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Mädchen nennen Bildung als den am stärksten von COVID-19 betroffenen Lebensbereich

Mädchen nennen Bildung als den am stärksten von COVID-19 betroffenen Lebensbereich
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Zürich (ots)

Für fast alle Mädchen weltweit (95 Prozent) hat sich die COVID-19-Pandemie negativ ausgewirkt. Das berichten heranwachsende Mädchen und junge Frauen in einer globalen Studie der Kinderrechts- und Gleichstellungsorganisation Plan International. Ob sie nun aus Indien, den USA, Ecuador, Ägypten, Mosambik oder Frankreich kommen, die Pandemie beeinträchtigt ihr gesamtes Leben und am meisten ihre Bildung. Das hindert sie aber nicht daran, hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken.

7000 Mädchen und junge Frauen aus 14 Ländern hat Plan International im Rahmen der Studie "Halting Lives: The Impact of COVID-19 on Girls and Young Women" (Leben im Stillstand: Wie sich COVID-19 auf Mädchen und junge Frauen auswirkt) befragt. Der zweite Teil dieser Studie, "Halting Lives 2 - In Their Own Voice" (Leben im Stillstand 2: Mit ihrer eigenen Stimme), legt den Fokus auf die Erkenntnisse ausführlicher Interviews mit Mädchen und jungen Frauen zwischen 15 und 24 Jahren im Zeitraum von sechs Monaten. Die Studie zeigt, dass die Pandemie verschiedenste Aspekte ihres Lebens beeinflusst: Bildung, ihre Gesundheit, das Familieneinkommen und die Unsicherheit über ihre Zukunft. Doch die Mädchen zeigen sich resilient und entschlossen, ihre Ambitionen zu verfolgen.

Mädchen haben Angst, in der Schule zurückzufallen

  • 20 Millionen Mädchen im Sekundarschulalter könnten bis zum Ende der Krise aufgrund der Pandemie die Schule verlassen (Quelle: Malala Foundation).
  • "Als ich zur Schule ging, habe ich gelernt und war aktiv. Jetzt machen wir zu Hause nur noch Hausarbeit, und das wirkt sich auf unseren psychischen Zustand aus", sagt Tdesey, eine 16-jährige Äthiopierin.
  • "Am schwierigsten war es, alleine zu arbeiten... Die Situation muss verbessert werden, ich denke, sie brauchen wirklich mehr Personal... Sie [die Lehrpersonen] sind nur von 13:30 bis 15:00 Uhr erreichbar... Sie müssen sich der Situation anpassen", sagt Seny, eine 19-jährige Studentin aus Frankreich.
  • Schlechter Internetzugang, fehlendes Geld für mobile Daten, Mobiltelefone und andere Kosten im Zusammenhang mit dem Online-Lernen, Konzentrationsschwierigkeiten, Einsamkeit, Hausarbeit und fehlende Unterstützung durch das Lehrpersonal hindern die Mädchen daran, ihre Ausbildung im Fernstudium zu absolvieren.

Die Isolation belastet die psychische Gesundheit von Mädchen

  • 9 von 10 Mädchen und jungen Frauen geben an, dass sie seit Beginn der Pandemie ein hohes Mass an Angst erlebt haben, insbesondere während der psychologisch herausfordernden Lockdowns.
  • "Seit dem Beginn der COVID-19-Pandemie fühle ich eine Unruhe und Angst, vor allem vor der Übertragung des Virus", sagt Avani, eine 18-jährige Schülerin aus Indien.
  • Angst vor dem Virus, Isolation und die Omnipräsenz von COVID-19 in den Medien sind die von den Mädchen genannten Hauptursachen für emotionalen und psychischen Stress. Selbst bei denjenigen, die in die Schule zurückkehren konnten, hat die Erleichterung, wieder im Klassenzimmer zu sein, die Ängste nicht vollständig beseitigt.

Sexuelle Gewalt und Geschlechterungleichheit nehmen zu

  • Mit jedem Trimester Lockdown inkl. Schulschliessungen werden 15 Mio. mehr Fälle von geschlechtsspezifischer Gewalt erwartet (Quelle: Vereinte Nationen).
  • "Während dieser Zeit werden einige Mädchen einer Kinderheirat ausgesetzt, andere werden schwanger. [...] Für die Eltern ist es eine Belastung, eine Tochter zu Hause zu haben. Um sie loszuwerden, geben sie sie einem Mann", sagt Xiluva, eine 17-jährige Gymnasiastin in Mosambik.
  • Die Mädchen hoffen, dass eine schnelle Rückkehr zur Schule sie vor dem erhöhten Risiko von Kinderheirat, sexuellem Missbrauch, geschlechtsspezifischer Gewalt und früher Schwangerschaft schützt.

Einkommenseinbussen bereiten täglich Sorgen

  • Ein Drittel der befragten jungen Frauen sind arbeitslos und ihre Familien haben kein Einkommen.
  • "Meine ganze Familie hat während der Pandemie ihre Arbeit verloren [...] Eine Zeit lang konnte ich meine Familie ein wenig unterstützen, weil ich zwei Tage in der Woche gearbeitet und ein bisschen Geld verdient habe", Gaby, 17, in Ecuador.
  • In vielen Fällen haben die Hauptverdienenden ihren Arbeitsplatz verloren oder ihre Arbeitszeit wurde reduziert. Lebensmittel, Bildung und Grundbedürfnisse sind zu einer Quelle der Sorge und Spannung in der Familie geworden.

Gerüstet für die Zukunft

  • "Das Lernen wurde durch COVID-19 gestört. Die meisten meiner Freundinnen, die mit der Schule aufgehört haben, raten mir, das Gleiche zu tun. Aber ich bin entschlossen, weiterzumachen, damit ich in Zukunft ein besseres Leben haben kann", sagt Audre, 16, in Sambia.
  • Trotz der grossen Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind, bleiben die Mädchen und jungen Frauen entschlossen, ihre Träume zu verfolgen und zeigen eine starke Resilienz. Viele der Teilnehmerinnen hatten das Gefühl, aus den Erfahrungen des letzten Jahres gelernt zu haben und haben Strategien zur Erhaltung ihrer psychischen Gesundheit entwickelt - z.B. Sport und Meditation.

Plan International Schweiz ruft die Regierungen und die internationale Gemeinschaft dazu auf,

  • die Kontinuität des Lernens während Schulschliessungen zu priorisieren und in Fernunterrichtsmethoden zu investieren.
  • eine sichere Rückkehr in die Schule für alle Schüler*innen zu ermöglichen und das erhöhte Risiko für Mädchen, die Schule dauerhaft zu verlassen, zu berücksichtigen.
  • die Auswirkungen der Pandemie auf die psychische Gesundheit, insbesondere von Mädchen und jungen Frauen, anzuerkennen und die psychologischen Unterstützungsangebote zu verbessern.
  • geschlechtsspezifische Gewalt und Kinderheirat zu bekämpfen und Überlebende sexueller Gewalt auch während der Pandemie zu schützen
  • sicherzustellen, dass die Familien über ein angemessenes Einkommen verfügen und Zugang zu den Grundbedürfnissen haben, einschliesslich Lebensmittel und lebenswichtiger Medikamente.
  • die Erwerbstätigkeit und das Unternehmertum für Mädchen und junge Frauen weiter zu fördern.
  • für einen gleichberechtigten Zugang und Verfügbarkeit von sicheren und wirksamen COVID-19-Impfstoffen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu sorgen.

So unterstützt Plan International Kinder, Jugendliche und insbesondere Mädchen während der Pandemie:

  • Gleichberechtigter Zugang zu Bildung: In Indonesien alleine unterstützte Plan International 28.000 Mädchen und Jungen beim Lernen zu Hause, zum Beispiel mit der Verteilung von Schulkits inkl. Büchern und Schreibutensilien, Menstruationskits und Brettspielen. In Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium schulte Plan International Lehrpersonal für das Unterrichten über Video und Radio.
  • Psychosoziale Unterstützung: Plan International hat die bestehende Arbeit mit Partnerorganisationen intensiviert, um Online-Beratungsstellen und gebührenfreie Helplines zur Meldung von Missbrauch oder für Informationen über das Virus für Kinder einzurichten oder zu stärken.
  • Förderung der Partizipation von Kindern und Jugendlichen: In Togo hat Plan International beispielsweise Aktivitäten von 22 Kinder- und Jugendorganisationen zur Bekämpfung des Virus finanziert. So erreichten von Kindern und Jugendlichen produzierte digitale Kampagnen 100.000 Menschen.
  • Sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte: Plan International hat digitale Möglichkeiten und Hilfsmittel entwickelt und verstärkt eingesetzt, um junge Menschen über sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte zu informieren. In Simbabwe arbeitete Plan International mit dem Ministerium für Gesundheit und Kinderfürsorge zusammen, um sexuelle und reproduktive Gesundheitsdienste für heranwachsende Mädchen und junge Menschen durch mobile Kliniken anzubieten.

HINWEISE FÜR DIE REDAKTION

  • Halting Lives 2 verwendete qualitative Forschungsmethoden und führte dreimal über einen Zeitraum von sechs Monaten halbstrukturierte Interviews in 14 Ländern durch: Australien, Brasilien, Ecuador, Ägypten, Äthiopien, Frankreich, Ghana, Indien, Mosambik, Nicaragua, Spanien, USA, Vietnam und Sambia. Halting Lives 2 ist Teil einer Studie, welche die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf Mädchen und junge Frauen über das letzte Jahr hinweg verfolgt, einschliesslich einer Befragung von mehr als 7.000 Mädchen in 14 Ländern.
  • Insgesamt gab es 71 Studienteilnehmerinnen, alle weiblich und zwischen 15 und 24 Jahre alt, sowie Beteiligte an Programmen von Plan International.

Plan International Schweiz ist eine unabhängige Non-Profit Organisation, die sich für die Gleichstellung der Geschlechter und Kinderrechte in verschiedenen Teilen der Welt einsetzt.

Plan International Schweiz ist Teil der globalen Entwicklungsorganisation Plan International. Plan International blickt auf 80 Jahre Erfahrung in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen, Familien und Gemeinschaften auf der ganzen Welt zurück und ist in über 75 Ländern aktiv. Die Organisation legt einen besonderen Fokus auf die Rechte von Mädchen und jungen Frauen. Dabei hinterfragt Plan International soziale Normen und Einstellungen, um für heranwachsende Mädchen und junge Erwachsene einen transformativen Wandel herbeizuführen. Die Organisation nimmt Einfluss auf die Politik und entwickelt Programme, die Bildung, soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Chancen für Mädchen fördern.

Dank ihrer Lobbyarbeit erreichte Plan International 2012, dass die UNO den 11. Oktober zum ersten Internationalen Mädchentag erklärt hat.

Pressekontakt:

Für weitere Informationen und Interviewanfragen (Montag bis Donnerstag):
Michèle Jöhr, Kommunikationsspezialistin Plan International Schweiz, T +41 44 288 90 54, michele.joehr@plan.ch

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