pafl: Liechtenstein beteiligt sich am internationalen Förderprojekt "KidSmart Early Learning Program" der IBM
(ots)Projekt KidSmart - «Computer im Kindergarten in Liechtenstein»
Die Vorstellung, dass die Fünf- und Sechsjährigen im Kindergarten die kuschelige Stoffmaus in der Spielzeugkiste links liegen lassen und sich statt dessen um die Computermaus reissen, kann sowohl bei Kindergärtnerinnen als auch bei Eltern zwiespältige Gefühle auslösen. Während die einen finden, der Computer habe im Kindergarten nichts zu suchen, meinen andere, Kinder könnten nicht früh genug mit den modernen Technologien vertraut gemacht werden.
Nicht zu leugnen ist die Tatsache, dass viele Kinder bereits vor dem Eintritt in den Kindergarten Bekanntschaft mit dem Computer schliessen und damit so selbstverständlich und unverkrampft umgehen wie mit den Bauklötzen. Für sie ist der Computer Teil ihrer Lebenswelt.
In den letzten Jahren sind Computer in den unteren Schulstufen installiert worden. Heute wird deren Einführung im Kindergarten diskutiert. Veränderungen können gewisse Risiken mit sich bringen, ermöglichen aber auch neue Wege und Erfahrungen. So verhält es sich auch mit dem Computereinsatz im Kindergarten. Der Computer darf kein Ersatz für andere Spiel- und Lernerfahrungen sein. Er ersetzt weder Bauklötze und Rollenspiele noch das Malen oder Gestalten mit verschiedensten Materialien. Im Kindergarten sollen Kinder Erfahrungen sammeln und Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickeln können. Dabei haben die Primärerfahrungen einen besonders hohen Stellenwert und fördern die Kinder im sozialen, körperlichen und geistigen Bereich. Dies sind Erfahrungen, die nicht über ein Medium (Computer, Bilderbücher, Dias etc.)vermittelt werden, sondern durch den direkten Kontakt. Das heisst, wenn man zum Beispiel den Schwerpunkt "Wald" im Kindergarten behandelt, muss man in erster Linie in den Wald gehen und ihn mit allen Sinnen wahrnehmen, ihn zu verschiedenen Jahreszeiten erleben etc. Der Computer wie auch andere Medien eignet sich dazu, das Thema zu vertiefen, darf aber keinesfalls als Ersatz gesehen werden. Er kann zusätzliche Sachinformationen liefern, die sich die Kinder je nach Interesse und in ihrem Rhythmus aneignen können.
Projekt Kidsmart auch in Liechtenstein
IBM engagiert sich seit Jahren im Bereich Bildung und Lernen und entwickelt in enger Zusammenarbeit mit Universitäten, Lehrpersonen und den IBM Labors Programme, die lokalen Bedürfnissen entsprechen.
Im Rahmen des Förderprogramms "KidSmart Early Learning" stellt IBM Schweiz kostenlos Multimedia-Lernstationen, Software und Printer zur Verfügung, finanziert die Lieferung direkt in den Kindergarten mit technischer Ausbildungen vor Ort, übernimmt die Kosten der technischen Hotline, begleitet die Institute bei der Evaluation, sorgt mit vierteljährlichem Newsletter und jährlichem Workshop für kantons- und länderübergreifenden Wissensaustausch. Das Projekt ist bereits in den USA, Asien, Südamerika und in den meisten europäischen Ländern angelaufen. In Deutschland sind 300 Spielstationen, in Österreich 275, in den nordischen Ländern 285 (davon 70 in Finnland) installiert. Für die Schweiz und Liechtenstein sind 90 Stationen geplant. Weltweit beteiligen sich 46 Länder am Projekt und über 1.5 Millionen Kinder und deren Erzieher und Erzieherinnen profitieren bereits von dem Programm. Bis Ende 2005 sind für Europa 5000 Spielstationen vorgesehen. (Anmerkung: Diese Spielstationen sind nicht käuflich - somit bleiben die Gemeinden bei einem allfällig späteren Einkauf in ihrer Produkte- und Dienstleistungswahl frei.)
IBM verfolgt mit diesem Projekt folgende Ziele: - Förderung der Chancengleichheit (alle Kinder haben Zugang zu einem Computer) - Einen Beitrag zur Erforschung der sozialen und kognitiven Entwicklung von 2 bis 8 - jährigen Kindern leisten, wenn Frühlerntechnologien benutzt werden - Förderung von Computer-Pädagogischen Kenntnissen - Erfahrungsaustausch unter den Lehrkräften - Integration von ICT (Informations- und Kommunikations- Technologie) als ein Werkzeug unter vielen.
5 Kindergärten im Fürstentum Liechtenstein beteiligen sich am Projekt. Diese Beteiligung wurde durch die arbeitsstelle schulinformatik mit Einverständnis der betroffenen Erziehungsberechtigten und den Gemeinde-Schulräten initiiert. Eine kompetente und achtsame Begleitung erfolgt in Zusammenarbeit mit der zuständigen Kindergarteninspektorin. Gemeinsam mit den Pilot- Kindergärtnerinnen wurden Projektziele erarbeitet, die auf die Situation in Liechtenstein zugeschnitten sind. Am Ende der Pilotphase werden klare Erkenntnisse vorhanden sein, unter welchen Bedingungen und in welchem Ausmass der Computer im Kindergarten zum Einsatz kommen könnte.
Für das Projekt gelten weltweit folgende Bedingungen:
- Standortwahl: der PC muss in den Kontext des Gruppenraumes eingebunden werden. Er soll ein Spielangebot neben vielen anderen sein. - Eine klare zeitliche Begrenzung ist wichtig. Die Computer- Benutzungszeit sollte pro Kind innerhalb von 14 Tagen in der Zeitspanne von 20 Minuten bleiben. - Die Kinder sollten nach Möglichkeit in Kleingruppen oder wenn es die Organisation zulässt mit der Kindergärtnerin die Spielstation entdecken. Hierdurch werden auch unterschiedliche soziale und kognitive Prozesse aktiviert. - Die Lernsoftware die zum Einsatz kommt, wurde durch lokale Fachinstitutionen sorgfältig geprüft und ausgewählt. - Es wird den Kindern freigestellt, ob sie den Computer benutzen möchten. - Die gewonnen Erfahrungen mit Kindern, Erziehungsberechtigten und Behörden werden mit der Schweiz und anderen Ländern regelmässig ausgetauscht
Durch die Projekt-Evaluation werden Erkenntnisse über allfällige Veränderungen: - des kognitiven und sozialen Verhaltens der Kinder gewonnen, (Wie verhalten sich scheue und draufgängerische, fremdsprachige Kinder, wenn sie am Computer spielen? Reden sie mehr oder weniger miteinander? Worüber reden sie? Was ist anders als bei anderen Spielangeboten?) - der Fachkenntnisse der Lehrpersonen gewonnen. (Sicherheit im Umgang mit ICT, Aufwertung des Computerverständnisses) der Einstellung der Erziehungsberechtigten/Behörden gewonnen.
Das Projekt dauert 2 Jahre - dann wird ein Projektbericht mit einer Empfehlung vorliegen.
Kontakt : Birgit Netzer Inspektorin Kindergarten FL birgit.netzer@sa.llv.li
Andreas Oesch Informatikpädagoge arbeitsstelle schulinformatik FL oesch.andreasi@schulen.li