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Vom Mond gefallen, Kommentar zum Quartalsergebnis von Facebook, von Sebastian Schmid.

Frankfurt (ots)

Die jüngsten Zahlen des Börsenkandidaten Facebook haben die US-Finanzmarktgemeinde an der Wall Street geschockt. Das soziale Netzwerk, dessen Going Public Investoren und Investmentbanken seit langem gleichermaßen entgegenfiebern, hat im ersten Quartal überraschend weniger verdient. Zudem erlahmt das Umsatzwachstum des Konzerns von CEO Mark Zuckerberg zusehends. Gerade noch 45% Erlösplus gab es im ersten Quartal zu bestaunen. Ein Jahr zuvor hatte der Konzern seinen Umsatz noch mehr als verdoppelt.

Wäre da nicht der Erfolg des Online-Spieleanbieters Zynga, dem Facebook das Gros seiner nicht werbebezogenen Erlöse verdankt, hätte es indes noch düsterer ausgesehen: Der Werbeumsatz kletterte in den Monaten Januar bis März gerade noch um 37%. Für die meisten Unternehmen mag das vor ihrem Börsengang ein ausreichend steiles Wachstum sein. Für ein Internetunternehmen, das maximal den 25-fachen Vorjahresumsatz als Bewertung anpeilt, ist es indes klar zu wenig. Nur zum Vergleich: Google wuchs bis zu seinem Börsengang 2004 prozentual dreistellig. Trotzdem wurde dem Internetkonzern damals nur ein Erlösvielfaches von 18 zugebilligt.

Für die Investoren muss der schwache Auftritt kurz vor dem IPO indes nicht von Nachteil sein. Eventuell können so einige bis auf den Mond geschossene Erwartungen der Facebook-Gründer und Venture-Investoren zurück auf die Erde geholt werden. Bewertungen von 75 Mrd. bis 100 Mrd. Dollar sind auf der aktualisierten Zahlenbasis jedenfalls bar jeder Grundlage - selbst in der an inflationären Bewertungen nicht gerade armen Internetbranche.

Allerdings sind auch Zweifel angebracht, ob die Facebook-Anhänger noch einen Bezug zu Werthaltigkeit und Bewertung haben. Die Verteidigungslinie steht jedenfalls. Der sequenzielle Erlösrückgang sei saisonal völlig normal. Das gesunkene Wachstumstempo sei angesichts der Größe des Unternehmens erwartbar gewesen, geben einige Analysten schnelle Absolution. Aber ist dies wirklich so?

Die Investoren sollten sich vor Augen führen, dass Facebook - angeblich ein Wachstumswert mit enormem Potenzial - zuletzt langsamer expandierte als Apple, der nach Börsenwert schwerste Konzern der Welt. Facebook ist zwar ohne Frage ein solide wachsendes Unternehmen, das Gewinne erzielt. Für Mondbewertungen, wie sie seit Monaten durch die Märkte geistern, bietet die Entwicklung der Gesellschaft indes nicht mehr das nötige Fundament.

(Börsen-Zeitung, 25.4.2012)

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