BFS: Die berufliche Vorsorge 2002
(ots)Die berufliche Vorsorge 2002
Erstmalige Abnahme der Bilanzsumme
Infolge der weltweiten Börsenbaisse erlitten die Pensionskassen auf den Aktienmärkten wie bereits im Vorjahr starke Verluste, welche über eine Reduktion der Wertschwankungsreserven (-33,2 Mrd. Fr.) sowie der freien und gebundenen Mittel (-18,1 Mrd. Fr.) ausgeglichen werden mussten. Die Bilanzsumme der Vorsorgeeinrichtungen sank seit der letzten Vollerhebung (2000) um 50 Milliarden (-10,3%) auf 440,5 Milliarden Franken. War Ende 2000 ein Drittel der gesamten Kapitalanlagen in Aktien angelegt, sank der Aktienanteil per Ende 2002 auf knapp einen Viertel des Bilanzwertes. Dies geht aus den vom Bundesamt für Statistik (BFS) publizierten provisorischen Ergebnissen der Pensionskassenstatistik hervor. Zunahme der Versicherten, der Beiträge und der Leistungen Der Gesamtbestand der Versicherten erhöhte sich seit 2000 um 2,6 Prozent auf 3,31 Millionen (inklusive mehrfach Versicherte), wobei über 77 Prozent nach dem Beitragsprimat versichert waren. Der Trend zu diesem System hielt somit weiter an. Wegen der Verselbständigung von Bundesbetrieben nahm die Zahl der aktiven Versicherten bei den privat-rechtlichen Vorsorgeeinrichtungen zu. Die Beiträge der Versicherten und Arbeitgeber stiegen infolge der höheren Versichertenzahl, der teilweise gestiegenen Risikobeiträge sowie des Wegfalls vorübergehend gewährter Beitragsreduktionen auf insgesamt 31,4 Milliarden Franken an. 37,6 Prozent der Beiträge entfielen auf die Arbeitnehmer und 62,4 Prozent auf die Arbeitgeber. 8,2 Prozent der Arbeitgeberbeiträge stammten aus Auflösungen von Arbeitgeber-beitragsreserven sowie aus Finanzierungsstiftungen. Per Ende 2002 meldeten die Vorsorgeeinrichtungen einen Rentnerbestand von 805000 Personen (+7,6%; inkl. Mehrfachzählungen). Die während des Jahres ausbezahlten Renten stiegen auf 18,2 Milliarden Franken (+11,5%). Dass die Rentenleistungen stärker zunahmen als die Anzahl Bezüger ist u.a. darauf zurückzuführen, dass die Neurentner eine zunehmend längere Beitragsdauer und damit einen höheren Leistungsanspruch aufweisen. Bei den Bezügern von Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenkapital war demgegenüber eine Abnahme um 9 Prozent zu verzeichnen. Gleichzeitig ging das ausbezahlte Kapital um 10,5 Prozent auf 3,5 Milliarden Franken zurück. Die vermehrte Zurückhaltung beim Kapitalbezug dürfte auf die damals unattraktiven Anlagemöglichkeiten zurückzuführen sein. Die gegenläufige Bewegung des Renten- und Kapitalbezugs führte dazu, dass die im Berichtsjahr ausbezahlten Gesamtleistungen im Vergleich zum Schätzwert 2001 geringer ausfielen. Der Trend zu weniger Pensionskassen setzte sich in den Jahren 2001 und 2002 als Folge der strukturellen wirtschaftlichen Änderungen weiter fort: Die Anzahl der privat- und öffentlich-rechtlichen Vorsorge-einrichtungen ging insgesamt um 10,7 Prozent auf 8125 zurück. 2450 Pensionskassen mit 3,15 Millionen Versicherten führten dabei die gesetzliche berufliche Vorsorge (BVG) durch. Hohe Kursverluste auf dem Aktienmarkt In der zweiten Hälfte der neunziger Jahre hatten die Vorsorgeeinrichtungen vor dem Hintergrund der politischen Diskussionen zur Sicherung der Altersvorsorge, der geänderten Anlagevorschriften sowie der anhaltenden positiven Entwicklung auf den Aktienmärkten ihre Aktienanteile laufend erhöht. Damit sollte den allgemeinen Forderungen nach einer deutlich besseren Performance Rechnung getragen werden. Unterstützt wurde dieser Trend durch die vergleichsweise tiefen Renditen im Bereich der festverzinslichen Wertpapiere sowie der Liegenschaften. Mit der Wende auf den Börsenmärkten trat gegen Ende 2000 eine zunehmend negative Entwicklung ein, welche bei den Vorsorgeeinrichtungen im Berichtsjahr zu Nettowertberichtigungen (Höher- minus Tieferbewertungen) auf Wertschriften und Liegenschaften im Umfange von -40,1 Milliarden Franken führte. Es handelte sich dabei vorwiegend um Buchverluste. Die unbefriedigende Wirtschaftslage und das niedrige Zinsniveau auf dem Kapitalmarkt verstärkten diese negative Entwicklung zusätzlich: Mit rund 13,3 Milliarden Franken fiel der Ertrag aus Wertschriften, Liegenschaften und anderen Anlagen, inklusive Guthaben beim Arbeitgeber, im Vergleich zu 2000 deutlich niedriger aus (-19,6%). und ihre Auswirkungen auf die Reserven der Vorsorgeeinrichtungen Die erlittenen Nettoverluste auf dem Aktienmarkt fanden ihren Niederschlag auf der Passivseite der kaufmännischen Bilanz. Einerseits ging das gebundene und freie Kapital, inklusive Vorsorgerückstellungen, um 4,4 Prozent auf 397 Milliarden Franken zurück und anderseits mussten die Wertschwankungsreserven um 33,2 Milliarden Franken oder um 64,8 Prozent abgebaut werden. Sie beliefen sich Ende 2002 auf nunmehr 18 Milliarden Franken. Etliche Vorsorgeeinrichtungen konnten die Kursverluste allerdings nicht vollständig über die in den Vorjahren gebildeten Reserven auffangen und gerieten demzufolge Ende 2002 in eine Unterdeckung. Mit den eingeleiteten Sanierungsmassnahmen sowie des seit 2003 aufhellenden Börsenmarktes hat sich die finanzielle Lage vieler Pensionskassen inzwischen wieder etwas gebessert. Die Wertschwankungsreserven und Rückstellungen auf Vermögensanlagen machten Ende 2002 anteilmässig an der Bilanzsumme noch 4,1 Prozent (Ende 2000: 10,4%) aus, während 90,1 Prozent auf das gebundene und freie Kapital, inklusive Vorsorgerückstellungen, fielen. Erstmalige Abnahme der Bilanzsumme Konnte mit den bisherigen Erhebungen stets ein permanentes Wachstum der Bilanzsumme gemeldet werden, entwickelte sich diese ab 2001 erstmals rückläufig: Sie ging von 490,9 (Ende 2000) auf 440,5 Milliarden Franken (Ende 2002) zurück, was einer Abnahme um 10,3 Prozent entspricht. Diese Entwicklung ist auf die schlechte Börsenlage zurückzuführen, d.h. die Wertschriften mussten per Bilanzstichtag mit einem spürbar tieferen Marktwert in die Bilanz eingesetzt werden. Betrug der Aktienanteil an der Bilanzsumme per Ende 2000 noch 32,8 Prozent, bildete er sich zwei Jahre später auf 24,4 Prozent zurück. Als Folge dieser Verschiebung stieg der Obligationenanteil um vier Prozentpunkte auf nunmehr 35,2 Prozent an. Der deutliche Zuwachs des Anteils der flüssigen Mittel und kurzfristigen Anlagen auf 10,2 Prozent dürfte die damals herrschende Unsicherheit auf den Kapitalmärkten widerspiegeln. Angesichts mangelnder attraktiver Anlagemöglichkeiten wurden die Investitionen in Liegenschaften wieder besser beurteilt und das Volumen um 5,5 Prozent erhöht. Die Abnahme der Forderungen gegenüber den Arbeitgebern (-14,8 Mrd. Fr.) setzte sich aufgrund der Restrukturierungen von öffentlich- rechtlichen Kassen weiter fort. Diese Entwicklung wurde dabei massgebend von den Verselbständigungen zweier Bundesbetriebe beeinflusst. In der Bilanzsumme sind die von den Vorsorgeeinrichtungen nicht selbst verwalteten Kapitalanlagen (Rückkaufswerte aus den Kollektivversicherungsverträgen mit Versicherungsgesellschaften) von ca. 121 Milliarden Franken und die fehlenden Mittel (Fehlbeträge) zur Erfüllung der laufenden und zukünftigen Verpflichtungen allerdings nicht enthalten.
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