Caritas Schweiz / Caritas Suisse
Caritas: Palliative Pflege: Passive Sterbehilfe - Wie entscheiden? Wie handeln?
Luzern (ots)
Wann ist es Zeit im Interesse von Patientinnen und Patienten auf lebensverlängernde Massnahmen zu verzichten? Wer entscheidet darüber? Wie hört man mit einer einmal begonnenen Therapie auf? Und: Was ist dabei die Rolle der Pflegenden? Die Palliativ-Pflege-Tagung 2003 in Luzern galt dem Bemühen, die Rolle und Aufgabe von Pflegenden bei Behandlungsverzicht und -abbruch zu klären.
"Es ist wahrscheinlich kaum etwas schlimmer für Schwerkranke, als wenn das Team heillos über den besten weiteren Weg zerstritten ist", sagte Steffen Eychmüller, ärztlicher Leiter der Palliativstation am Kantonsspital St. Gallen. Er traf die Feststellung anlässlich der Palliativ-Pflege-Tagung in Luzern, die von Caritas Schweiz zusammen mit dem Verband Heime und Institutionen Schweiz (CuraViva), mit dem Schweizerischen Berufs- und Fachverband der Geriatrie, Rehabilitations- und Langzeitpflege (SBGRL) sowie dem Schweizerischen Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner (SBK) organisiert wurde. Einen Weg, gute Entscheidungen zu treffen, sieht Eychmüller in einem verbesserten Informationsaustausch zwischen den beteiligten Personen. Dazu gehören neben den Ärztinen und Ärzten die Patientinnen und Patienten selbst, die Pflegenden, die nächsten Angehörigen sowie weitere Vertrauenspersonen.
Transparente Entscheidungsfindung
Aus pflegerischer Sicht stellt die ärztliche Entscheidungsfindung oft eine "Black Box" dar, wie Alexandra Just, Pflegewissenschafterin am Universitätsspital Zürich, feststellte. "Die Konsequenz: Pflegenden fällt es schwer, Entscheidungen nachzuvollziehen und mitzutragen. Uneinigkeiten im Behandlungsprozess und mangelnde Transparenz verursachen bei Pflegenden eine Ungewissheit, so dass sie auf die Fragen von Angehörigen keine adäquate Auskunft geben können oder sich möglicherweise in ihrem eigenen pflegerischen Handeln lähmen", erklärte sie.
Um gemeinsam entscheiden zu können, wurde beispielsweise im Wohn- und Pflegezentrum Oberi in Winterthur ein Ethikkomittee eingesetzt. Dessen Funktionsweise stellten Maja Rhyner, Geschäftsführerin, Elisabeth Fankhauser, Ausbildungsverantwortliche, und Gisela Berger-Benz, ärztliche Leiterin, in ihrem Beitrag vor. Gearbeitet werde vor allem in Untergruppen: Das "Ethikforum" nimmt sich medizin-ethischen Fragestellungen an, daneben gibt es die Gruppen "Ethik im Alltag", "Publikationen", "Weiterbildung" und "Patienteneinbezug".
Umfassende, menschliche Betreuung
Esther Schmidlin, ehemalige Pflegefachfrau im Arlesheimer Hospiz im Park, sprach in ihrem Beitrag über die strukturellen Bedingungen im Hospiz. Die äusseren Bedingungen wie Ruhe, Aussicht, persönliche Gestaltungsmöglichkeiten in den Zimmern usw. seien wichtig. Doch gewährleisteten "vor allem die inneren Strukturen" eine gute palliative Pflege. Im Vordergrund stehe die "umfassende menschliche Betreuung des Patienten und seiner Angehörigen", was eine gute Kommunikation voraussetze. Überdies spielten auch Weiterbildung und Supervision des Personals eine wichtige Rolle. Denn: Palliative Pflege braucht Professionalität. Dazu gehört auch eine "ausgereifte und bestimmte menschliche Haltung und Kommunikationskultur", wie Cornelia Knipping, Pflegefachfrau und Dozentin in St. Gallen ausführte.
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