World Federation of Mental Health (WFMH)
Internationale Umfrage zeigt: Körperlichen Beschwerden als potentielles Depressionssymptom bei Betroffenen nicht bekannt
Atlanta, Georgia (ots/PRNewswire)
- Depressive Menschen kämpfen stumm und warten fast ein Jahr, bevor sie professionelle Hilfe suchen
Menschen mit Depression warteten durchschnittlich über elf Monate, bevor sie zum Arzt gehen. Ihre Depression wird im Mittel erst nach dem fünften Arztbesuch diagnostiziert, wodurch sich der Behandlungsbeginn noch weiter verzögert. Dies sind Ergebnisse einer heute in Atlanta veröffentlichten internationalen Umfrage. Die Erhebung ergab auch, dass fast 72 Prozent der Menschen mit mittelschwerer und schwerer Depression vor ihrer Diagnose nicht wussten, dass körperliche Beschwerden, wie z.B. diffuse Schmerzen, unerklärliche Kopfschmerzen, Muskel- oder Rückenschmerzen, weit verbreitete Symptome einer Depression sind. 79 Prozent bestätigten jedoch, dass diese Symptome belastend bzw. sehr störend seien und sie letztlich die Ursache dafür waren, den Arzt aufzusuchen.
"Eine nicht diagnostizierte Depression kann schwerwiegende Folgen haben. Medizinische Daten zeigen, dass die Chancen der vollständigen Heilung einer Depression umso geringer werden, je länger ein Patient unbehandelt bleibt und der Zustand umso chronischer wird", sagte Dr. Pedro Delgado, Leiter der psychiatrischen Abteilung der medizinischen Fakultät des Health Sciences Center der Universität von Texas in San Antonio. "Es ist wichtig, dass diesen Patienten bewusst wird, dass körperliche Beschwerden, insbesondere Schmerzen, Symptome einer Depression sein können und ein Zeichen ist, Hilfe zu suchen".
Um festzustellen, wie weit die Verbindung zwischen Depression und körperlichen Beschwerden bei den Betroffenen und ihren Ärzten bekannt sind, hat die WFMH (World Federation of Mental Health = Weltverband für psychische Gesundheit) zusammen mit Eli Lilly and Company und Boehringer Ingelheim die Umfrage mit dem Titel "Depression: Die schmerzende Wahrheit" in Auftrag gegeben. Weiterhin sollten potenzielle Lücken bei Diagnose und Behandlung identifiziert werden. Vorangegangene medizinische Untersuchungen hatten gezeigt, dass 69 Prozent der Patienten mit schwerer Depression, überwiegend unter den körperlichen Beschwerden, insbesondere Schmerzen im Rahmen der Depression, leiden (1). 340 Millionen Menschen weltweit leiden unter Depression (2). Laut der Weltgesundheitsorganisation bleiben jedoch schätzungsweise drei Viertel der Menschen mit depressiven Störungen ihr Leben lang ohne Behandlung (3). Trotz des häufigen Auftretens schmerzhafter Symptome, befürchtet die WFMH, dass vielen Menschen die Verbindung zwischen Depression und körperlich-schmerzhaften Beschwerden nicht bewusst ist und dass dieser Umstand zu den weltweit niedrigen Behandlungsraten beiträgt.
"Leider wissen viele Menschen nicht, dass ihre Schmerzen ein Teil einer Depression sein können. Oder sie scheuen sich, über eine mögliche psychische Erkrankung mit einem Arzt zu reden", sagte Dr. Patt Franciosi, Präsident der WFMH. "Als Folge bekommen die meisten nicht die antidepressive Behandlung, die ihnen so sehr helfen könnte. Wir müssen die Menschen aufklären, damit sie mögliche Zeichen einer Depression erkennen können und so besser in der Lage sind, offen mit dem Arzt über ihr Befinden zu reden".
Das unabhängige Marktforschungsinstitut Harris Interactive(R) führte die Umfrage bei 377 Menschen mit diagnostizierter Depression, 375 Allgemeinärzten und 381 Psychiatern in den fünf Ländern Brasilien, Kanada, Mexiko, Deutschland und Frankreich durch.
Umfrageergebnisse - Diagnose
Die Umfrageergebnisse zeigten, dass Depressionspatienten eine hohe Prävalenz für körperlich-schmerzhafte Beschwerden aufwiesen, aber häufig diese Beschwerden nicht mit einer Depression in Verbindung brachten. Obwohl 64 Prozent der Patienten u.a. aufgrund unerklärlicher körperlicher Schmerzen den Arzt aufgesucht hatten, wussten 72 Prozent vor ihrer Diagnose nicht, dass genau diese körperlichen Beschwerden potenzielle Symptome einer Depression sein können.
Trotz der hohen Prävalenz körperlich-schmerzhafter Beschwerden im Rahmen einer Depression, gaben nur 38 Prozent der Ärzte an, bei Schmerzen immer oder meistens auch als potentielle Symptome einer Depression zu denken. Das zeigt, dass selbst Ärzten die Verbindung zwischen körperlich-schmerzhaften Beschwerden und Depression nicht immer bewusst ist.
Umfrageergebnisse - Behandlung
Sowohl die Ärzte als auch die medikamentös behandelten Patienten brachten ihre Unzufriedenheit mit aktuellen Therapieoptionen zum Ausdruck. 40 Prozent der depressiven Personen waren sowohl wegen der psychischen Symptome als auch wegen der körperlichen Beschwerden entweder nicht besonders oder gar nicht mit ihrer antidepressiven Therapie zufrieden. So würden 74 Prozent einen Wechsel der Behandlung in Betracht ziehen, wenn durch eine andere Medikation sowohl die psychischen als auch die körperlichen Schmerzsymptome der Depression vermieden werden könnten. Und ca. ein Drittel der Ärzte war kaum bzw. nur wenig mit den z.Z. verfügbaren Antidepressiva zufrieden.
77 Prozent der Ärzte waren der Meinung, dass die Nicht-Behandlung körperlicher Beschwerden das Rückfallrisiko vergrössert. 85 Prozent der Ärzte stimmten zu, dass eine depressive Person mit grösserer Wahrscheinlichkeit geheilt werden könne, wenn sowohl die psychischen als auch die körperlich-schmerzhaften Beschwerden der Depression behandelt würden.
Aufgrund der Umfrage-Ergebnisse entwickelt die WFMH ein Fortbildungsprogramm sowohl für Depressionspatienten als auch für die Ärzteschaft. In der Hoffnung, Diagnose, Behandlung und Heilung weltweit vorantreiben zu können, soll noch im Laufe dieses Jahres ein Programm gestartet werden, das bei Betroffenen und Ärzten den Wissenstand sowohl über psychische Symptome als auch körperliche Beschwerden, insbesondere Schmerzen im Rahmen der Depression verbessert.
Informationen zur World Federation of Mental Health (WFMH)
Die WFMH ist eine internationale, interdisziplinär agierende Mitgliederorganisation. Ihre Auftrag ist die bestmögliche Förderung der psychischen Gesundheit im weitesten biologischen, medizinischen, bildenden und sozialen Sinne für alle Menschen weltweit. Die WFMH hat bei den Vereinten Nationen den Status einer beratenden Organisation. Dies bietet ihr vielfältige Möglichkeiten, sich auf globaler Ebene für die psychische Gesundheit zu engagieren. Sie arbeitet dabei u.a. eng mit der Weltgesundheitsorganisation, der UNESCO, dem UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, der UN-Kommission für Menschenrechte und der internationalen Organisation für Arbeit zusammen.
ATLANTA, Georgia, May 26 /PRNewswire/ --
Quellenhinweise (1) Simon GE, et al. N Engl J Med. 1999;341:1329-1335. (2) Greden JF. The burden of disease for treatment-resistant depression. J Clin Psychiatry. 2001;62:26-31. (3) http://www.who.int/mental_health/management/depression/definition/en/
Redaktioneller Hinweis
Die Telefonumfrage wurde von Harris Interactive(R) im Auftrag der WFMH zwischen dem 21. Februar und dem 11. April 2005 in Brasilien, Kanada, Mexiko, Deutschland und Frankreich durchgeführt. Befragt wurden insgesamt 377 Erwachsene, bei denen innerhalb der letzten fünf Jahre eine Depression diagnostiziert wurde und die deswegen z.Z. medikamentös behandelt werden. Darüber hinaus wurde 756 Ärzte befragt, die zwischen zwei und 30 Jahren als Allgemeinmediziner oder Psychiater aktiv praktizieren und eine Mindestzahl von Patienten mit Depression pro Jahr behandeln. Die Ergebnisse sind nicht gewichtet. Aufgrund der kleinen Stichprobe, sollten sie lediglich als richtunggebend verstanden werden.
Bei Stichproben dieser Grösse, gibt es eine 95-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass das Gesamtergebnis bei Patienten einen Stichprobenfehler von plus/minus 5,0 Prozent und bei Ärzten von plus/minus 3,6 Prozent aufweist.
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