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"Es wird Generationen dauern, Syrien wiederaufzubauen."

Genf (ots)

10 Jahre nach Beginn des Konflikts dauern die Kämpfe in Syrien weiter an. Der Effort für den Wiederaufbau des Landes wird immens: die Vielfalt und das Ausmass der Explosivwaffen, die das Territorium verseuchen; die Infrastrukturen und Städte, die durch die kontinuierlichen Bombardierungen zerstört wurden; die vertriebene, verarmte und traumatisierte syrische Bevölkerung... Handicap International fordert die internationale Gemeinschaft auf, den verschiedenen humanitären Akteuren in Syrien die Mittel zum Handeln zu geben.

Zwischen Juli 2013 und Mai 2019 wurden in den Regionen Aleppo, Idlib und Latakia mindestens 113'100 Einsätze von Munitionssprengstoffen aus 30'425 Konflikthandlungen registriert.

"Die Kontamination in Syrien ist völlig beispiellos. Nach 10 Jahren Konflikt verseucht eine ganze Bandbreite explosiver Waffen den Boden: Blindgänger, Bombenreste, Sprengfallen oder improvisierte Minen, Tausende von Tonnen Schutt, die mit explosiven Überresten kontaminiert sind", erklärt Emmanuel Sauvage, Leiter der Abteilung "Reduzierung bewaffneter Gewalt" bei Handicap International.

Derzeit sind 11,5 von 17 Millionen Menschen in Syrien den Risiken von explosiven Kriegsmunitionsrückständen ausgesetzt. Zwischen November 2018 und Februar 2020 wurden 12'000 Menschen Opfer davon. Aus diesem Grund müssen Minenräumung und Risikoaufklärung eine Priorität der internationalen Hilfe sein. Nach Homs im Jahr 2012, Aleppo 2016, Ghuta 2017, Deraa 2018, Idlib 2019 usw. wiederholt sich das gleiche Szenario immer wieder: massive Bombardierungen in bewohnten Gebieten mit tragischen humanitären Folgen.

Die verletzte, vertriebene und traumatisierte syrische Bevölkerung

Zwischen 2011 und 2019 wurden in Syrien 87'524 Menschen durch Sprengstoffwaffen getötet oder verletzt. 85% dieser Opfer waren Zivilistinnen und Zivilisten. Wenn sie nicht töten, zerstören Sprengstoffwaffen ganze Familien: physische und psychische Traumata, Flucht oder Armut sind die Folgen.

Seit 2011 ist mehr als die Hälfte der syrischen Bevölkerung aufgrund der Gewalt des Konflikts vertrieben worden. 6,7 Millionen Menschen sind innerhalb Syriens auf der Flucht und leben teilweise unter sehr schwierigen Bedingungen. Während wesentliche Infrastrukturen und die syrische Wirtschaft zerstört sind, leben derzeit 80% der Syrerinnen und Syrer unterhalb der Armutsgrenze. 5,6 Millionen Menschen haben in den Nachbarländern Zuflucht gefunden: im Libanon, in Jordanien, im Irak oder in der Türkei. In diesen Ländern, die von der Syrienkrise betroffen sind, werden die Teams von Handicap International Zeuge des Leidens und der Traumata der syrischen Bevölkerung.

Die immense Aufgabe des Wiederaufbaus

"Wenn wir über den Wiederaufbau des Landes sprechen können, müssen wir ihn aus vielen verschiedenen Blickwinkeln betrachten: Minenräumung, Wiederaufbau der verwüsteten Städte, aber auch langfristige Versorgung der Verletzten, Unterstützung bei psychologischen Traumata, Heilung der Beziehungen zwischen den Gemeinschaften, die sich bekämpft haben. Es wird Generationen dauern, dieses verwüstete Land wiederaufzubauen", so Emmanuel Sauvage weiter.

Unterstützung der humanitären Akteure

Um den Wiederaufbau des Landes zu erleichtern, erinnert Handicap International daran, dass den humanitären Akteuren die Mittel zum Handeln gegeben werden müssen. Die Organisation hat die internationale Gemeinschaft dazu aufgerufen, einen sicheren Zugang zur notleidenden Bevölkerung zu gewährleisten, die mehrheitlich auf humanitäre Hilfe angewiesen ist.

Im Jahr 2018 schätzten die Akteure der Entwicklungshilfe, dass 3,4 Milliarden US-Dollar benötigt werden, um der syrischen Bevölkerung zu helfen, während die Gebermittel für die Syrienkrise nur 2,1 Milliarden US-Dollar betrugen. Handicap International fordert, dass die Staaten ihr langfristiges Engagement fortsetzen und gleichzeitig die Diversität der finanzierten Projekte sicherstellen müssen.

Politische Erklärung gegen den Einsatz von Explosivwaffen in bewohnten Gebieten: Schutz der Zivilbevölkerung vor Bombardierungen

Bis heute haben sich mehr als 70 Staaten, darunter auch die Schweiz, an der Ausarbeitung einer internationalen politischen Erklärung gegen den Einsatz von Explosivwaffen in bewohnten Gebieten beteiligt. Der Entwurf befindet sich in der Endphase der Verhandlung. Nach einer einjährigen Unterbrechung aufgrund der Covid-19-Krise wurde der diplomatische Prozess letzte Woche wieder aufgenommen. Es wird erwartet, dass das internationale Abkommen den Staaten im Sommer 2021 zur Unterschrift vorgelegt wird.

Hinweis für die Redaktion: Diese Expert*innen von Handicap International stehen für Interviews zur Verfügung:

> Lucile Papon, Regionaldirektorin für die Programme im Nahen Osten von 2016 bis Ende 2020 (Französisch/Englisch)

> Federico Dessi, seit 2020 Direktor des Nahostprogramms, leitet seit 2016 unsere Projekte der Syrienkrise (Englisch)

Pressekontakt:

Sina Liechti | Handicap International
Medien- und Kommunikationsbeauftragte
Avenue de la Paix 11 - 1202 Genève
022 710 93 36
s.liechti@hi.org
handicap-international.ch

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