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Kunststoff Verband Schweiz (KVS/ASP)

Kunststoff Verband Schweiz (KVS): Wie die CVP und Nationalrat Dominique de Buman sich irren - Kunststofftragtaschen sind ökologischer

Aarau (ots)

Eine bisher unveröffentlichte Studie der EMPA zeigt:
Unter ökologischen Gesichtspunkten schneiden Kunststofftragtaschen
sehr gut ab. Die Schweizer Produzenten von Kunststoffbeuteln und
-tragtaschen wehren sich gegen das von CVP-Nationalrat Dominique de
Buman geforderte Verbot von Plastikbeuteln. Sie zeigen auf, wo die
CVP irrt. Auch der Bundesrat und das Bundesamt für Umwelt urteilen:
ein Verbot von Kunststoffsäcken wäre "nicht verhältnismässig".
Sollen kostenlos abgegebene Kunststoffbeutel aus Polyethylen in
der Schweiz verboten werden? Das fordert CVP-Nationalrat Dominique de
Buman in einem parlamentarischen Vorstoss, der demnächst im
Nationalrat diskutiert werden soll. Der Kunststoff Verband Schweiz
(KVS) reagiert nun auf dessen Forderung, auch die Schweiz solle
"diesen kleinen Schritt zugunsten der Umwelt und für einen
nachhaltigeren Umgang mit den Rohstoffen" tun. Dr. Ernesto Engel,
Geschäftsführer des KVS kritisiert de Bumans Forderung als falschen
Ansatz und "unsinniges Vorhaben". Zumal die Polyethylen-Beutel einen
Wert darstellen, der sich auch in der Wiederverwertung bewähre.
De Buman nimmt zwar mit seinem Vorstoss gegen "nicht wieder
verwendbare und nicht rezyklierbare Plastiksäcke" vor allem jene
Beutel ins Visier, welche in den Läden zum Abfüllen von Gemüse und
Früchten, aber auch an der Kasse zur Verfügung gestellt werden. "Zum
Abwägen von Früchten und Gemüsen gibt es keine sinnvolle
Alternative", stellt KVS-Geschäftsführer Engel klar. "Alle
Ökobilanzen zeigen, dass diese Beutel die beste Lösung darstellen.
Und an der Kasse werden für dreissig Rappen auch stabile
Kunststofftragtaschen angeboten. Die dreissig Rappen spiegeln den
Wert des Produktes wider. Das lädt zur mehrfachen Verwendung ein".
Engel ist jedoch nicht erstaunt über die aktuelle Forderung des
jurassischen Parlaments, die Regierung solle "Massnahmen" gegen
sämtliche Polyethylen-Beutel ergreifen. Er sieht es wie der
jurassische Umweltminister Laurent Schaffter, der ein solches
Anliegen als "nicht realisierbar" ablehnt. "Damit würde ein Konsumgut
verboten. Das ist ausserordentlich heikel", sagt Engel.
Fehler im CVP-Vorstoss
De Buman fordert dennoch ein Verbot. Er führt an, zahlreiche
Länder hätten zumindest die dünnen Plastiksäcke bereits verboten,
weil diese "im Grünen oder in einem See landen" und in Deponien oder
durch Littering (das wilde Deponieren von Abfällen) die Umwelt
verschmutzten. In vielen Ländern sei bereits ein Verbot in Kraft, so
etwa in China, Kenia, Rwanda oder Australien und Frankreich. Zudem
entweiche beim Verbrennen von Polyethylenbeuteln Dioxin.
Engel korrigiert auch dies: "Der Fribourger Nationalrat liegt
falsch", sagt er. "Polyethylenbeutel enthalten kein Dioxin. Zudem
stützt sich die Forderung nach einem Verbot von Polyethylenbeuteln
auf die Situation in den betreffenden Ländern. Dort wird der Abfall
auf offenen Deponien entsorgt. Beim Verrotten entstehen
Treibhausgase, welche eine um ein Mehrfaches schädlichere Wirkung
haben als CO2. Die Schweiz hingegen hat ein vorbildliches
Abfallentsorgungskonzept: Kunststoffabfälle werden zu 99 %
wiederverwertet. Und die in den Kunststoffen gespeicherten Energie
wird in unseren Kehrichtverbrennungsanlagen als Wärme zurück
gewonnen". Zu de Bumanns Argument, Polyethylensäcke verschärften das
Littering-Problem sagt Engel: "Wir lagern keinen Abfall in Deponien
und es gibt bei uns kein Littering-Problem, das mit einem Verbot von
Plastikbeuteln zu beheben wäre. Ein Verbot macht also gar keinen
Sinn".
Engel sagt, er sei gespannt, wie sich das Parlament demnächst zum
CVP-Vorstoss äussert, "der auf teilweise falschen Informationen
basierend ein Verbot fordert" Unter ökologischen Gesichtspunkten
schneide eine Kunststoff-Tragtasche nämlich sehr gut ab, sagt Engel.
EMPA: "Plastiktaschen sind ökologischer als Stofftaschen"
Diesen Schluss zieht erstmals auch die eidgenössische
Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA). Sie legt in ihrem
Magazin "EMPA-News" dar, Plastiktaschen seien "besser als ihr Ruf".
Das ist vor allem auf den hohen Energieaufwand bei der
Rohstoffproduktion zurück zu führen. Dies zeigte die EMPA 2008
erstmals auch in einer Studie auf. Die Forschungsanstalt folgert:
Sowohl Stoff- wie Papiertaschen würden "ökologisch gesehen erst
interessant, wenn man diese Tasche mehrfach einsetzt". Wer genauer
hinschaue, so die EMPA, könne unschwer feststellen: "Selbst die
10-fache Nutzung der Stofftasche zeigt noch keine bessere ökologische
Belastung als die Plastiktasche."
Regierung erteilt Verbot klare Absage
Die Antwort des Bundesrates auf Dominique de Bumans Forderung
fällt entsprechend deutlich aus: Es bestehe in der Schweiz bei
Polyethylen-Tragtaschen kein Littering-Problem (das wilde Deponieren
von Abfällen), und es könne deshalb auch nicht von einem Verlust von
kostbarer Energie gesprochen werden. Die Regierung folgert: "Damit
bestehen in der Schweiz keine ökologischen Gründe, die eine so
einschneidende Massnahme wie ein Verbot rechtfertigen würden". Auch
Hans-Peter Fahrni, Chef der Abteilung Abfall und Rohstoffe im
Bundesamt für Umwelt BAFU legte bereits im August 2008 dar, er
erachte einen so starken "staatlichen Eingriff" wie das Verbot als
"unverhältnismässig".
Enttäuschung über unsachliche Politik
Branchenvertreter wehren sich auch gegen die Behauptung,
biologisch abbaubare Beutel auf der Basis von pflanzlichen Rohstoffen
würden ökologisch besser abschneiden. Das sei völlig falsch, sagt
Bruno Egli, Verwaltungsrat Ilpack Werk in Mendrisio: "Es macht
derzeit keinen Sinn, Polyethylen-Beutel durch biologisch abbaubare
Beutel zu ersetzen". Reto Senn, Geschäftsführer der Folag
AG folgert: "Offenbar lässt sich das Thema unter dem Schlagwort
"Ökologie" politisch gut ausschlachten. Ich bin enttäuscht, dass
Politiker mit solchen unsachlichen Vorstössen die Wirtschaft
attackieren". Wer De Buman unterstütze, mache einen grossen Fehler.

Kontakt:

Dr. Ernesto Engel
Geschäftsführer Kunststoff Verband Schweiz (KVS)
Tel.: +41/62/834'00'60
Mobile: +41/79/215'28'64