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Bain-Studie "Zukunftsmarkt LKW-Vermietung": LKW-Hersteller erobern den Mietmarkt

München (ots)

- Markt für schwere Miet-LKW wächst nach der Krise kräftig
   - Geschwächte Vermieter können Marktwachstum nicht aufnehmen
   - Hersteller nutzen die Chance, dieses strategisch wichtige Feld 
     zu besetzen
   - Neben klaren Chancen birgt der Vermietungsmarkt auch neue 
     Risiken
Die Wirtschaftskrise hat bei den Speditionen zu einer 
Flexibilisierung der Flotte durch einen höheren Mietanteil geführt. 
Dies wird den Vermietmarkt für LKW in Deutschland wie auch in vielen 
anderen europäischen Ländern nachhaltig stärken. Gleichzeitig 
befinden sich die herstellerunabhängigen LKW-Vermieter nach der Krise
in einer Schwächephase. Die LKW-Hersteller nutzen die Situation, um 
dieses strategisch wichtige und ertragsstarke Geschäft zu erobern.
Der Absatz schwerer LKW unterliegt von je her starken 
konjunkturellen Schwankungen. 2009 reduzierte er sich von 102.000 auf
61.000 Einheiten. Das Kraftfahrtbundesamt verzeichnete über 60.000 
Abmeldungen bei mautpflichtigen LKW in den ersten neun Monaten des 
Jahres 2009. Einige LKW-Vermieter konnten weniger als die Hälfte 
ihres Fuhrparks vermieten, was zu einer Serie von Insolvenzen und 
Beinahe-Insolvenzen gerade bei kleinen und mittelständischen 
Unternehmen führte. Die überlebenden Firmen haben ihre Flotten fast 
ausnahmslos um zehn bis 50 Prozent verringert.
In der Jahresmitte 2010 führte der Aufschwung zu einem Boom bei 
der Vermietung schwerer LKW. Denn die Speditionen zögern angesichts 
oft kürzer laufender Transportverträge und verhaltener 
Konjunkturprognosen noch bei der Anschaffung neuer LKW. Sie 
bevorzugen den zwar absolut gesehen teureren, dafür aber flexibleren 
und weniger kapitalintensiven Weg der Miete. Die Folge ist, dass 
derzeit kaum noch unvermietete Einheiten auf dem Markt zu haben sind 
und Vermieter eine zunehmend wichtige Kundengruppe für die 
LKW-Hersteller werden. Gleichzeitig nutzen die LKW-Hersteller den 
Boom, um eigene, markenexklusive Vermietungen aus- und aufzubauen.
Die Vermietung hat in Deutschland und in vielen anderen 
europäischen Ländern noch großes Wachstumspotenzial: Während in 
Großbritannien und Skandinavien zwischen 25 und 30 Prozent aller neu 
zugelassenen schweren LKW vermietet werden, waren es in Deutschland 
bis zum Jahr 2006 nur vier bis fünf Prozent. Im letzten Jahr stieg 
dieser Anteil bereits auf sieben Prozent und wächst weiter. "Unserer 
Analyse zufolge werden bereits 2013 zehn Prozent aller neuen LKW in 
die Miete gehen", sagt Dr. Jörg Gnamm, Partner und 
Nutzfahrzeug-Experte bei Bain & Company. "Und innerhalb von zehn 
Jahren könnte der Mietanteil dauerhaft auf bis zu 20 Prozent 
steigen." Welches Potenzial die Miete hat, zeigt der US-Markt, in dem
rund die Hälfte aller neu zugelassenen schweren LKW Mietfahrzeuge 
sind. "Das Vermietgeschäft bietet die Chance, unseren Kunden ein noch
breiteres und flexibleres Angebot zur Steigerung ihrer 
Transporteffizienz zur Verfügung zu stellen und sie über längere 
Zeiträume zu begleiten. So wird es künftig an jedem MAN Truck & Bus 
Center auch einen MAN-Rental-Stützpunkt geben", sagt Dr. Frank 
Hiller, Vorstand Marketing, Sales und Services der MAN Nutzfahrzeuge 
AG.
Strategisch wichtiger Markt für LKW-Hersteller
Europaweit ist der LKW-Mietmarkt derzeit überwiegend in der Hand 
herstellerunabhängiger Vermieter, die meist mehrere LKW- und 
Trailer-Marken anbieten. In Deutschland sind vor allem 
herstellereigene Vermieter stark, die hierzulande rund 30 Prozent des
Mietmarkts abdecken. Mercedes-Benz bietet über die Tochter CharterWay
bereits seit 1992 Miet-LKW an und auch Volvo Financial Services ist 
langjährig in der Vermietung aktiv. 2007 etablierte sich DAF mit der 
Übernahme des Truck Center Hauser durch seinen Finanzarm PacLease. Im
darauffolgenden Jahr wurden ScanRent und MAN Rental gegründet. 2009 
übernahm MAN zudem die Mehrheit am Vermieter EURO-Leasing und belegte
aus dem Stand Platz zwei in der Kundenwertung, nur knapp hinter 
CharterWay. Im Juli 2010 startete Renault unter dem Label Renault 
Trucks Rent & Drive eine Mietkooperation mit einem großen Händler. 
Somit ist nur noch IVECO ohne eigenen deutschen Vermietarm.
"Die europäischen Hersteller haben in den vergangenen Jahren 
erkannt, dass sie in das Vermietgeschäft einsteigen müssen", sagt 
Bain-Experte Gnamm. "Das derzeitige und noch zu erwartende Wachstum 
des Mietmarkts bietet ihnen eine gute Gelegenheit, dieses Geschäft 
profitabel und ohne Anlaufverluste auszubauen."
Für den Einstieg der LKW-Hersteller in den wachsenden Mietmarkt 
gibt es eine Reihe von Gründen mit hoher strategischer Bedeutung:
Bindung des Kundenstamms: Wächst der Mietmarkt wie von Bain & 
Company prognostiziert bis 2013 auf zehn Prozent des Neuwagenmarkts, 
läuft ein Hersteller ohne attraktive Mietangebote Gefahr, bis zu zehn
Prozent seines Kundenstamms zu verlieren. Die Mehrheit dieser Kunden 
kann erhalten werden, wenn eigene attraktive Mietangebote vorhanden 
sind. Etwa zwei Prozent der Kunden wechseln auch dann zu einer 
anderen Marke. Ein eigenes Mietangebot erlaubt aber auch, abwandernde
Kunden vom Wettbewerb zu gewinnen.
Ausschöpfen zusätzlicher Ertragspotenziale: Miet-LKW verlängern 
die Wertschöpfungskette der LKW-Hersteller erheblich, indem sie 
zusätzliche Erträge schaffen - nicht nur bei Mieteinnahmen, Wartung 
und Ersatzteilen, sondern auch bei Dienstleistungen wie 
Reifenservice, Mautabrechnung, Telematik-Mehrwertdiensten wie der 
laufenden Überwachung und Dokumentation von Transporten sowie dem 
anschließenden Gebrauchtfahrzeuggeschäft.
Sicherung der Werkstattauslastung: Da die herstellereigenen 
Miet-LKW ausschließlich in Vertragswerkstätten gewartet und mit 
herstellereigenen Ersatzteilen ausgestattet werden, wird durch das 
Vermietgeschäft die Auslastung des markeneigenen Servicenetzes 
gestärkt. Das kurbelt zugleich das für den Gesamtertrag der Marke 
wichtige Aftersales-Geschäft mit Ersatzteilen an.
Erschließung neuer Märkte: Für Hersteller kann die Vermietung von 
LKW zudem ein Mittel sein, um bisher schwach oder noch gar nicht 
penetrierte Länder zu erschließen. In vielen Märkten gibt es noch 
Potenziale für einen höheren Mietanteil, die dazu genutzt werden 
können, Kunden mit der eigenen Marke vertraut zu machen.
Vermietungs-Risiken müssen kontrolliert werden
Durch den Einstieg in das Vermietgeschäft erhöhen LKW-Hersteller 
jedoch nicht nur ihre Ertragspotenziale, sondern auch das im Konzern 
gebundene Kapital erheblich. Dies lässt die operativen und zyklischen
Risiken steigen. Zum Ausgleich muss eine möglichst gute 
Auslastungsquote der Vermietflotte im laufenden Geschäft erreicht 
werden, um den operativen Cashflow zu optimieren.
"Hersteller erreichen in der Vermietung nur eine geringe 
Rentabilität des eingesetzten Kapitals, die mit durchschnittlich rund
drei Prozent deutlich unter der von herstellerunabhängigen Vermietern
liegt", sagt Bain-Berater Gnamm. Der Grund hierfür liegt in der 
ausschließlichen Nutzung der teuren Markenwerkstätten und 
Markenersatzteile sowie in vergleichsweise geringen Rabatten für die 
eigenen Vermiettöchter. "Systemweit wird diese geringere Rentabilität
jedoch durch zusätzliche Erträge im Neuwagengeschäft, in der Wartung,
bei Ersatzteilen und im anschließenden Gebrauchtwagengeschäft 
kompensiert", so Gnamm.
Durch die Vermietung steigen die mittelfristigen zyklischen 
Risiken von LKW-Herstellern. Die Nutzfahrzeugbranche ist traditionell
hohen Konjunkturschwankungen ausgesetzt. In konjunkturell schwachen 
Zeiten werden die Kunden ihre Mietfahrzeuge zuerst stilllegen - in 
der letzten Krise durchschnittlich 30 Prozent. Diese LKW können in 
Krisenzeiten zunächst weder verkauft noch neu vermietet werden, 
sondern sind vorübergehend brachliegendes Kapital. "Hersteller, die 
in nennenswerten Dimensionen ins Vermietgeschäft einsteigen, müssen 
deshalb eine adäquate Risikovorsorge betreiben", rät Bain-Partner 
Gnamm.

Pressekontakt:

Leila Kunstmann-Seik
Bain & Company Germany, Inc.
Karlsplatz 1, 80335 München
Tel: +49 (0)89 5123 1246, E-Mail: leila.kunstmann@bain.com

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