Prof. Dr. Heino Stöver - Sozialwissenschaftliche Suchtforschung
E-Zigarettenkonferenz: Wissenschaftler & Ärzte formieren sich mit Positionspapier, um Gesundheitsbehörden wach zu rütteln
Frankfurt am Main (ots)
Renommierte Wissenschaftler und Ärzte fordern ein Umdenken beim Umgang mit E-Zigaretten. E-Zigaretten sind bis zu 95% weniger schädlich als gerauchter Tabak und können damit erheblich zur Raucherentwöhnung beitragen.
In einem Positionspapier fordern renommierte Wissenschaftler und Ärzte deutsche Gesundheitsbehörden auf, die gesundheitlichen Vorteile der E-Zigarette öffentlich zu kommunizieren. Dies ist ebenfalls das Fazit der heute vom Institut für Suchtforschung (ISFF) der Frankfurt University of Applied Sciences veranstalteten Konferenz "E-Zigarette: Was wir wissen, müssen".
Wissenschaftler und Ärzte formieren sich mit Positionspapier
Im Positionspapier "Neue Wege zur Eindämmung des Rauchens: Tabakkonsum & Schadensminimierung (Tobacco Harm Reduction)", das während der Konferenz erstmalig vorgestellt wurde, zeigen zahlreiche Wissenschaftler und Ärzte (darunter u.a. Prof. Dr. Heino Stöver, Dr. Thomas Hering, Prof. Dr. Martin Storck, Prof. Dr. Ute Mons, Dr. Tobias Rüther, Prof. Dr. Michael Krausz) auf, dass ausgerechnet starke Raucher zu wenig über die Möglichkeit wissen, mit Hilfe von E-Zigaretten, Tabakerhitzern und tabakfreien Nikotinprodukten, die Risiken des Nikotinkonsums zu senken. Dabei beziehen sich die Wissenschaftler auf eine Befragung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), die dramatische Wissenslücken der deutschen Bevölkerung ans Licht brachte: So schätzten 61% der Befragten das gesundheitliche Risiko der E-Zigarette genauso, höher oder viel höher im Vergleich zur Tabakzigarette ein.
E-Zigaretten: Deutlich weniger schädlich als gerauchter Tabak
Tatsächlich sieht es aber ganz anders aus. So bestätigten die Referenten der Konferenz, dass E-Zigaretten bis zu 95% weniger schädlich sind als gerauchter Tabak und wesentlich zur Raucherentwöhnung beitragen können. "Gemäß aktuellen Risikobewertungen sind E-Zigaretten und Tabakerhitzer deutlich weniger schädlich als das Weiterrauchen von konventionellen Zigaretten und eignen sich daher als Beitrag zur Verringerung des Rauchrisikos," betonte Prof. Dr. med. Martin Storck.
Aufklärung in Deutschland ist dringend notwendig
Dr. Leonie Brose erklärte, dass "E-Zigaretten beim Rauchstopp deutlich mehr Raucher erreichen als andere Optionen" und dass die "Wahrnehmung und das tatsächliche Risiko bei E-Zigaretten weit auseinandergehen." Um diesen Fehlwahrnehmungen entgegenzuwirken, drängen die Wissenschaftler und Ärzte mit ihrem Positionspapier gemeinsam darauf, entsprechende Aufklärungsprogramme in Deutschland anzustoßen.
Immerhin wird hierzulande noch immer besonders viel Tabak konsumiert. "Nach aktuellen Statistiken liegt die Raucherquote in der deutschen Gesamtbevölkerung im Jahre 2020 bei 26,5%," so Prof. Dr. Stöver. "Wenn man bedenkt, dass nur 2-5% der deutschen Bevölkerung wirklich eine professionelle und vom Arzt begleitete Tabakentwöhnung in Anspruch nimmt, kommt man nicht umhin, andere Lösungswege zu finden und zu fördern, wie z.B. die Substitution durch die E-Zigarette. Es ist entscheidend, diese Lösung stärker zu berücksichtigen, um Gesundheitsrisiken entscheidend vorzubeugen", fügte Priv.-Doz. Dr. Tobias Rüther hinzu.
Harm Reduction muss im Sinne der Gesundheit gefördert werden
"Wir sind der Ansicht, dass es eine absolut ethische Notwendigkeit ist, differenzierte Risikokommunikation zu betreiben," betont Prof. Dr. Heino Stöver. "Mit dem Positionspapier fordern wir deshalb eine stärkere kommunikative und tatkräftigere Unterstützung seitens der Gesundheitsbehörden für E-Zigaretten, Tabakerhitzer und tabakfreie Nikotinprodukte. Das "Harm Reduction"-Prinzip muss hierzulande stärker gefördert werden, um Rauchern entgegen zu kommen und Gesundheitsrisiken, die mit dem Gebrauch von Tabak und Zigaretten in Verbindung stehen, zu minimieren. Mit dem Positionspapier haben wir uns aus der Wissenschaft und der Medizin zusammengeschlossen, um dieses Vorhaben voranzubringen."
Pressekontakt:
Frankfurt University of Applied Sciences
Fachbereich 4: Soziale Arbeit und Gesundheit
Prof. Dr. Heino Stöver
Telefon: +49 69 1533-2823 und mobil: 0162 133 45 33
hstoever@fb4.fra-uas.de
Weitere Informationen zum Institut für Suchtforschung unter: www.frankfurt-university.de/isff