Standort-Check Schweiz: Leichter Aufwärtstrend bei Wachstum und Beschäftigung
Gütersloh (ots)
Bertelsmann Stiftung: Organisation des Schweizer Arbeitsmarktes vorbildlich
Die Schweiz befindet sich in Sachen Wachstum und Beschäftigung in leichtem Aufwind. Zu dieser Einschätzung kommt die Bertelsmann Stiftung in ihrem aktuellen "Standort-Check Schweiz". Seit Herbst 2004 konnte sich die Eidgenossenschaft im Erfolgsvergleich der 21 wichtigsten Industrieländer um drei Ränge auf den neunten Platz verbessern. Insbesondere die Situation auf dem schweizerischen Arbeitsmarkt stellt sich positiv dar: Trotz eines mit 0,4 Prozent eher mäßigen Zuwachses der Erwerbstätigenzahl wird die Arbeitslosenquote im Jahr 2006 (nach Angaben der OECD) mit 4,5 Prozent noch immer weit unter dem Durchschnitt der untersuchten Nationen (6,3 Prozent) liegen.
Zudem profitiert die Schweiz nach wie vor von ihrer hohen Wirtschaftskraft. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf beträgt mittlerweile 37.600 EUR, nur in Irland, Norwegen und den USA ist das Pro-Kopf-Einkommen höher. "Dieser Einkommensvorsprung schrumpft jedoch aufgrund des seit einigen Jahren eher mageren Wachstums. Setzt sich dieser Trend fort, so werden Länder wie Österreich oder Großbritannien in wenigen Jahren ein höheres Pro-Kopf-Einkommen erzielen", sagte Projektleiter Dr. Thorsten Hellmann von der Bertelsmann Stiftung.
Ausschlaggebend für die insgesamt positive Entwicklung ist nach Auffassung der Bertelsmann Stiftung insbesondere die vorbildliche Organisation des Schweizer Arbeitsmarktes. "Die intensive Arbeitsvermittlung durch staatliche und private Organisationen, die konsequente Umsetzung des Workfare-Konzeptes sowie die Loslösung der Krankheitskosten von den Arbeitskosten tragen dazu bei, dass in der Schweiz im Jahr 2005 86,4 Prozent der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter arbeiteten bzw. Arbeit suchten. Nirgendwo sonst ist dieser Wert so hoch", sagte Hellmann.
Kritisch sehen die Ökonomen der Bertelsmann Stiftung dagegen die in den letzten 15 Jahren deutlich angewachsene Verschuldung der öffentlichen Hand sowie die mangelnde Offenheit mancher Schweizer Märkte. "Insbesondere auf dem Gas- und Elektrizitätsmarkt fehlt es an Konkurrenz durch ausländische Firmen", kritisiert Hellmann. Auch die Agrarwirtschaft werde weiter durch Subventionen und Marktzutrittsbarrieren geschützt, was die Lebensmittelpreise für Verbraucher in die Höhe treibt. "Die Schweiz sollte auf ihren Märkten mehr Wettbewerb zulassen. So kann sich die notwendige Dynamik entfalten, die das Land wieder auf einen nachhaltigen Wachstumspfad führt", empfiehlt Hellmann. Neben der Liberalisierung der Gütermärkte raten die Experten der Bertelsmann Stiftung, auch in der Krankenversicherung mehr Wettbewerbselemente zuzulassen, um Effizienzreserven zu mobilisieren und dem steigenden Kostendruck entgegenzuwirken.
Der Standort-Check Schweiz schreibt die Ergebnisse des im Herbst 2004 von der Bertelsmann Stiftung veröffentlichten Internationalen Standort-Ranking für die Eidgenossenschaft fort.
Das Internationale Standort-Ranking gibt anhand zweier Indizes Auskunft über Entwicklungen in den Bereichen Arbeitsmarkt und Wachstum in 21 Industrienationen sowie über die spezifischen Maßnahmen, die die Länder zur Beeinflussung dieser Zielgrößen ergreifen. Der Standort-Check wird regelmäßig aktualisiert und prüft, ob die Schweiz bei den wesentlichen Erfolgs- und Aktivitätsfaktoren Fortschritte gemacht hat oder zurückgefallen ist.
Über die Bertelsmann Stiftung:
Die Bertelsmann Stiftung versteht sich als Förderin des Wandels für eine zukunftsfähige Gesellschaft. Sie will Reformen in den Bereichen Bildung, Wirtschaft und Soziales, Gesundheit sowie Internationale Verständigung voranbringen. Die 1977 von Reinhard Mohn gegründete, gemeinnützige Einrichtung hält die Mehrheit der Kapitalanteile der Bertelsmann AG. In ihrer Projektarbeit ist die Stiftung unabhängig vom Unternehmen und parteipolitisch neutral.
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