungs-, Informations- und Serviceleistungen in allen Bereichen des Verlagsgeschäftes (Anzeigen, Vertrieb, New Media, Rechtsfragen, Betriebswirtschaft, Umwelt und Papier). Als Wirtschaftsverband engagiert sich er sich auf deutscher und europäischer Ebene für die Wahrung und Berücksichtigung der Interessen von Verlagen. Und als Arbeitgeberverband führt er für die Verleger die Tarifverhandlungen mit Redakteuren. Darüber hinaus leistet der VDZ mit der Zeitschriften Akademie einen wesentlichen Beitrag zur Aus- und Weiterbildung in der Medienbranche. Weitere Informationen im Internet unter: www.vdz.de, www.pz-online.de, www.deutsche-fachpresse.de, www.print-wirkt.de, www.zeitschriften-akademie.de
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