Ärzte warnen vor Etikettenschwindel - Dachverband ruft zum Boykott von Schein-Hausarztmodellen auf
Un document
Zürich (ots)
- Hinweis: Eine Tabelle der Krankenkassen kann kostenlos im pdf-Format unter http://presseportal.ch/de/pm/100016812 heruntergeladen werden -
Hausarztmodelle und andere alternativen Versicherungsmodelle sind hoch im Kurs, um die Prämienlast der Grundversicherung zu senken. Der Dachverband der Schweizer Ärztenetzwerke, medswiss.net, warnt aber vor Schein-Hausarztmodellen und ruft zu deren Boykott auf.
Rund ein Drittel aller Krankenversicherten sind heute in einem alternativen Versicherungsmodell: Sie verpflichten sich, bei gesundheitlichen Problemen immer zuerst ihren Hausarzt, ein HMO-Zentrum oder ein medizinisches Call Center zu kontaktieren. Dadurch wird die Betreuung besser koordiniert und letztlich kostengünstiger. Im Gegenzug erhalten die Versicherten einen Prämienrabatt.
Wegbereiter dieser Versorgungsform sind Ärztenetzwerke: Das sind regionale Zusammenschlüsse von Ärztinnen und Ärzten, die sich für eine qualitativ hoch stehende, bedürfnisgerechte und massvolle Versorgung ihrer Patienten einsetzen. Dazu schliessen die Netze mit den Krankenkassen spezielle Verträge ab. Darin verpflichten sie sich zur permanenten Weiterbildung und Qualitätssicherung in den angeschlossenen Praxen.
Seit einigen Jahren gefährden immer mehr Krankenkassen diese sinnvolle und wünschbare Entwicklung, indem sie Schein-Hausarztmodelle anbieten: Die Kassen erstellen einseitig Ärztelisten, aus denen die Versicherten eine erste Ansprechperson wählen können. Meistens wissen die Ärzte gar nicht, dass sie auf solchen Listen stehen. «Zudem sind die Auswahlkriterien nicht transparent», stellt Jörg Fritschi, Präsident von medswiss.net, fest: «Ob qualitative Kriterien, wie sie für echte Hausarztmodelle gelten, berücksichtigt werden, ist fraglich.»
Zudem schliessen die Krankenkassen keine speziellen Verträge für diese Listen- oder Lightmodelle ab, wie sie meistens genannt werden. «Ohne Vertrag, der die Qualität und Koordination der Betreuung verbindlich regelt, sind die Modelle aber ein Etikettenschwindel und dienen primär dazu, <gute Risiken> anzuwerben», kritisiert Fritschi.
Deshalb ruft der Dachverband der Ärztenetzwerke dazu auf, solche Listenmodelle zu meiden. Einzelne Netze gehen noch einen Schritt weiter: Sie empfehlen ihren Ärzten, Patienten in solchen Modellen zu einem Wechsel der Krankenkasse zu bewegen oder nicht mehr zu behandeln.
Für die Versicherten bedeutet das: Wenn sie ein Hausarztmodell wählen möchten, sollten sie ausdrücklich ein Modell mit einem Ärztenetzwerk verlangen. Nur so ist gewährleistet, dass sie von dauerhafter Weiterbildung und Qualitätssicherung profitieren. Zudem sind die Prämienrabatte in diesen Netzmodellen bis zu 100 Prozent höher als in den Listen- oder Lightmodellen (siehe Tabelle).
Der Dachverband der Schweizer Ärztenetzemedswiss.net ist eine ärztlich geleitete, landesweite Interessengemeinschaft von Ärztenetzwerken, die sich im Interesse einer optimalen Patientenbetreuung mit medizinischen und ökonomischen Aspekten des Gesundheitswesens befassen und sich für einen haushälterischen Umgang mit den Ressourcen einsetzen. Die Kernaufgaben bestehen darin,- diese Ärztenetzwerke ihrerseits zu vernetzen,- die dafür erforderlichen Dienstleistungen, Informationen und Mittel zu beschaffen und den Ärztenetzwerken zur Verfügung zu stellen,- die Interessen der Ärztenetzwerke nach aussen zu kommunizieren.medswiss.net vertritt 46 Ärztenetze mit rund 2000 Ärztinnen und Ärzten.
Kontakt:
Dr. med. Jörg Fritschi
Präsident medswiss.net
Dachverband der Schweizer Ärztenetzwerke
Tel.: +41/41/320'10'55
E-Mail: j.fritschi@hin.ch