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Großoperation, Kommentar zur Übernahmeofferte von Fresenius für die Rhön-Klinikum AG, von Sabine Wadewitz.

Frankfurt (ots)

Die strategische Logik ist berückend. Auf einen Schlag verdoppelt der Healthcare-Konzern Fresenius mit Übernahme des Rhön-Klinikums seinen Marktanteil im deutschen Krankenhausgeschäft. Statt in harzigen Privatisierungen mühsam in kleinen Schritten die Position auszubauen, kann das Unternehmen über Nacht einen Megasprung nach vorne machen.

Der Coup kommt überraschend, auch wenn Rhön lange im Visier von Fresenius gewesen ist. Schon als die Bad Homburger sich 2005 mit der Übernahme der Helios-Kliniken in führende Position hievten, soll der Blick auf den Bad Neustadter Pionier im privaten Krankenhausgeschäft gefallen sein. Der Gründer, langjährige Chef und Großaktionär, Eugen Münch, wollte sich damals aber noch nicht trennen. Neue Herausforderungen im Markt haben den Pionier nun offenbar zum Umdenken bewogen.

Die Offerte trifft Rhön in einer Position der Schwäche, jedenfalls was die Marktbewertung angeht. Zwar ist Rhön im operativen Geschäft renditestark und in den Margen mit der Fresenius-Krankenhaustochter Helios auf Augenhöhe. Im Aktienkurs hat sich dies in den vergangenen Jahren allerdings nicht niedergeschlagen. Die Investoren wurden vor drei Jahren vergrätzt durch eine großvolumige Kapitalerhöhung, die dann erklärungsbedürftig blieb, nachdem die vom Management immer wieder angekündigten Akquisitionen ausblieben. Erst jüngst konnte Rhön mit dem Zuschlag für den Maximalversorger Horst-Schmidt-Kliniken wieder einen größeren Übernahmeerfolg verbuchen. Überdies muss sich Rhön ein Kommunikationsdesaster bescheinigen lassen im Zusammenhang mit Querelen um Kostensenkungen in den Unikliniken Gießen-Marburg. Das ehemalige Prestigeobjekt der ersten Privatisierung einer Uniklinik hat das Image der ganzen Branche ramponiert.

Für Fresenius ist Rhön kein kleiner Brocken, zumal der Konzern jüngst noch andere Deals auf den Weg gebracht hat. So kann das Unternehmen diesmal nicht allein mit Fremdkapital finanzieren, was den Anteil des Ankeraktionärs, der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung, verwässern wird. Nicht ausgeschlossen ist, dass ein konkurrierender Bieter auftritt, wenngleich Finanzinvestoren mangels Synergiepotenzials angesichts der Bewertung Abstand halten werden und es auch für große Wettbewerber schwierig wird, einen höheren Preis zu rechtfertigen. Knackpunkt dürfte allerdings die äußerst hohe Mindestannahmeschwelle von 90% für das Angebot werden. Diese ist sicher ambitioniert.

(Börsen-Zeitung, 27.4.2012)

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