Denkmaltage - Führungen in den Räumlichkeiten der Archäologie
Vaduz (ots)
Aus konservatorischen Gründen wurde in der letzten Woche die Büste des Komponisten Josef G. Rheinberger für die geplante Restaurierung der verschmutzten Oberfläche demontiert und in die Restaurierungslabors der liechtensteinischen Archäologie nach Triesen transportiert.
Im Rahmen des diesjährigen Europa-Tags des Denkmals kann heute die Arbeit der Restauratorinnen zur Konservierung dieser Bronzeplastik von der interessierten Öffentlichkeit mitverfolgt werden. Die Werkstattbesuche im Restaurierungslabor werden mit stündlichen Führungen in den Räumlichkeiten der Archäologie verknüpft und können auf diese Weise einen Einblick in die Vielfalt der im Bereich der Denkmalpflege tätigen Berufe liefern. Einen ersten Einblick in die Berufswelt der Archäologie und Denkmalpflege soll an dieser Stelle ein kurzer Abriss zur Ausbildung zum Restaurator oder zur Restauratorin archäologischer Objekte geben.
Konservatoren/Restauratoren erhalten und pflegen Kunst- und Kulturgut. Sie tragen eine hohe Verantwortung für den Weiterbestand von einmaligen und unersetzbaren Werken, die einen kulturellen, historischen, künstlerischen, religiösen, wissenschaftlichen oder dokumentarischen Wert besitzen.
Die Ausbildung zum Konservator/Restaurator wird u. a. in die Fachbereiche Gemälde/ Skulptur, Wandmalerei/Stein, Papier/Grafik, archäologische/kunsthandwerkliche/ethno-logische Objekte sowie technisches Kulturgut unterteilt.
Während der Konservierung/Restaurierung müssen sämtliche Massnahmen auf das jeweilige Objekt abgestimmt werden. Dabei beeinflussen der Werkstoff, der technologische Aufbau sowie der Erhaltungszustand die Entscheidungen. Die möglichen Konsequenzen eines jeden Eingriffs werden vor der allfälligen Ausführung hinterfragt. Diese Auseinandersetzung mit dem Kulturgut wird in enger Zusammenarbeit mit Naturwissenschaftlern, Kunsthistorikern, Archäologen und Vertretern weiterer Fachdisziplinen durchgeführt.
Im restauratorischen Alltag wird zwischen Tätigkeiten unterschieden, welche ein Objekt konservatorisch einerseits oder restauratorisch andererseits beeinflussen.
Zu den Konservierungsmassnahmen werden jene Eingriffe gezählt, die dem Zerfall eines Objekts entgegenwirken. So hat beispielsweise die Beeinflussung des umgebenden Klimas eine grosse Bedeutung. Luftfeuchtigkeit, Umgebungstemperatur, Licht und Luftschadstoffe spielen eine entscheidende Rolle im Prozess der Alterung eines Gegenstands. Metallobjekte benötigen eine trockene, kühle und schadstofffreie Lagerung, damit der Korrosionsprozess verlangsamt wird. Ausserdem werden sie in der Regel mit einem geeigneten Schutzüberzug versehen, um den Angriff von Feuchtigkeit und Luftschadstoffen zu vermindern. Dies kommt bei archäologischen Fundmünzen in der numismatischen Sammlung ebenso zur Anwendung wie bei grossen Bronzedenkmälern im Aussenbereich.
Die Entsalzung archäologischer Eisenobjekte zählt ebenfalls zu den konservierenden Massnahmen. Durch die zum Teil jahrhundertlange Lagerung im Boden können Mineralien und Salze in die Objekte gelangen. Im Restaurierungslabor werden diese dann in speziellen Bädern wieder ausgewaschen. Auf diese Weise werden Ausblühungen und Abplatzungen, welche die Substanz der Funde gefährden oder zerstören können, verhindert.
Arbeitsschritte, die zur "Lesbarkeit", d.h. zum besseren Verstehen des Objekts beitragen, werden als restauratorische Massnahmen bezeichnet. Erst die behutsame Freilegung ermöglicht in der Regel die wissenschaftliche Einordnung und Auswertung des Kulturgutes. Im Falle aufgefundener Wandmalereien kann dies die Entfernung von Übermalungen aus jüngerer Zeit bedeuten, im archäologischen Kontext die Freilegung der ursprünglichen Oberfläche einer Münze, welche durch Korrosionsauflagerungen unlesbar geworden ist. Sämtliche Massnahmen, sowohl konservatorisch wie restauratorisch, müssen reversibel sein. Alle Schritte werden ausführlich in Schrift und Bild dokumentiert.
Umfangreiches Fachwissen ist für die verantwortungsvolle Restaurierung Voraussetzung. Neben kulturhistorischen und naturwissenschaftlichen Kenntnissen sind vor allem praktische Fertigkeiten und Geduld gefordert. Gerade diese Abwechslung zwischen theoretischer und praktischer Herausforderung stellt den Reiz des Berufs dar.
Die Archäologie des Fürstentums Liechtenstein, zusammen mit der Denkmalpflege eine Abteilung des Hochbauamts, verfügt über ein gut eingerichtetes Labor zur fachgerechten Konservierung/Restaurierung von Fundobjekten.
10. EUROPA-TAG DES DENKMALS IN LIECHTENSTEIN
AUSSTELLUNG:
"STEH FEST MEIN HAUS IM WELTGEBRAUS" DENKMALPFLEGE - KONZEPTION UND UMSETZUNG
vom 27. August bis zum 15. September 2002, in der ehemaligen Spoerry-Fabrik in Vaduz Mo - Fr:14.00 Uhr - 18.00 Uhr; Sa - So: 10.00 -17.00 Uhr
VERANSTALTUNGSKALENDER
07. September 2002 13.00 -18.00 Uhr Europa-Tag des Denkmals: "Berufe in der Denkmalpflege"
Alle Führungen werden stündlich durchgeführt Treffpunkt bei den einzelnen Werkstätten und Baustellen:
Werkstatt für Holzrestaurierung Einblick in die Werksattarbeit und Reparatur historischer Fenster Sigi Korner, Restaurator, Messinastrasse 13, Triesen
Werkstätten der Archäologie Von der Notgrabung bis zur Konservierung: Die Methoden der Archäologie. Mehrzweckgebäude der Landesverwaltung, Messinastrasse 5, Triesen
Baustellenbesichtigung der Restaurierung des Liechtensteinischen Landesmuseums Einführung in die Arbeit der Denkmalpfleger Baustelleneingang südlich des Verweser- Hauses, Städtle, Vaduz
11. September 2002 18.00 Uhr Vortrag: "Faszination historische Fenster" Herman Klos, Holzmanufaktur, Rottweil /D 13. September 2002 18.00 Uhr Öffentliche Führung
Kontakt:
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des Fürstentums Liechtenstein (pafl)
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Fax +423/236'64'60
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Nr. 444