BFS: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Schweiz 2003
(ots)Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Schweiz 2003
Flaute in der Schweizer Wirtschaft
Nach ersten Hochrechnungen des Bundesamtes für Statistik (BFS) ist das BIP im Jahr 2003 geschrumpft. Diese Negativentwicklung ist hauptsächlich auf die geringe Nachfrage aus dem Ausland zurückzuführen. Aber auch der Inlandsmarkt stagniert. Mit Ausnahme der chemischen Industrie, des Baugewerbes sowie der Energie- und Wasserversorgung zeigen die übrigen Branchen der Schweizer Wirtschaft nach wie vor Anzeichen von Schwäche. Einzig die Wohnbauinvestitionen erwiesen sich als Stütze für die Nachfrage aus dem Inland. Das BIP zu laufenden Preisen nahm 2003 gegenüber dem Vorjahr um 0,5% auf 433 Milliarden Franken zu. Die mässige Erhöhung des allgemeinen Preisniveaus (+0,9%) hatte zur Folge, dass das BIP zu Preisen des Vorjahres um 0,4% zurückging. Ein Jahr zuvor war noch ein Plus von 0,3% zu Preisen des Vorjahres notiert worden. Die ersten Schätzungen des BIP basieren auf den verschiedenen Verwendungsarten sowie auf der Entwicklung der Wertschöpfungsentstehung der verschiedenen Sektoren (produktionsbasierter Ansatz). Kostenrationalisierungen halten Konsequenzen des Rückgangs der Produktionstätigkeit in Grenzen Der bereits 2002 festgestellte Kostenrationalisierungsprozess setzte sich auch 2003 fort. Er reichte diesmal jedoch nicht aus, um den Rückgang der Produktionstätigkeit im Sektor der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften (marktbestimmte Produktion nichtfinanzieller Waren und Dienstleistungen) vollständig auszugleichen. Dieser Sektor verzeichnete sowohl zu laufenden Preisen als auch zu Preisen des Vorjahres eine negative Wertschöpfungsentwicklung. Einzig die chemische Industrie, die Energie- und Wasserversorgung sowie das Bauwesen und der Verkehrsbereich vermeldeten positive Wertschöpfungsentwicklungen. Demgegenüber hatten der primäre Sektor, die Metallerzeugung und bearbeitung, die Maschinenindustrie, die Bekleidungsindustrie sowie die Informatik einen deutlichen Einbruch zu verkraften. Der Wertschöpfungsrückgang war zudem von einem Beschäftigungsrückgang im gesamten institutionellen Sektor begleitet. 2003 wurden im Sektor der finanziellen Kapitalgesellschaften (Nationalbank, Banken, Versicherungen, Pensionseinrichtungen) tief greifende Restrukturierungen vorgenommen. Als Reaktion auf die Schwierigkeiten in diesem Sektor wurden die Verwaltungs- und Personalkosten ab 2001 gesenkt. Im Teilsektor der Banken vermochten diese Massnahmen jedoch einen leichten Wertschöpfungsverlust nicht zu verhindern. Trotz Erholungstendenz gegen Ende des Berichtsjahres stagnieren die Finanzmärkte nach wie vor. Zusammen mit der anhaltenden Schrumpfung im Treuhandbereich belastet diese Entwicklung die Ergebnisse der Bankbranche, während das Zinsgeschäft eine stützende Wirkung ausübte. Im Sektor «Staat» (Bund, Kantone, Gemeinden, Sozialversicherungen) war 2003 eine Kostensteigerung zu beobachten. Die Sozialversicherungen (AVH, IV, EO, Arbeitslosenversicherung) sehen sich mit einer zunehmenden Anzahl invalider Personen und einer wachsenden Arbeitslosigkeit konfrontiert, wodurch sich ihre Betriebskosten erhöhen. In den Kantonen und Gemeinden sind zudem die Personalkosten gestiegen. Inländische Endnachfrage nach wie vor schwach Die inländische Endnachfrage, d.h. die Konsumausgaben und die Bruttoanlageinvestitionen, legten 2003 geringfügig zu, dies sowohl zu laufenden Preisen (+0,5%) als auch zu Preisen des Vorjahres (+0,4%). Die Konsumausgaben der privaten Haushalte und der privaten Organisationen ohne Erwerbscharakter (POoE), die mehr als 60% des BIP ausmachen, erhöhten sich um 1,1% zu laufenden Preisen und lediglich um 0,5% zu Preisen des Vorjahres. Die Bruttoanlageinvestitionen hatten trotz einer weiteren Erholung im Baugewerbe einen leichten Rückgang um 0,3% zu Preisen des Vorjahres zu gewärtigen. Und zum dritten aufeinander folgenden Mal dämpften die Ausrüstungsinvestitionen die wirtschaftliche Entwicklung. Leichte Zunahme der Konsumausgaben der privaten Haushalte Die ungünstige Wirtschaftslage und die Zunahme der Arbeitslosigkeit drückten 2003 auf die Konsumstimmung und hemmten damit die Steigerung der Konsumausgaben der privaten Haushalte und der POoE. Zum zweiten aufeinander folgenden Mal legten diese Ausgaben zu Preisen des Vorjahres nur leicht zu (+0,5%) und stützten damit das Wachstum lediglich geringfügig. Wohnbau als Investitionsstütze 2003 blieb die Situation im Bereich der Bruttoanlageinvestitionen ungünstig. Diese verloren sowohl zu laufenden Preisen (-2,1%) als auch zu Preisen des Vorjahres (-0,3%) an Boden. Dabei entwickelten sich die beiden Hauptkomponenten der Bruttoanlageinvestitionen die Ausrüstungs- und die Bauinvestitionen unterschiedlich. Zum dritten aufeinander folgenden Mal gaben die Ausrüstungsinvestitionen sowohl zu laufenden Preisen (-4,0%) als auch zu Preisen des Vorjahres (-2,0%) nach. Die rosigeren Geschäftsaussichten im zweiten Halbjahr 2003 vermochten die Ausrüstungsinvestitionen nicht anzukurbeln. Lediglich drei Gruppen von Ausrüstungsgütern vermochten sich 2003 zu steigern: die «Nutztiere und Nutzpflanzungen», die «Rundfunk-, Fernseh- und Nachrichtentechnik» sowie der «übrige Fahrzeugbau». Alle übrigen Kategorien insbesondere der Maschinenbau mit seinem Anteil von über 40% am Aggregat gaben sowohl zu laufenden Preisen als auch zu Preisen des Vorjahres nach. Hingegen warteten die Bauinvestitionen zum zweiten aufeinander folgenden Mal mit einem kräftigen Wachstum auf (+1,8% zu Preisen des Vorjahres). Wegen Preissenkungen steht jedoch die Entwicklung zu laufenden Preisen lediglich mit +0,3% zu Buche. Bei den beiden Hauptkomponenten der Bauinvestitionen, d.h. im Hoch- und im Tiefbau, bot sich 2003 ein deutlich anderes Bild als im Jahr zuvor. Das positive Resultat im Jahr 2002 kam hauptsächlich durch eine kräftige Erhöhung der öffentlichen Tiefbauinvestitionen zustande. Im darauf folgenden Jahr erwies sich der Hochbau als Wachstumsmotor. Dabei ging vom Wohnbau eine besondere Dynamik aus, der insbesondere von Preisreduktionen und günstigen Hypothekarzinsen profitierte. Demgegenüber schränkten die öffentlichen Auftraggeber, insbesondere der Bund, ihre Ausgaben im Tiefbau im Zuge von Sparanstrengungen deutlich ein. Verringerung des Aussenbeitrags Wie bereits 2002 belastete die internationale Konjunkturschwäche auch 2003 den Aussenhandel der Schweiz stark. Der Saldo der Handelsbilanz schrumpfte zwar sowohl zu laufenden Preisen als auch zu Preisen des Vorjahres, ist jedoch nach wie vor äusserst hoch. Zu laufenden Preisen erreichte er 4,5 Milliarden Franken, was den zweithöchsten Überschuss seit 1990 bedeutet. Bei diesen Betrachtungen gilt es zu bedenken, dass 2002 ein Ausnahmejahr gewesen ist. Zu Preisen des Vorjahres verbleibt ein positiver Saldo von 2,3 Milliarden Franken. Der Saldo der Dienstleistungsbilanz legte sowohl zu laufenden Preisen als auch zu Preisen des Vorjahres zu. Diese Entwicklung ist hauptsächlich auf eine Reduktion der Dienstleistungsimporte zurückzuführen. Die Verschlechterung der Handelsbilanz zu Preisen des Vorjahres ist auf eine leichte Abschwächung der Ausfuhren (-0,2%) und eine Zunahme der Einfuhren (+1,9%) zurückzuführen. Dabei ergaben sich in fast allen Einfuhrkategorien Zunahmen, mit Ausnahme der Maschinenindustrie und den Präzisionsinstrumenten. Demgegenüber stagnierten die meisten Ausfuhrpositionen. Dies gilt nicht für die Maschinenindustrie, die stark nachgab, und die Fahrzeuge, die deutlich zulegten. Im letztgenannten Fall spielte der Export von Flugzeugen eine wichtige Rolle. Nach der Talfahrt 2001 und der Stabilisierung 2002 ging es mit dem Saldo der Dienstleistungsbilanz 2003 sowohl zu laufenden Preisen als auch zu Preisen des Vorjahres wieder aufwärts. Volumenmässig schrumpften die Dienstleistungsimporte um 1,4%. Deutliche Verringerungen sind für die Lizenzgebühren, den Tourismus und die internationalen Transporte zu vermelden. Im Gegensatz dazu lagen die Dienstleistungsexporte leicht im Plus (+0,6%). Diese Steigerung ist insbesondere auf die Versicherungsdienstleistungen und auf den Verkehr zurückzuführen. Nach einem katastrophalen Jahr 2002 erholte sich der Luftverkehr etwas. Die Austauschrelation (Terms of Trade) präsentierte sich besser als vor Jahresfrist, da sich die Preise der eingeführten Güter abschwächten und jene der ausgeführten Güter leicht anstiegen.
BUNDESAMT FÜR STATISTIK Pressestelle
Auskunft: Philippe Küttel, BFS, Sektion Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, Tel.: 032 713 60 67
Neuerscheinung: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung: Eine Einführung in Theorie und Praxis, Bestellnummer: 219-0300. Preis: Fr. 30.--
Pressestelle BFS, Tel.: 032 713 60 13; Fax: 032 713 63 46
Publikationsbestellungen, Tel.: 032 713 60 60, Fax: 032 713 60 61, E- Mail: order@bfs.admin.ch
Weiterführende Informationen finden Sie auf der Homepage des BFS http://www.statistik.admin.ch
Die Medienmitteilungen des BFS können als elektronische Newsletter abonniert werden. Anmeldung unter http://www.news-stat.admin.ch