Media Service: Heute in der "Handelszeitung" vom 23. Dezember 2009
Zürich (ots)
Unternehmer des Jahres: Samih Sawiris auf Platz 1
In der "Handelszeitung"-Wahl gewinnt der Orascom-Gründer und Andermatt-Investor vor den Grossbanken-Chefs Oswald Grübel und Brady Dougan. Mit 61 Stimmen haben die Schweizer Wirtschaftsjournalisten Samih Sawiris mit klarem Abstand auf Rang 1 gewählt. "Trotz Krise weisen wir erneut Wachstum aus, und zwar in jeder Beziehung. Ich denke, dass dies der Grund für meine Wahl ist", sagt der Mehrheitsaktionär und CEO der börsenkotierten Orascom gegenüber der "Handelszeitung". Wachstum um jeden Preis zählt für ihn aber nicht. "Tatsächlich gehe ich nicht gerne Risiken ein. Mehr als 2 Fr. pro m2 gibt es von uns in der Regel nicht. Bauland, das man praktisch zum Nulltarif kauft, kann nicht viel an Wert verlieren", sagt Sawiris. Zudem entwickle er lieber Projekte von null auf selbst. Die vorherrschende Krise hatte auch gute Seiten für den Orascom-Gründer. "Zum einen können wir mit Lieferanten bessere Preise aushandeln", sagt Sawiris. Zum anderen habe die Krise die Spreu vom Weizen getrennt. "Wir sind ein noch attraktiverer Partner geworden. In der Regel sind es Regierungen, die uns anfragen, einen Ort zu entwickeln", sagt Sawiris. Auf dem 2. Platz landete UBS-CEO Oswald Grübel, auf Platz drei Credit-Suisse-Chef Brady Dougan.
Spenden: Manager und Firmen sind trotz Krise grosszügig
Die Rezession hat den Chefs die Spendierlaune nicht verdorben, wenn es für einen guten Zweck ist. Das zeigt eine Umfrage der "Handelszeitung". Konrad Hummler, geschäftsführender Teilhaber der Bank Wegelin & Co. Privatbankiers, legt neben finanziellen Zuwendungen grossen Wert auf persönliches Engagement - etwa für die Solaqua-Stiftung. "Sie leistet dank einer genial einfachen Idee einen massgeblichen Beitrag zur Lösung des Trinkwasserproblems in Entwicklungsländern", sagt er der "Handelszeitung". Peter Gomez, Präsident der Schweizer Börse SIX, unterstützt afrikanische Wirtschaftsuniversitäten. Er hilft mit, die Forschung und Lehre der Institutionen zielgerichteter auf die jeweiligen Probleme des Landes auszurichten. Unternehmer und FDP-Nationalrat Johann Schneider-Ammann spendet jedes Jahr an gemeinnützige Institutionen. "Das Haus Ammann hat früh, vor 15 Jahren schon, entschieden, keine Weihnachtsgeschenke mehr an die Kundschaft zu verschicken." Burkhard Varnholt, Konzernleitungsmitglied der Bank Sarasin, gründete vor fünf Jahren sein eigenes kleines Hilfswerk "Kids of Africa". Es betreibt in Uganda ein Dorf für verwaiste und ausgesetzte kleine Kinder. "Hier weiss ich, dass meine Weihnachtsspende ohne Verlust da ankommt."
Firmendaten: Der Datenklau nimmt zu - aus Rache
Studien zeigen, dass eine wachsende Zahl von Angestellten in Versuchung geraten, heikle Firmendaten mitgehen zu lassen. Eine Analyse der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG hat ergeben, dass 2009 weltweit rund 2300 "Datenereignisse" registriert wurden. Insgesamt waren über 700 Mio Personen vom Datenverlust betroffen. "Die Grauziffer dürfte jedoch einiges höher sein", sagt Anne van Heerden, Head of Risk & Compliance von KPMG Schweiz gegenüber der "Handelszeitung". Es sei davon auszugehen, dass die Datendiebstähle weiter zunehmen werden. "Die BSI hat durch konsequente organisatorische und physische Aufgabentrennung, zum Teil sogar über separate Gesellschaften, und durch Chiffrierung sensitive Daten sichergestellt, dass Mitarbeiter nur selektiv Zugriff zu den von ihnen benötigten Kundendaten erhalten. Ein systematischer Datendiebstahl kann somit ausgeschlossen werden", sagt Alfredo Gysi, CEO Bank BSI, Präsident des Verbands der Auslandbanken in der Schweiz, im Interview mit der "Handelszeitung". Aber auch wenn ein Unternehmen alle Vorsichtsmassnahmen zur Vermeidung oder zumindest Eindämmung von Datenverlusten vornimmt, bleibt ein bestimmtes Risiko immer bestehen. "Selbst wenn die Mitarbeiter jeden Morgen und Abend von Kopf bis Fuss untersucht werden würden, gäbe es immer eine Lücke", sagt Gianfranco Mautone, Leiter Forensic Services bei PricewaterhouseCoopers (PWC). So habe insbesondere der Fall der liechtensteinischen LGT gezeigt, dass unter anderem für Kundelisten viel Geld geboten werde.
Arbonia Forster: Auf dem Weg aus den roten Zahlen
Für schwarze Zahlen reicht es dem von der Krise hart getroffenen Bauausrüster Arbonia Forster (AFG) in Arbon wohl nicht ganz. Aber das 2. Halbjahr 2009 sehe besser aus als das erste, sagte AFG-Finanzchef Felix Bodmer im Gespräch mit der "Handelszeitung". "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht." Deshalb ist es wahrscheinlich, dass AFG wenigstens beim Betriebsergebnis (Ebit) auf eine schwarze Null kommt, zumal keine grösseren Abschreiber mehr anstehen. Für 2010 gibt sich Bodmer vorsichtig zuversichtlich. "Die Bausparten - also Heiztechnik und Sanitär, Küchen und Kühlen, Fenster und Türen - haben sich in unseren Hauptmärkten Schweiz und Deutschland ganz gut gehalten." Weil das Geschäft zu zwei Dritteln vom Renovationsmarkt abhänge, könne der erwartete Rückgang bei den Neubauaktivitäten wohl verkraftet werden. Zudem lässt Bodmer anklingen, dass die Bausparten mit Partnern zusammenspannen könnten.
Axpo: CEO Heinz Karrer attackiert Konkurrentin Alpiq
Der Kampf unter den Stromkonzernen Axpo (Beznau) und Alpiq (Gösgen) um die Standorte für neue Atomkraftwerke wird mit zunehmend härteren Bandagen geführt. "Wir erhalten von Alpiq unterschiedliche Signale. Ich bedaure extrem, dass wir noch immer keine Einigung haben in der Branche", sagt Axpo-CEO Heinz Karrer im Interview mit der "Handelszeitung". Die Branche rechnet mit zwei neuen Werken, aber drei Standorte möchten zum Zug kommen. Karrer plant zusammen mit BKW (Mühleberg) und gegen den Willen von Konkurrentin Alpiq die beiden Atomkraftwerke in Beznau und Mühleberg zu ersetzen, während Alpiq-CEO Giovanni Leonardi an Gösgen festhält. Kommt in der Branche kein Konsens zustande, wird die Politik entscheiden. Dann könnte laut Karrer der Eindruck entstehen, "es gehe nur um Geld und Einfluss". Das möchte er verhindern: "Ich hoffe weiter auf eine Brancheneinigung." Nun versucht er, einen Keil zwischen die einzelnen Exponenten der Alpiq zu treiben: "Mich irritiert die Aussage von Herrn Leonardi. Hans Schweickardt, der Verwaltungsratspräsident der Alpiq, sagt seit längerer Zeit ganz klar, er wolle eine Lösung durch die Branche. Christian Wanner, Regierungsrat und Finanzdirektor des Kantons Solothurn, sagte vor zwei Monaten dasselbe. Ich kann die Aussage von Herrn Leonardi deshalb nicht einordnen. Und ich kann auch nicht beurteilen, wer und welche Haltung sich bei der Alpiq am Schluss durchsetzen wird."
UBS-Chefökonom Andreas Höfert: "Wir sind positiv für die Schweiz"
Andreas Höfert, der neue Chefökonom der UBS, ist zuversichtlich für 2010: In der Schweiz erwartet er ein Wirtschaftswachstum von bis zu 2%. "Diesmal ist die Schweiz eines der Länder, die am wenigsten von der Krise betroffen wurden", sagt Höfert im Interview mit der "Handelszeitung". Durchwegs hohes Wachstum erwartet der UBS-Experte von Schwellenländern wie China oder Brasilien. Sorgen machen Höfert dagegen die hohe Staatsverschuldung und die gigantische Aufgabe der Notenbanken, überschüssige Liquidität aus dem Finanzsystem zu pumpen. Höfert: "Gelingt einem etwas Neues gleich beim ersten Mal? Eher selten." Der Ökonom geht davon aus, dass die Europäische Zentralbank bereits im 1. Halbjahr 2010 die Zinsen erhöhe; die Schweizerische Nationalbank werde etwas verspätet folgen.
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