Fürstlich Liechtensteinische Kabinettskanzlei
Staatsfeiertagsrede 2006
Vaduz (ots)
Erbprinz Alois von Liechtenstein hat anlässlich des Staatsfeiertages die Reformbereitschaft der Politiker, Wirtschaftsvertreter und Bürger gewürdigt. "Allerdings sollte es nicht nur bei der Diskussion der Reformen bleiben. Wir müssen sie auch umsetzen.", so der Erbprinz in seiner Staatsfeiertagsrede am Dienstag. Priorität hat aus seiner Sicht die Bildungsreform.
Der Erbprinz erinnerte daran, dass bereits Anfang 2009 die nächsten Wahlen stattfinden. "Es bleibt nicht sehr viel Zeit, wenn wir noch die eine oder andere grundlegende Reform in dieser Legislaturperiode erreichen oder zumindest erste Schritte einleiten wollen." Daher sei jetzt der Zeitpunkt gekommen, zur Unterstützung eines konkreten Projektes aufzurufen, "das - wenn richtig angepackt - im Bereich der Bildung der Beginn einer grundlegenden Reform sein könnte".
Mit der Einführung von Profilschulen könnte ein grosser und wichtiger Schritt zur Reform des liechtensteinischen Bildungssystems getan werden. Damit dieses von Regierung und Schulamt gestartete Projekt den gewünschten Erfolg erzielt, ist für Erbprinz Alois insbe¬sondere Folgendes notwendig:
- "Zunächst wird es wichtig sein, dass die Profile der Schulen nicht zentral vom Schulamt vor¬gegeben, sondern von den Schulen selbst erarbeitet werden. Nur so kann erreicht werden, dass die Profile in den einzelnen Schulen von den Lehrkräften aus eigener Motivation heraus getragen, ständig verbessert und weiter entwickelt wer¬den. - Damit die Schulen ihre Profile selbst entwickeln können, brauchen sie ausrei¬chende Freiräume. Dazu wird eine Änderung der Rahmenbedingungen für die Schulen unumgänglich sein, weg von einer zentralen Lenkung und hin zu einer dezentralen Ordnung, in der das Schulamt nur noch einen Kern als Pflicht¬programm vorgibt, der von den Schulen zu erfüllen ist. Ansonsten müssen die Schulen frei sein, den Unterricht so zu gestalten, wie es ihrem jeweiligen Profil ent¬spricht. Erst durch diese Gestaltungsmöglichkeiten kann bei den Lehrkräften die Motivation entstehen, die bei den Schülerinnen und Schülern jene Begeisterung, Wissbegierde und Lernbereitschaft auslöst, die für den Lernerfolg so wichtig sind. - Eine Änderung der Rahmenbedingungen bedeutet aber nicht, dass die Schulen tun und lassen können, was ihnen beliebt. Die Schulen werden mit ihren unterschiedlichen Profilen untereinander in Konkurrenz treten und sich anstrengen, damit sie für die Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern attraktiv sind."
"Auch auf das Schulamt kommen", so Erbprinz Alois weiter, "neue Aufgaben zu. Es wird sicher¬zustellen haben, dass die Schulen ihre neuen Rahmenbedingungen nicht missbrauchen. Dazu wird es den Schulen ein Mindestmass an Berichterstattung vorschreiben und deren Richtigkeit überprüfen. Damit Profilschulen funktionieren können, ist es notwendig, dass wir unser heutiges auf Quoten basierendes Zuweisungssystem abschaffen. In Zukunft werden die Schulen selbst bestimmen, nach welchen Kriterien sie ihre Schülerinnen und Schüler aufnehmen. Andernfalls können sie schwerlich für ihr Profil verantwortlich sein. Damit aber weiterhin alle eine passende Schule in ihrer Nähe besuchen können, wird das Schul¬amt notfalls Schülerinnen und Schüler einer Schule zuteilen oder Schulen eine gewisse Anzahl von Schülerinnen und Schülern aus der Umgebung vorschreiben. Das Abschaffen des Zuweisungssystems bedingt weiters, dass das Schulamt zuhanden von Regierung und Landtag ein neues Finanzierungssystem für die Schulen entwirft, das sicherstellt, dass die Finanzmittel den Schülerströmen folgen.
Die Umgestaltung unseres Schulsystems in die aufgezeigte Richtung wird wohl nicht von heute auf morgen erfolgen können. Die Regierung und das Schulamt haben eine erste, wichtige Massnahme zur Verbesserung unseres Bildungssystems getroffen, indem sie das Projekt Profilschulen gestartet haben. Dieses Projekt wird nur Erfolg haben, wenn wir alle die Reformbemühungen unterstützen: die Vertreter der Politik, der Verwaltung und der Wirt¬schaft und nicht zuletzt diejenigen, die die Vorteile einer solchen Reform am direktesten erleben: Lehrkräfte, Eltern, Schülerinnen und Schüler."
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