6. Tagung der Einkaufsgemeinschaft HSK «5 Jahre SwissDRG - Resultate | Entwicklung | Herausforderungen»
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Zürich/Bern (ots)
Etwa 260 Vertreter von Krankenversicherungen, Spitälern, Gesundheitsdirektionen, Verbänden und Behörden tauschten sich an der diesjährigen 6. Tagung der Einkaufsgemeinschaft HSK über das Thema «5 Jahre SwissDRG - Resultate | Entwicklung | Herausforderungen» aus. Fünf Referate setzten sich kritisch mit der Thematik auseinander und gaben Zündstoff für die anschliessende Podiumsdiskussion.
Nach der Begrüssung der Gäste eröffnete Rudolf Bruder, neuer Verwaltungsratspräsident der Einkaufsgemeinschaft HSK, die heutige Tagung mit der Sicht der Krankenversicherer auf 5 Jahre SwissDRG. Laut Bruder habe sich das neue Tarifsystem bewährt und unter anderem für mehr Leistungstransparenz gesorgt sowie Finanzflüsse transparenter gemacht. Er spielte jedoch auch auf die enormen Spitalinvestitionen an, sprach von fehlender Spezialisierung und bezeichnete die «5 Jahre SwissDRG» als «5 Jahre Verschärfung kantonaler Rollenkonflikte».
Pierre-Yves Maillard, Regierungsrat und Vorsteher des Gesundheits- und Sozialdepartements des Kantons Waadt startete im Anschluss mit seiner «Chronik eines Desasters». Er veranschaulichte mit zahlreichen Grafiken, welche Auswirkungen die Einführung des neuen Spitalfinanzierungssystems auf die gesamte Schweiz respektive auf den Kanton Waadt habe. Gesamtschweizerisch machte er auf einen deutlich höheren Kostenanstieg zu Lasten der Kantone und der obligatorischen Krankenpflegeversicherung aufmerksam. Im Kanton Waadt resümierte Regierungsrat Maillard die bisherigen Bemühungen um eine Kostenreduktion als erfolgreich, weitere Reduktionen seien jedoch nur noch begrenzt möglich.
Die Sicht der Privatklinikgruppe Hirslanden auf die Auswirkungen, Herausforderungen und Entwicklungen der neuen Spitalfinanzierung präsentierte anschliessend Dr. Daniel Liedtke, COO der Hirslanden AG. Seiner Meinung nach habe das Fallpauschalensystem für mehr Transparenz gesorgt, andere Bereiche zeigen jedoch noch Verbesserungspotential. So sprach auch Herr Dr. Liedtke an, dass das System keine Kostenreduktion hervorgerufen habe und der Qualitätswettbewerb eher gering sei. Zudem stelle die Mehrfachrolle der Kantone ein ernsthaftes Problem dar, sodass beispielsweise Strukturbereinigungen durch Quersubventionen behindert werden. Herausfordernd für die Spitalfinanzierung seien laut Liedtke zukünftige Entwicklungen wie der Fachkräftemangel, die alternde Gesellschaft, die Digitalisierung, Ambulantisierung und die Tarmed-Revision.
Dr. Till Hornung, CEO der Kliniken Valenz und Präsident der Ostschweizer Privatkliniken, bot den Tagungsgästen einen Einblick in den Bereich der Rehabilitation. Er fasste zusammen, dass der Rehabilitationsbedarf angestiegen sei und voraussichtlich auch weiter steigen werde. Die gleiche Entwicklung zeigt sich bei der Vernetzung des Reha-Bereichs mit dem Akutsektor. Als Gründe für den zunehmenden Bedarf nennt er unter anderen den enormen Kostendruck im Akutsystem, den Anstieg chronischer Verläufe und die gesundheitsökonomische Sinnhaftigkeit. Mit dem zunehmenden Rehabilitationsbedarf einher gehe laut Hornung der steigende Anspruch an die Versorgungswirksamkeit und Qualität. Wünschenswert wären daher klare und einheitliche Qualitätskriterien sowie Vorgaben durch den Kanton und ein deutlich vereinfachtes Kostengutspracheverfahren.
Durch die zunehmende Dynamik der Schweizer Spitäler werde die Wirtschaftlichkeit zur Herausforderung - unter dieser Hypothese stellte Philip Sommer, Director und Leiter Beratung Gesundheitswesen bei PwC Schweiz, in seinem Referat die Ergebnisse des CEO Survey Spitalmarkt Schweiz 2017 vor. Laut dieser Studie gehen die Befragten weiterhin von steigenden Fallzahlen aus, rechnen aber grösstenteils mit stagnierenden, sogar sinkenden Tarifen, sodass die Tarifentwicklung in der Zukunft eine zentrale Herausforderung darstellen werde. Spannend ist hier, dass die CEOs trotz dieser erwarteten Tarifentwicklung keine oder kaum Profitabilitätseinbussen befürchten. Diese Erwartung lässt schliessen, dass zukünftig höhere Effizienz gefragt ist sowie die Kern- und Supportprozesse optimiert werden müssen. Ein weiteres Hauptthema der kommenden Jahre werde die erhöhte Patientenzentrierung sein. Die PwC-Vision «Patientenerlebnis im Spital» reagiert auf dieses Thema und gibt Denkanstösse für eine verbesserte Interaktion und Kommunikation mit den Patienten.
Welche Veränderungen SwissDRG den Spitälern brachte und welche Herausforderungen bei zukünftigen Verhandlungen anstehen, präsentierte Peter Graf, Geschäftsführer der Einkaufsgemeinschaft HSK. Laut Graf sei die Einführungsphase definitiv abgeschlossen: der Wettbewerb spiele zwischen den Spitälern, sodass sie zunehmend vergleichbar werden und die Baserates zeigen eine generell sinkende Tendenz. Diesen Trend müssen die Spitäler kompensieren. Wie die Entwicklung zeigt, geschieht das durch steigende Fallzahlen und die Zunahme der Kurzlieger. Sehr deutlich werde die Fallzahlentwicklung auch im Bereich der Rehabilitation: hier zeigen sich mehr Fälle bei gleicher Aufenthaltsdauer. Herausfordernd für zukünftige Verhandlungen wird daher zum einen weiterhin das Thema «ambulant vor stationär» sein. Zum anderen stehen Fragen zur Wirtschaftlichkeit, Transparenz und zu den steigenden Reha-Quoten im Raum.
Kontakt:
Einkaufsgemeinschaft HSK
Daniel Burger
Kommunikationsverantwortlicher
+41 79 384 49 99